Dramatische Werke
solche Theilung sei in seiner Welt –
– Die Thränen sah ich, die auch mir geflossen,
Befriedigt ist mein Herz, ich folge dir.
(Er durchsticht sich mit einem Dolch und gleitet sterbend an seiner Schwester nieder, die sich der Mutter in die Arme wirft.)
Chor (Cajetan.) (nach einem tiefen Schweigen).
Erschüttert steh' ich, weiß nicht, ob ich ihn
Bejammern oder preisen soll sein Loos.
Dies Eine fühl' ich und erkenn' es klar:
Das Leben ist der Güter höchstes nicht ,
Der Uebel größtes aber ist die Schuld .
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1 Der Verfasser hat bei Uebersendung des Manuscripts an das Theater zu Wien einen Vorschlag beigefügt, wie die Reden des Chors unter einzelne Personen vertheilt werden könnten. Der erste Chor sollte nämlich aus Cajetan, Berengar, Manfred, Tristan und acht Rittern Don Manuels, der zweite aus Bohemund, Roger, Hippolit und neun Rittern Don Cesars bestehen. Was jede dieser Personen nach des Verfassers Plane zu sagen haben würde, ist bei dieser Ausgabe angedeutet worden.
2 Nach der Absicht des Verf. sollte die Stelle: »Hoch auf des Lebens – ihrem Sohn« auf dem Theater wegbleiben.
Wilhelm Tell
1804
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Wilhelm Tell
Personen:
Hermann Gessler , Reichsvogt in Schwyz und Uri
Werner, Freiherr von Attinghausen , Bannerherr
Ulrich von Rudenz , sein Neffe
Werner Stauffacher
Konrad Hunn
Itel Reding
Hans auf der Mauer
Jörg im Hofe
Ulrich der Schmied
Jost von Weiler – Landleute aus Schwyz
Walther Fürst
Wilhelm Tell
Rösselmann , der Pfarrer
Petermann , der Sigrist
Kuoni , der Hirte
Werni , der Jäger
Ruodi , der Fischer – Landleute aus Uri
Arnold vom Melchtal
Konrad Baumgarten
Meier von Sarnen
Struth von Winkelried
Klaus von der Flüe
Burkhardt am Bühel
Arnold von Sewa – Landleute aus Unterwalden
Pfeifer von Luzern
Kunz von Gersau
Jenni , Fischerknabe
Seppi , Hirtenknabe
Gertrud , Stauffachers Gattin
Hedwig , Tells Gattin, Fürsts Tochter
Berta von Bruneck , eine reiche Erbin
Armgard
Mechthild
Elsbeth
Hildegard – Bäuerinnen
Walther
Wilhelm – Tells Knaben
Friesshardt
Leuthold – Söldner
Rudolf der Harras , Gesslers Stallmeister
Johannes Parricida , Herzog von Schwaben
Stüssi , der Flurschütz
Der Stier von Uri
Ein Reichsbote
Fronvogt
Meister Steinmetz, Gesellen und Handlanger
Öffentliche Ausrufer
Barmherzige Brüder
Gesslerische und Landenbergische Reiter
Viele Landleute, Männer und Weiber aus den Waldstätten
Erster Aufzug
Erste Szene
Hohes Felsenufer des Vierwaldstättersees, Schwyz gegenüber.
Der See macht eine Bucht ins Land, eine Hütte ist unweit dem Ufer, Fischerknabe fährt sich in einem Kahn. Über den See hinweg sieht man die grünen Matten, Dörfer und Höfe von Schwyz im hellen Sonnenschein liegen. Zur Linken des Zuschauers zeigen sich die Spitzen des Haken, mit Wolken umgeben; zur Rechten im fernen Hintergrund sieht man die Eisgebirge. Noch ehe der Vorhang aufgeht, hört man den Kuhreihen und das harmonische Geläut der Herdenglocken, welches sich auch bei eröffneter Szene noch eine Zeitlang fortsetzt.
Fischerknabe singt im Kahn: Melodie des Kuhreihens :
Es lächelt der See, er ladet zum Bade,
Der Knabe schlief ein am grünen Gestade,
Da hört er ein Klingen,
Wie Flöten so süss,
Wie Stimmen der Engel
Im Paradies.
Und wie er erwachet in seliger Lust,
Da spülen die Wasser ihn um die Brust,
Und es ruft aus den Tiefen :
Lieb Knabe, bist mein!
Ich locke den Schäfer,
Ich zieh ihn herein.
Hirte auf dem Berge: Variation des Kuhreihens :
Ihr Matten lebt wohl,
Ihr sonnigen Weiden!
Der Senn muss scheiden,
Der Sommer ist hin.
Wir fahren zu Berg, wir kommen wieder,
Wenn der Kuckuck ruft, wenn erwachen die Lieder,
Wenn mit Blumen die Erde sich kleidet neu,
Wenn die Brünnlein fliessen im lieblichen Mai
Ihr Matten lebt wohl,
Ihr sonnigen Weiden!
Der Senne muss scheiden,
Der Sommer ist hin.
Alpenjäger erscheint gegenüber auf der Höhe des Felsen: Zweite Variation :
Es donnern die Höhen, es zittert der Steg,
Nicht grauet dem Schützen auf schwindlichtem Weg,
Er schreitet verwegen
Auf Feldern von Eis,
Da pranget kein Frühling,
Da grünet kein Reis;
Und unter den Füssen ein neblichtes Meer,
Erkennt er die Städte der Menschen nicht mehr,
Durch den Riss nur der Wolken
Erblickt er die Welt,
Tief unter den Wassern
Das grünende Feld.
Die Landschaft verändert sich, man hört ein dumpfes Krachen von den Bergen, Schatten von Wolken laufen über die Gegend.
Ruodi der Fischer kommt aus
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