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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Gewalt.
Denn um sich greift der Mensch, nicht darf man ihn
Der eignen Mäßigung vertraun. Ihn hält
In Schranken nur das deutliche Gesetz
Und der Gebräuche tiefgetretne Spur.
Doch unnatürlich war und neuer Art,
Die Kriegsgewalt in dieses Mannes Händen;
Dem Kaiser selber stellte sie ihn gleich,
Der stolze Geist verlernte, sich zu beugen.
O, Schad' um solchen Mann! denn Keiner möchte
Da feste stehen, mein' ich, wo er fiel.
    Buttler.
Spart Eure Klagen, bis er Mitleid braucht,
Denn jetzt noch ist der Mächtige zu fürchten.
Die Schweden sind im Anmarsch gegen Eger,
Und schnell, wenn wir's nicht rasch entschlossen hindern,
Wir die Vereinigung geschehn. Das darf nicht sein!
Es darf der Fürst nicht freien Fußes mehr
Aus diesem Platz, denn Ehr' und Leben hab' ich
Verpfändet, ihn gefangen hier zu nehmen,
Und Euer Beistand ist's, auf den ich rechne.
    Gordon.
O, hätt' ich nimmer diesen Tag gesehn!
Aus seiner Hand empfing ich diese Würde,
Er selber hat dies Schloß mir anvertraut,
Das ich in seinen Kerker soll verwandeln.
Wir Subalternen haben keinen Willen;
Der freie Mann, der mächtige, allein
Gehorcht dem schönen menschlichen Gefühl.
Wir aber sind nur Schergen des Gesetzes,
Des grausamen; Gehorsam heißt die Tugend,
Um die der Niedre sich bewerben darf.
    Buttler.
Laßt Euch das enggebundene Vermögen
Nicht leid thun. Wo viel Freiheit, ist viel Irrthum,
Doch sicher ist der schmale Weg der Pflicht.
    Gordon.
So hat ihn Alles denn verlassen, sagt Ihr?
Er hat das Glück von Tausenden gegründet,
Denn königlich war sein Gemüth, und stets
Zum Geben war die volle Hand geöffnet –
(mit einem Seitenblick auf Buttlern)
Vom Staube hat er Manchen aufgelesen,
Zu hoher Ehr' und Würden ihn erhöht
Und hat sich keinen Freund damit, nicht einen
Erkauft, der in der Noth ihm Farbe hielt!
    Buttler.
Hier lebt ihm einer den er kaum gehofft.
    Gordon.
Ich hab' mich keiner Gunst von ihm erfreut.
Fast zweifl' ich, ob er je in seiner Größe
Sich eines Jugendfreunds erinnert hat –
Denn fern von ihm hielt mich der Dienst, sein Auge
Verlor mich in den Mauern dieser Burg,
Wo ich, von seiner Gnade nicht erreicht,
Das freie Herz im Stillen mir bewahrte.
Denn als er mich in dieses Schloß gesetzt,
War's ihm noch ernst um seine Pflicht; nicht sein
Vertrauen täusch' ich, wenn ich treu bewahre,
Was meiner Treue übergeben ward.
    Buttler.
So sagt, wollt Ihr die Acht an ihm vollziehn,
Mir Eure Hilfe leihn, ihn zu verhaften?
    Gordon (nach einem nachdenklichen Stillschweigen, kummervoll).
Ist es an dem – verhält sich's, wie Ihr sprecht –
Hat er den Kaiser, seinen Herrn, verrathen,
Das Heer verkauft, die Festungen des Landes
Dem Reichsfeind öffnen wollen – ja, dann ist
Nicht Rettung mehr für ihn – Doch es ist hart,
Daß unter Allen eben mich das Loos
Zum Werkzeug seines Sturzes muß erwählen.
Denn Pagen waren wir am Hof zu Burgau
Zu gleich Zeit, ich aber war der ältre.
    Buttler.
Ich weiß davon.
    Gordon.
Wohl dreißig Jahre sind's. Da strebte schon
Der kühne Muth im zwanzigjähr'gen Jüngling.
Ernst über seine Jahre war sein Sinn,
Auf große Dinge männlich nur gerichtet.
Durch unsre Mitte ging er stillen Geists,
Sich selber die Gesellschaft; nicht die Lust,
Die kindische, der Knaben zog ihn an;
Doch oft ergriff's ihn plötzlich wundersam,
Und der geheimnißvollen Brust entfuhr,
Sinnvoll und leuchtend, ein Gedankenstrahl,
Daß wir uns staunend ansahn, nicht recht wissend,
Ob Wahnsinn, ob ein Gott aus ihm gesprochen.
    Buttler.
Dort war's, wo er zwei Stock hoch niederstürzte,
Als er im Fensterbogen eingeschlummert,
Und unbeschädigt stand er wieder auf.
Von diesem Tag an, sagt man, ließen sich
Anwandlungen des Wahnsinns bei ihm spüren.
    Gordon.
Tiefsinn'ger wurd' er, das ist wahr, er wurde
Katholisch. Wunderbar hatt' ihn das Wunder
Der Rettung umgekehrt. Er hielt sich nun
Für ein begünstigt und befreites Wesen,
Und keck, wie Einer, der nicht straucheln kann,
Lief er auf schwankem Seil des Lebens hin.
Nachher führt' uns das Schicksal auseinander
Weit, weit; er ging der Größe kühnen Weg
Mit schnellem Schritt, ich sah ihn schwindelnd gehn,
Ward Graf und Fürst und Herzog und Dictator,
Und jetzt ist Alles ihm zu klein, er streckt
Die Hände nach der Königskrone aus
Und stürzt in unermeßliches Verderben!
    Buttler.
Brecht ab. Er kommt.
Dritter Auftritt.
    Wallenstein im Gespräch mit dem Bürgermeister von Eger. Die Vorigen.
    Wallenstein.
Ihr wart sonst eine freie Stadt? Ich seh',
Ihr führt den halben Adler in

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