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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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wieder in eine tiefe Zerstreuung gefallen, er ermuntert sich und wendet sich schnell zur Gräfin).
Ihn wiedersehn? – O niemals wieder!
    Gräfin.
Wie?
    Wallenstein.
Er ist dahin – ist Staub!
    Gräfin.
Wen meinst du denn?
    Wallenstein.
Er ist der Glückliche. Er hat vollendet.
Für ihn ist keine Zukunft mehr, ihm spinnt
Das Schicksal keine Tücke mehr – sein Leben
Liegt faltenlos und leuchtend ausgebreitet,
Kein dunkler Flecken blieb darin zurück,
Und unglückbringend pocht ihm keine Stunde.
Weg ist er über Wunsch und Furcht, gehört
Nicht mehr den trüglich wankenden Planeten –
O, ihm ist wohl! Wer aber weiß, was uns
Die nächste Stunde schwarz verschleiert bringt!
    Gräfin.
Du sprichst von Piccolomini. Wie starb er?
Der Bote ging just von dir, als ich kam.
    (Wallenstein bedeutet sie mit der Hand, zu schweigen.)
    O wende deine Blicke nicht zurück!
Vorwärts in hellre Tage laß uns schauen.
Freu' dich des Siegs, vergiß, was er dir kostet.
Nicht heute erst ward dir der Freund geraubt;
Als er sich von dir schied, da starb er dir.
    Wallenstein.
Verschmerzen werd' ich diesen Schlag, das weiß ich;
Denn was verschmerzte nicht der Mensch! Vom Höchsten
Wie vom Gemeinsten lernt er sich entwöhnen,
Denn ihn besiegen die gewalt'gen Stunden.
Doch fühl' ich's wohl, was ich in ihm verlor.
Die Blume ist hinweg aus meinem Leben,
Und kalt und farblos seh' ich's vor mir liegen.
Denn er stand neben mir, wie meine Jugend,
Er machte mir das Wirkliche zum Traum,
Um die gemeine Deutlichkeit der Dinge
Den goldnen Duft der Morgenröthe webend –
Im Feuer seines liebenden Gefühls
Erhoben sich, mir selber zum Erstaunen,
Des Lebens flach alltägliche Gestalten.
– Was ich mir ferner auch erstreben mag,
Das Schöne ist doch weg, das kommt nicht wieder,
Denn über alles Glück geht doch der Freund,
Der's fühlend erst erschafft, der's theilend mehrt.
    Gräfin.
Verzag' nicht an der eignen Kraft. Dein Herz
Ist reich genug, sich selber zu beleben.
Du liebst und preisest Tugenden an ihm,
Die du in ihm gepflanzt, in ihm entfaltet.
    Wallenstein (an die Thüre gehend).
Wer stört uns noch in später Nacht? – Es ist
Der Kommendant. Er bringt die Festungsschlüssel.
Verlaß uns, Schwester! Mitternacht ist da.
    Gräfin.
O, mir wird heut so schwer, von dir zu gehn,
Und bange Furcht bewegt mich.
    Wallenstein.
Furcht? Wovor?
    Gräfin.
Du möchtest schnell wegreisen diese Nacht,
Und beim Erwachen fänden wir dich nimmer.
    Wallenstein.
Einbildungen!
    Gräfin.
O, meine Seele wird
Schon lang von trüben Ahnungen geängstigt,
Und wenn ich wachend sie bekämpft, sie fallen
Mein banges Herz in düstern Träumen an.
– Ich sah dich gestern Nacht mit deiner ersten
Gemahlin, reich geputzt, zu Tische sitzen –
    Wallenstein.
Das ist ein Traum erwünschter Vorbedeutung,
Denn jene Heirath stiftete mir Glück.
    Gräfin.
Und heute träumte mir, ich suchte dich
In deinem Zimmer auf – Wie ich hineintrat,
So war's dein Zimmer nicht mehr, die Karthause
Zu Gitschin war's, die du gestiftet hast,
Und wo du willst, daß man dich hin begrabe.
    Wallenstein.
Dein Geist ist nun einmal damit beschäftigt.
    Gräfin.
Wie? Glaubst du nicht, daß eine Warnungsstimme
In Träumen vorbedeutend zu uns spricht?
    Wallenstein.
Dergleichen Stimmen gibt's – Es ist kein Zweifel!
Doch Warnungsstimmen möcht' ich sie nicht nennen,
Die nur das Unvermeidliche verkünden.
Wie sich der Sonne Scheinbild in dem Dunstkreis
Malt, eh sie kommt, so schreiten auch den großen
Geschicken ihre Geister schon voran,
Und in dem Heute wandelt schon das Morgen.
Es machte mir stets eigene Gedanken,
Was man vom Tod des vierten Heinrichs liest.
Der König fühlte das Gespenst des Messers
Lang vorher in der Brust, eh sich der Mörder
Ravaillac damit waffnete. Ihn floh
Die Ruh', es jagt' ihn auf in seinem Louvre,
Ins Freie trieb es ihn; wie Leichenfeier
Klang ihm der Gattin Krönungsfest, er hörte
Im ahnungsvollen Ohr der Füße Tritt,
Die durch die Gassen von Paris ihn suchten –
    Gräfin.
Sagt dir die innre Ahnungsstimme nichts?
    Wallenstein.
Nichts. Sei ganz ruhig!
    Gräfin (in düsteres Nachsinnen verloren).
Und ein ander Mal,
Als ich dir eilend nachging, liefst du vor mir
Durch einen langen Gang, durch weite Säle,
Es wollte gar nicht enden – Thüren schlugen
Zusammen, krachend – keuchend folgt' ich, konnte
Dich nicht erreichen – plötzlich fühlt' ich mich
Von hinten angefaßt mit kalter Hand,
Du warst's und küßtest mich, und über uns
Schien eine rothe Decke

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