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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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(zurückkommend).
Dir bleibt ein harter Kampf noch zu bestehn.
Fühlst du dich stark genug, um jede Regung
Der Bitterkeit, des Hasses zu besiegen?
    Maria.
Ich fürchte keinen Rückfall. Meinen Haß
Und meine Liebe hab ich Gott geopfert.
    Melvil.
Nun so bereite dich, die Lords von Leicester
Und Burleigh zu empfangen. Sie sind da.
Achter Auftritt
    Die Vorigen. Burleigh . Leicester und Paulet . Leicester bleibt ganz in der Entfernung stehen, ohne die Augen aufzuschlagen. Burleigh, der seine Fassung beobachtet, tritt zwischen ihn und die Königin.
    Burleigh.
Ich komme, Lady Stuart, Eure letzten
Befehle zu empfangen.
    Maria.
Dank, Mylord!
    Burleigh.
Es ist der Wille meiner Königin,
Daß Euch nichts Billiges verweigert werde.
    Maria.
Mein Testament nennt meine letzten Wünsche.
Ich hab's in Ritter Paulets Hand gelegt
Und bitte, daß es treu vollzogen werde.
    Paulet.
Verlaßt Euch drauf.
    Maria.
Ich bitte, meine Diener ungekränkt
Nach Schottland zu entlassen oder Frankreich,
Wohin sie selber wünschen und begehren.
    Burleigh
Es sei, wie Ihr es wünscht.
    Maria.
Und weil mein Leichnam
Nicht in geweihter Erde ruhen soll,
So dulde man, daß dieser treue Diener
Mein Herz nach Frankreich bringe zu den Meinen.
– Ach! Es war immer dort!
    Burleigh.
Es soll geschehn!
Habt Ihr noch sonst –
    Maria.
Der Königin von England
Bringt meinen schwesterlichen Gruß – Sagt ihr,
Daß ich ihr meinen Tod von ganzem Herzen
Vergebe, meine Heftigkeit von gestern
Ihr reuevoll abbitte – Gott erhalte sie
Und schenk ihr eine glückliche Regierung!
    Burleigh.
Sprecht! Habt Ihr noch nicht bessern Rat erwählt?
Verschmäht Ihr noch den Beistand des Dechanten?
    Maria.
Ich bin mit meinem Gott versöhnt – Sir Paulet!
Ich hab Euch schuldlos vieles Weh bereitet,
Des Alters Stütze Euch geraubt – O laßt
Mich hoffen, daß Ihr meiner nicht mit Haß
Gedenket –
    Paulet (gibt ihr die Hand).
Gott sei mit Euch! Gehet hin im Frieden!
Neunter Auftritt
    Die Vorigen. Hanna Kennedy und die andern Frauen der Königin dringen herein mit Zeichen des Entsetzens; ihnen folgt der Sheriff, einen weißen Stab in der Hand, hinter demselben sieht man durch die offenbleibende Türe gewaffnete Männer.
    Maria.
Was ist dir, Hanna? – Ja, nun ist es Zeit!
Hier kommt der Sheriff, uns zum Tod zu führen.
Es muß geschieden sein! Lebt wohl! lebt wohl!
(Ihre Frauen hängen sich an sie mit heftigem Schmerz; zu Melvil.)
Ihr, werter Sir, und meine treue Hanna
Sollt mich auf diesem letzten Gang begleiten.
Mylord versagt mir diese Wohltat nicht!
    Burleigh.
Ich habe dazu keine Vollmacht.
    Maria.
Wie?
Die kleine Bitte könntet Ihr mir weigern?
Habt Achtung gegen mein Geschlecht! Wer soll
Den letzten Dienst mir leisten! Nimmermehr
Kann es der Wille meiner Schwester sein,
Daß mein Geschlecht in mir beleidigt werde,
Der Männer rohe Hände mich berühren!
    Burleigh.
Es darf kein Weib die Stufen des Gerüstes
Mit Euch besteigen – Ihr Geschrei und Jammern –
    Maria.
Sie soll nicht jammern! Ich verbürge mich
Für die gefaßte Seele meiner Hanna
Seid gütig, Lord. O trennt mich nicht im Sterben
Von meiner treuen Pflegerin und Amme!
Sie trug auf ihren Armen mich ins Leben,
Sie leite mich mit sanfter Hand zum Tod.
    Paulet (zu Burleigh).
Laßt es geschehn.
    Burleigh.
Es sei.
    Maria.
Nun hab ich nichts mehr
Auf dieser Welt – (Sie nimmt das Kruzifix und küßt es.)
Mein Heiland! Mein Erlöser!
Wie du am Kreuz die Arme ausgespannt,
So breite sie jetzt aus, mich zu empfangen.
    (Sie wendet sich, zu gehen, in diesem Augenblick begegnet ihr Auge dem Grafen Leicester, der bei ihrem Aufbruch unwillkürlich aufgefahren und nach ihr hingesehen – Bei diesem Anblick zittert Maria, die Knie versagen ihr, sie ist im Begriff hinzusinken, da ergreift sie Graf Leicester und empfängt sie in seinen Armen. Sie sieht ihn eine Zeitlang ernst und schweigend an, er kann ihren Blick nicht aushalten, endlich spricht sie.)
    Ihr haltet Wort, Graf Leicester – Ihr verspracht
Mir Euren Arm, aus diesem Kerker mich
Zu führen, und Ihr leihet mir ihn jetzt!
(Er steht wie vernichtet. Sie fährt mit sanfter Stimme fort.)
Ja, Leicester, und nicht bloß
Die Freiheit wollt' ich Eurer Hand verdanken.
Ihr solltet mir die Freiheit teuer machen,
An Eurer Hand, beglückt durch Eure Liebe,
Wollt' ich des neuen Lebens mich erfreun.
Jetzt, da ich auf dem Wege bin, von der Welt
Zu scheiden und ein sel'ger Geist zu werden,
Den keine ird'sche Neigung mehr versucht,
Jetzt, Leicester, darf ich ohne

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