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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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heilge Jungfrau opfert dich durch mich!
    (In diesem Augenblick sieht sie ihm ins Gesicht, sein Anblick ergreift sie, sie bleibt unbeweglich stehen und läßt dann langsam den Arm sinken)
    Lionel.
Was zauderst du und hemmst den Todesstreich?
Nimm mir das Leben auch, du nahmst den Ruhm,
Ich bin in deiner Hand, ich will nicht Schonung.
(Sie gibt ihm ein Zeichen mit der Hand, sich zu entfernen) Entfliehen soll ich? Dir soll ich mein Leben
Verdanken? – Eher sterben!
    Johanna (mit abgewandtem Gesicht).
Rette dich!
Ich will nichts davon wissen, daß dein Leben
In meine Macht gegeben war.
    Lionel.
Ich hasse dich und dein Geschenk – Ich will
Nicht Schonung – Töte deinen Feind, der dich
Verabscheut, der dich töten wollte.
    Johanna.
Töte mich
– Und fliehe!
    Lionel
Ha! Was ist das?
    Johanna (verbirgt das Gesicht).
Weh mir!
    Lionel (tritt ihr näher).
Du tötest, sagt man, alle Engelländer,
Die du im Kampf bezwingst – Warum nur mich
Verschonen?
    Johanna (erhebt das Schwert mit einer raschen Bewegung gegen ihn, läßt es aber, wie sie ihn ins Gesicht faßt, schnell wieder sinken).
Heilge Jungfrau!
    Lionel.
Warum nennst du
Die Heilge? Sie weiß nichts von dir, der Himmel
Hat keinen Teil an dir.
    Johanna (in der heftigsten Beängstigung).
Was hab ich
Getan! Gebrochen hab ich mein Gelübde!
(Sie ringt verzweifelnd die Hände)
    Lionel (betrachtet sie mit Teilnahme und tritt ihr näher).
Unglücklich Mädchen! Ich beklage dich,
Du rührst mich, du hast Großmut ausgeübt
An mir allein, ich fühle, daß mein Haß
Verschwindet, ich muß Anteil an dir nehmen!
– Wer bist du? Woher kommst du?
    Johanna.
Fort! Entfliehe!
    Lionel.
Mich jammert deine Jugend, deine Schönheit!
Dein Anblick dringt mir an das Herz. Ich möchte
Dich gerne retten – Sage mir, wie kann ichs!
Komm! Komm! Entsage dieser gräßlichen
Verbindung – Wirf sie von dir, diese Waffen!
    Johanna.
Ich bin unwürdig, sie zu führen!
    Lionel.
Wirf
Sie von dir, schnell, und folge mir!
    Johanna (mit Entsetzen).
Dir folgen!
    Lionel.
Du kannst gerettet werden. Folge mir!
Ich will dich retten, aber säume nicht.
Mich faßt ein ungeheurer Schmerz um dich,
Und ein unnennbar Sehnen, dich zu retten –
(Bemächtigt sich ihres Armes)
    Johanna.
Der Bastard naht! Sie sinds! Sie suchen mich!
Wenn sie dich finden –
    Lionel.
Ich beschütze dich!
    Johanna.
Ich sterbe, wenn du fällst von ihren Händen!
    Lionel.
Bin ich dir teuer?
    Johanna.
Heilige des Himmels!
    Lionel.
Werd ich dich wiedersehen? Von dir hören?
    Johanna.
Nie! Niemals!
    Lionel.
Dieses Schwert zum Pfand, daß ich
Dich wiedersehe!
(Er entreißt ihr das Schwert)
    Johanna.
Rasender, du wagst es?
    Lionel.
Jetzt weich ich der Gewalt, ich seh dich wieder!
(Er geht ab)
Eilfter Auftritt
    Dunois und La Hire . Johanna
    La Hire.
Sie lebt! Sie ists!
    Dunois.
Johanna, fürchte nichts!
Die Freunde stehen mächtig dir zur Seite.
    La Hire.
Flieht dort nicht Lionel?
    Dunois.
Laß ihn entfliehn!
Johanna, die gerechte Sache siegt,
Reims öffnet seine Tore, alles Volk
Strömt jauchzend seinem Könige entgegen –
    La Hire.
Was ist der Jungfrau? Sie erbleicht, sie sinkt!
(Johanna schwindelt und will sinken)
    Dunois.
Sie ist verwundet – Reißt den Panzer auf –
Es ist der Arm und leicht ist die Verletzung.
    La Hire.
Ihr Blut fließt.
    Johanna.
Laßt es mit meinem Leben
Hinströmen!
(Sie liegt ohnmächtig in La Hires Armen)
     

Vierter Aufzug
    Ein festlich ausgeschmückter Saal, die Säulen sind mit Festons umwunden, hinter der Szene Flöten und Hoboen
Erster Auftritt
    Johanna.
Die Waffen ruhn, des Krieges Stürme schweigen,
Auf blutge Schlachten folgt Gesang und Tanz,
Durch alle Straßen tönt der muntre Reigen,
Altar und Kirche prangt in Festes Glanz,
Und Pforten bauen sich aus grünen Zweigen,
Und um die Säule windet sich der Kranz,
Das weite Reims faßt nicht die Zahl der Gäste,
Die wallend strömen zu dem Völkerfeste.
    Und einer Freude Hochgefühl entbrennet,
Und ein Gedanke schlägt in jeder Brust,
Was sich noch jüngst in blutgem Haß getrennet,
Das teilt entzückt die allgemeine Lust,
Wer nur zum Stamm der Franken sich bekennet,
Der ist des Namens stolzer sich bewußt,
Erneuert ist der Glanz der alten Krone,
Und Frankreich huldigt seinem Königssohne.
    Doch mich, die all dies Herrliche vollendet,
Mich rührt es nicht, das allgemeine Glück,
Mir ist das Herz verwandelt und gewendet,
Es flieht von dieser Festlichkeit zurück,
Ins britsche Lager ist es hingewendet,
Hinüber zu dem Feinde

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