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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Schamerröten
Euch die besiegte Schwachheit eingestehn –
Lebt wohl, und wenn Ihr könnt, so lebt beglückt!
Ihr durftet werben um zwei Königinnen;
Ein zärtlich liebend Herz habt Ihr verschmäht,
Verraten, um ein stolzes zu gewinnen:
Kniet zu den Füßen der Elisabeth!
Mög' Euer Lohn nicht Eure Strafe werden!
Lebt wohl! – Jetzt hab ich nichts mehr auf der Erden!
    (Sie geht ab, der Sheriff voraus, Melvil und die Amme ihr zur Seite, Burleigh und Paulet folgen; die übrigen sehen ihr jammernd nach, bis sie verschwunden ist, dann entfernen sie sich durch die zwei andern Türen.)
Zehnter Auftritt
    Leicester (allein zurückbleibend).
Ich lebe noch! Ich trag es, noch zu lebn!
Stürzt dieses Dach nicht sein Gewicht auf mich!
Tut sich kein Schlund auf, das elendeste
Der Wesen zu verschlingen! Was hab ich
Verloren! Welche Perle warf ich hin!
Welch Glück der Himel hab ich weggeschleudert!
– Sie geht dahin, ein schon verklärter Geist,
Und mir bleibt die Verzweiflung der Verdammten.
– Wo ist mein Vorsatz hin, mit dem ich kam,
Des Herzens Stimme fühllos zu ersticken?
Ihr fallend Haupt zu sehn mit unbewegten Blicken?
Weckt mir ihr Anblick die erstorbne Scham?
Muß sie im Tod mit Liebesbanden mich umstricken?
– Verworfener, dir steht es nicht mehr an,
In zartem Mitleid weibisch hinzuschmelzen;
Der Liebe Glück liegt nicht auf deiner Bahn,
Mit einem ehrnen Harnisch angetan
Sei deine Brust, die Stirne sei ein Felsen!
Willst du den Preis der Schandtat nicht verlieren,
Dreist mußt du sie behaupten und vollführen!
Verstumme, Mitleid! Augen, werdet Stein!
Ich seh sie fallen, ich will Zeuge sein.
    (Er geht mit entschloßnem Schritt der Türe zu, durch welche Maria gegangen, bleibt aber auf der Mitte des Weges stehen.)
    Umsonst! Umsonst! Mich faßt der Hölle Grauen,
Ich kann, ich kann das Schreckliche nicht schauen,
Kann sie nicht sterben sehen – Horch! Was war das?
Sie sind schon unten – Unter meinen Füßen
Bereitet sich das fürchterliche Werk.
Ich höre Stimmen – Fort! Hinweg! Hinweg
Aus diesem Haus des Schreckens und des Todes!
    (Er will durch eine andre Tür entfliehen, findet sie aber verschlossen und fährt zurück.)
    Wie? Fesselt mich ein Gott an diesen Boden?
Muß ich anhören, was mir anzuschauen graut?
Die Stimme des Dechanten – Er ermahnet sie –
– Sie unterbricht ihn – Horch! – Laut betet sie –
Mit fester Stimme – Es wird still – Ganz still!
Nur schluchzen hör ich und die Weiber weinen –
Sie wird entkleidet – Horch! Der Schemel wird
Gerückt – Sie kniet aufs Kissen – legt das Haupt –
    (Nachdem er die letzten Worte mit steigender Angst gesprochen und eine Weile innegehalten, sieht man ihn plötzlich mit einer zuckenden Bewegung zusammenfahren und ohnmächtig niedersinken, zugleich erschallt von unten herauf ein dumpfes Getöse von Stimmen, welches lange forthallt.)
Elfter Auftritt
    Das zweite Zimmer des vierten Aufzugs.
    Elisabeth (tritt aus einer Seitentüre, ihr Gang und ihre Gebärden drücken die heftigste Unruhe aus.)
Noch niemand hier – Noch keine Botschaft – Will es
Nicht Abend werden? Steht die Sonne fest
In ihrem himmlischen Lauf? – Ich soll noch länger
Auf dieser Folter der Erwartung liegen.
– Ist es geschehen? Ist es nicht ? – Mir graut
Vor beidem, und ich wage nicht, zu fragen!
Graf Leicester zeigt sich nicht, auch Burleigh nicht,
Die ich ernannt, das Urteil zu vollstrecken.
Sind sie von London abgereist – Dann ist's
Geschehn, der Pfeil ist abgedrückt, er fliegt,
Er trifft, er hat getroffen: gält's mein Reich,
Ich kann ihn nicht mehr halten – Wer ist das?
Zwölfter Auftritt
    Elisabeth . Ein Page.
    Elisabeth.
Du kommst allein zurück – Wo sind die Lords?
    Page.
Mylord von Leicester und der Großschatzmeister –
    Elisabeth (in der höchsten Spannung).
Wo sind sie?
    Page.
Sie sind nicht in London.
    Elisabeth.
Nicht?
– Wo sind sie denn?
    Page.
Das wußte niemand mir zu sagen.
Vor Tages Anbruch hätten beide Lords
Eilfertig und geheimnisvoll die Stadt
Verlassen.
    Elisabeth (lebhaft ausbrechend).
Ich bin Königin von England!
(Auf und nieder gehend in der höchsten Bewegung.)
Geh! Rufe mir – nein, bleibe – Sie ist tot!
Jetzt endlich hab ich Raum auf dieser Erde.
– Was zittr' ich? Was ergreift mich diese Angst?
Das Grab deckt meine Furcht, und wer darf sagen,
Ich hab's getan! Es soll an Tränen mir
Nicht fehlen, die Gefallne zu beweinen!
(Zum Pagen.)
Stehst du noch hier? – Mein Schreiber Davison
Soll augenblicklich sich

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