Dramatische Werke
fest wie Stahl, man mußt' ihn
Zuletzt mit Flintenkolben niederschlagen.
Macdonald.
Hört, was ich thun will!
Deveroux.
Sprich!
Macdonald.
Ich kenne hier
Im Kloster einen Bruder Dominikaner
Aus unsrer Landsmannschaft, der soll mir Schwert
Und Pike tauchen in geweihtes Wasser
Und einen kräft'gen Segen drüber sprechen,
Das ist bewährt, hilft gegen jeden Bann.
Buttler.
Das thue, Macdonald. Jetzt aber geht.
Wählt aus dem Regimente zwanzig, dreißig
Handfeste Kerls, laßt sie dem Kaiser schwören –
Wenn's Eilf geschlagen – wenn die ersten Runden
Passiert sind, führt ihr sie in aller Stille
Dem Hause zu – Ich werde selbst nicht weit sein.
Deveroux.
Wie kommen wir durch die Hartschiers und Garden,
Die in dem innern Hofraum Wache stehn?
Buttler.
Ich hab' des Orts Gelegenheit erkundigt.
Durch eine hintre Pforte führ' ich euch,
Die nur durch einen Mann vertheidigt wird.
Mir gibt mein Rang und Amt zu jeder Stunde
Einlaß beim Herzog. Ich will euch vorangehn,
Und schnell mit einem Dolchstoß in die Kehle
Durchbohr' ich den Hartschier und mach' euch Bahn.
Deveroux.
Und sind wir oben, wie erreichen wir
Das Schlafgemach des Fürsten, ohne daß
Das Hofgesind' erwacht und Lärmen ruft?
Denn er ist hier mit großem Comitat.
Buttler.
Die Dienerschaft ist auf dem rechten Flügel,
Er haßt Geräusch, wohnt auf dem linken ganz allein.
Deveroux.
Wär's nur vorüber, Macdonald – Mir ist
Seltsam dabei zu Muthe, weiß der Teufel.
Macdonald.
Mir auch. Es ist ein gar zu großes Haupt.
Man wird uns für zwei Bösewichter halten.
Buttler.
In Glanz und Ehr' und Ueberfluß könnt ihr
Der Menschen Urtheil und Gered' verlachen.
Deveroux.
Wenn's mit der Ehr' nur auch so recht gewiß ist.
Buttler.
Seid unbesorgt. Ihr rettet Kron' und Reich
Dem Ferdinand. Der Lohn kann nicht gering sein.
Deveroux.
So ist's sein Zweck, den Kaiser zu entthronen?
Buttler.
Das ist er! Kron' und Leben ihm zu rauben!
Deveroux.
So müßt' er fallen durch des Henkers Hand,
Wenn wir nach Wien lebendig ihn geliefert?
Buttler.
Dies Schicksal könnt' er nimmermehr vermeiden.
Deveroux.
Komm, Macdonald! Er soll als Feldherr enden
Und ehrlich fallen von Soldatenhänden.
(Sie gehen ab.)
Dritter Auftritt.
Ein Saal, aus dem man in eine Galerie gelangt, die sich weit nach hinten verliert.
Wallenstein sitzt an einem Tisch. Der schwedische Hauptmann steht vor ihm. Bald darauf Gräfin Terzky.
Wallenstein.
Empfehlt mich Eurem Herrn. Ich nehme Theil
An seinem guten Glück, und wenn Ihr mich
So viele Freude nicht bezeigen seht,
Als diese Siegespost verdienen mag,
So glaubt, es ist nicht Mangel guten Willens,
Denn unser Glück ist nunmehr eins. Lebt wohl!
Nehmt meinen Dank für Eure Müh. Die Festung
Soll sich Euch aufthun morgen, wenn ihr kommt.
(Schwedischer Hauptmann geht ab. Wallenstein sitzt in tiefen Gedanken, starr vor sich hinsehend, den Kopf in die Hand gesenkt. Gräfin Terzky tritt herein und steht eine Zeit lang vor ihm unbemerkt; endlich macht er eine rasche Bewegung, erblickt sie und faß sich schnell.)
Kommst du von ihr? Erholt sie sich? Was macht sie?
Gräfin.
Sie soll gefaßter sein nach dem Gespräch,
Sagt mir die Schwester – Jetzt ist sie zu Bette.
Wallenstein.
Ihr Schmerz wird sanfter werden. Sie wird weinen.
Gräfin.
Auch dich, mein Bruder, find' ich nicht wie sonst.
Nach einem Sieg erwartet' ich dich heitrer.
O, bleibe stark! Erhalte du uns aufrecht,
Denn du bist unser Licht und unsre Sonne.
Wallenstein.
Sei ruhig. Mir ist nichts – Wo ist dein Mann?
Gräfin.
Zu einem Gastmahl sind sie, er und Illo.
Wallenstein (steht auf und macht einige Schritte durch den Saal).
Es ist schon finstre Nacht – Geh auf dein Zimmer.
Gräfin.
Heiß mich nicht gehn, o laß mich um dich bleiben.
Wallenstein (ist ans Fenster getreten).
Am Himmel ist geschäftige Bewegung,
Des Thurmes Fahne jagt der Wind, schnell geht
Der Wolken Zug, die Mondessichel wankt,
Und durch die Nacht zuckt ungewisse Helle.
– Kein Sternbild ist zu sehn! Der matte Schein dort,
Der einzelne, ist aus der Kassiopeia,
Und dahin steht der Jupiter – Doch jetzt
Deckt ihn die Schwärze des Gewitterhimmels!
(Er versinkt in Tiefsinn und sieht starr hinaus.)
Gräfin (die ihm traurig zusieht, faßt ihn bei der Hand).
Was sinnst du?
Wallenstein.
Mir däucht, wenn ich ihn sähe, wär' mir wohl.
Es ist der Stern, der meinem Leben strahlt,
Und wunderbar oft stärkte mich sein Anblick.
(Pause.)
Gräfin.
Du wirst ihn wieder sehn.
Wallenstein (ist
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