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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Morgen schon gehört den Schweden.
Die Nacht nur ist noch unser; sie sind schnell,
Noch schneller wollen wir sein – Lebet wohl.
    Gordon.
Ach, Eure Blicke sagen mir nichts Gutes.
Versprechet mir –
    Buttler.
Der Sonne Licht ist unter,
Herab steigt ein verhängnisvoller Abend –
Sie macht ihr Dünkel sicher. Wehrlos gibt sie
Ihr böser Stern in unsre Hand, und mitten
In ihrem trunknen Glückeswahne soll
Der scharfe Strahl ihr Leben rasch zerschneiden.
Ein großer Rechenkünstler war der Fürst
Von jeher. Alles wußt' er zu berechnen,
Die Menschen wußt' er, gleich des Brettspiels Steinen,
Nach seinem Zweck zu setzen und zu schieben,
Nicht Anstand nahm er, Andrer Ehr' und Würde
Und guten Ruf zu würfeln und zu spielen.
Gerechnet hat er fort und fort, und endlich
Wird doch der Calcul irrig sein; er wird
Sein Leben selbst hineingerechnet haben,
Wie Jener dort in seinem Zirkel fallen.
    Gordon.
O, seiner Fehler nicht gedenket jetzt!
An seine Größe denkt, an seine Milde,
An seines Herzens liebenswerthe Züge,
An alle Edelthaten seines Lebens,
Und laßt sie in das aufgehobne Schwert
Als Engel bittend, gnadeflehend fallen.
    Buttler.
Es ist zu spät. Nicht Mitleid darf ich fühlen;
Ich darf nur blutige Gedanken haben.
(Gordons Hand fassend.)
Gordon! Nicht meines Hasses Trieb – Ich liebe
Den Herzog nicht und hab' dazu nicht Ursach –
Doch nicht mein Haß macht mich zu seinem Mörder.
Sein böses Schicksal ist's. Das Unglück treibt mich,
Die feindliche Zusammenkunft der Dinge.
Es denkt der Mensch, die freie That zu thun,
Umsonst! Er ist das Spielwerk nur der blinden
Gewalt, die aus der eignen Wahl ihm schnell
Die furchtbare Nothwendigkeit erschafft.
Was hälf's ihm auch, wenn mir für ihn im Herzen
Was redete – Ich muß ihn dennoch tödten.
    Gordon.
O, wenn das Herz Euch warnt, folgt seinem Triebe!
Das Herz ist Gottes Stimme; Menschenwerk
Ist aller Klugheit künstliche Berechnung.
Was kann aus blut'ger That Euch Glückliches
Gedeihen? O, aus Blut entspringt nichts Gutes!
Soll sie die Staffel Euch zur Größe bauen?
O, glaubt das nicht – Es kann der Mord bisweilen
Den Königen, der Mörder nie gefallen.
    Buttler.
Ihr wißt nicht. Fragt nicht. Warum mußten auch
Die Schweden siegen und so eilend nahn!
Gern überließ' ich ihn des Kaisers Gnade,
Sein Blut nicht will ich. Nein, er möchte leben.
Doch meines Wortes Ehre muß ich lösen.
Und sterben muß er, oder – hört und wißt!
Ich bin entehrt, wenn uns der Fürst entkommt.
    Gordon.
O, solchen Mann zu retten –
    Buttler (schnell).
Was?
    Gordon.
Ist eines Opfers werth – Seid edelmüthig!
Das Herz und nicht die Meinung ehrt den Mann.
    Buttler (kalt und stolz).
Er ist ein großer Herr, der Fürst – Ich aber
Bin nur ein kleines Haupt, das wollt Ihr sagen.
Was liegt der Welt dran, meint Ihr, ob der niedrig
Geborene sich ehret oder schändet,
Wenn nur der Fürstliche gerettet wird.
– Ein Jeder gibt den Werth sich selbst. Wie hoch ich
Mich selbst anschlagen will, das steht bei mir.
So hoch gestellt ist Keiner auf der Erde,
Daß ich mich selber neben ihm verachte.
Den Menschen macht sein Wille groß und klein,
Und weil ich meinem treu bin, muß er sterben.
    Gordon.
O, einen Felsen streb' ich zu bewegen!
Ihr seid von Menschen menschlich nicht gezeugt.
Nicht hindern kann ich Euch, ihn aber rette
Ein Gott aus Eurer fürchterlichen Hand.
    (Sie gehen ab.)
Neunter Auftritt.
    Ein Zimmer bei der Herzogin.
    Thekla in einem Sessel, bleich, mit geschlossenen Augen. Herzogin und Fräulein von Neubrunn um sie beschäftigt. Wallenstein und die Gräfin im Gespräch.
    Wallenstein.
Wie wußte sie es denn so schnell?
    Gräfin.
Sie scheint
Unglück geahnt zu haben. Das Gerücht
Von einer Schlacht erschreckte sie, worin
Der kaiserliche Oberst sei gefallen.
Ich sah es gleich. Sie flog dem schwedischen
Kurier entgegen und entriß ihm schnell
Durch Fragen das unglückliche Geheimniß.
Zu spät vermißten wir sie, eilten nach;
Ohnmächtig lag sie schon in seinen Armen.
    Wallenstein.
So unbereitet mußte dieser Schlag
Sie treffen! Armes Kind! – Wie ist's? Erholt sie sich?
(Indem er sich zur Herzogin wendet.)
    Herzogin.
Sie schlägt die Augen auf.
    Gräfin.
Sie lebt!
    Thekla (sich umschauend).
Wo bin ich?
    Wallenstein (tritt zu ihr, sie mit seinen Armen aufrichtend).
Komm zu dir, Thekla. Sei mein starkes Mädchen!
Sieh deiner Mutter liebende Gestalt
Und deines Vaters Arme, die dich halten.
    Thekla (richtet sich auf).
Wo ist er? Ist er nicht mehr hier?
    Herzogin.
Wer,

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