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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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sich zu legen –
    Wallenstein.
Das ist der rothe Teppich meines Zimmers.
    Gräfin (ihn betrachtend).
Wenn's dahin sollte kommen – Wenn ich dich,
Der jetzt in Lebensfülle vor mir steht –
(Sie sinkt ihm weinend an die Brust.)
    Wallenstein.
Des Kaisers Achtsbrief ängstigt dich. Buchstaben
Verwunden nicht, er findet keine Hände.
    Gräfin.
Fänd' er sie aber, dann ist mein Entschluß
Gefaßt – ich führe bei mir, was mich tröstet.
(Geht ab.)
    Vierter Auftritt.
    Wallenstein. Gordon. Dann der Kammerdiener.
    Wallenstein.
Ist's ruhig in der Stadt?
    Gordon.
Die Stadt ist ruhig.
    Wallenstein.
Ich höre rauschende Musik, das Schloß ist
Von Lichtern hell. Wer sind die Fröhlichen?
    Gordon.
Dem Grafen Terzky und dem Feldmarschall
Wird ein Bankett gegeben auf dem Schloß.
    Wallenstein (vor sich).
Es ist des Sieges wegen – Dies Geschlecht
Kann sich nicht anders freuen, als bei Tisch.
(Klingelt. Kammerdiener tritt ein.)
Entkleide mich, ich will mich schlafen legen.
(Er nimmt die Schlüssel zu sich.)
So sind wir denn vor jedem Feind bewahrt
Und mit den sichern Freunden eingeschlossen;
Denn Alles müßt mich trügen, oder ein
Gesicht wie dies (auf Gordon schauend) ,
ist keines Heuchlers Larve.
    (Kammerdiener hat ihm den Mantel, Ringkragen und die Feldbinde abgenommen.)
    Gib Acht! Was fällt da?
    Kammerdiener.
Die goldne Kette ist entzwei gesprungen.
    Wallenstein.
Nun, sie hat lang genug gehalten. Gib!
(Indem er die Kette betrachtet.)
Das war des Kaisers erste Gunst. Er hing sie
Als Erzherzog mir um, im Krieg von Friaul,
Und aus Gewohnheit trug ich sie bis heut.
– Aus Aberglauben, wenn Ihr wollt. Sie sollte
Ein Talisman mir sein, so lang ich sie
An meinem Halse glaubig würde tragen,
Das flücht'ge Glück, deß erste Gunst sie war,
Mir auf Zeitlebens binden – Nun, es sei!
Mir muß fortan ein neues Glück beginnen,
Denn dieses Bannes Kraft ist aus.
    (Kammerdiener entfernt sich mit den Kleidern. Wallenstein steht auf, macht einen Gang durch den Saal und bleibt zuletzt nachdenkend vor Gordon stehen.)
    Wie doch die alte Zeit mir näher kommt.
Ich seh' mich wieder an dem Hof zu Burgau,
Wo wir zusammen Edelknaben waren.
Wir hatten öfters Streit, du meintest's gut
Und pflegtest gern den Sittenprediger
Zu machen, schaltest mich, daß ich nach hohen Dingen
Unmäßig strebte, kühnen Träumen glaubend,
Und priesest mir den goldnen Mittelweg.
– Ei, deine Weisheit hat sich schlecht bewährt,
Sie hat dich früh zum abgelebten Manne
Gemacht, und würde dich, wenn ich mit meinen
Großmüth'gen Sternen nicht dazwischen träte,
Im schlechten Winkel still verlöschen lassen.
    Gordon.
Mein Fürst! Mit leichtem Muthe knüpft der arme Fischer
Den kleinen Nachen an im sichern Port,
Sieht er im Sturm das große Meerschiff stranden.
    Wallenstein.
So bist du schon im Hafen, alter Mann?
Ich nicht. Es treibt der ungeschwächte Muth
Noch frisch und herrlich auf der Lebenswoge,
Die Hoffnung nenn' ich meine Göttin noch,
Ein Jüngling ist der Geist, und seh' ich mich
Dir gegenüber, ja, so möcht' ich rühmend sagen,
Daß über meinem braunen Scheitelhaar
Die schnellen Jahre machtlos hingegangen.
    (Er geht mit großen Schritten durchs Zimmer und bleibt auf der entgegengesetzten Seite, Gordon gegenüber, stehen.)
    Wer nennt das Glück noch falsch? Mir war es treu,
Hob aus der Menschen Reihen mich heraus
Mit Liebe, durch des Lebens Stufen mich
Mit kraftvoll leichten Götterarmen tragend.
Nichts ist gemein in meines Schicksals Wegen,
Noch in den Furchen meiner Hand. Wer möchte
Mein Leben mir nach Menschenweise deuten?
Zwar jetzo schein' ich tief herabgestürzt;
Doch werd' ich wieder steigen, hohe Fluth
Wird bald auf diese Ebbe schwellend folgen –
    Gordon.
Und doch erinnr' ich an den alten Spruch:
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Nicht Hoffnung möcht' ich schöpfen aus dem langen Glück,
Dem Unglück ist die Hoffnung zugesendet.
Furcht soll das Haupt des Glücklichen umschweben,
Denn ewig wanket des Geschickes Wage.
    Wallenstein (lächelnd).
Den alten Gordon hör' ich wieder sprechen.
– Wohl weiß ich, daß die ird'schen Dinge wechseln,
Die bösen Götter fordern ihren Zoll.
Das wußten schon die alten Heidenvölker,
Drum wählten sie sich selbst freiwill'ger Unheil,
Die eifersücht'ge Gottheit zu versöhnen,
Und Menschenopfer bluteten dem Typhon.
(Nach einer Pause ernst und stiller.)
Auch ich hab' ihm geopfert – Denn mir fiel
Der liebste Freund, und fiel durch meine Schuld.
So kann mich keines Glückes Gunst

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