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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Ich wollte gern den Biedermann erretten,
Doch es ist rein unmöglich, ihr seht selbst.
    Baumgarten noch auf den Knien :
So muss ich fallen in des Feindes Hand,
Das nahe Rettungsufer im Gesichte!
– Dort liegt's! Ich kann's erreichen mit den Augen
Hinüberdringen kann der Stimme Schall,
Da ist der Kahn, der mich hinübertrüge,
Und muss hier liegen, hülflos, und verzagen!
    Kuoni :
Seht wer da kommt!
    Werni :
Es ist der Tell aus Bürglen!
    Tell mit der Armbrust.
    Tell :
Wer ist der Mann, der hier um Hülfe fleht?
    Kuoni :
's ist ein Alzeller Mann, er hat sein Ehr
Verteidigt, und den Wolfenschiess erschlagen,
Des Königs Burgvogt, der auf Rossberg sass –
Des Landvogts Reiter sind ihm auf den Fersen.
Er fleht den Schiffer um die Ueberfahrt,
Der fürcht't sich vor dem Sturm und will nicht fahren.
    Ruodi :
Da ist der Tell, er führt das Ruder auch,
Der soll mir's zeugen, ob die Fahrt zu wagen.
    Tell :
Wo's not tut, Fährmann, lässt sich alles wagen.
    Heftige Donnerschläge, der See rauscht auf.
    Ruodi :
Ich soll mich in den Höllenrachen stürzen?
Das täte keiner, der bei Sinnen ist.
    Tell :
Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt,
Vertrau' auf Gott und rette den Bedrängten.
    Ruodi :
Vom sicheren Port lässt sich's gemächlich raten,
Da ist der Kahn und dort der See! Versucht's!
    Tell :
Der See kann sich, der Landvogt nicht erbarmen,
Versuch es Fährmann!
    Hirten und Jäger :
Rett ihn! Rett ihn! Rett ihn!
    Ruodi :
Und wär's mein Bruder und mein leiblich Kind,
Es kann nicht sein, s'ist heut Simons und Judä,
Da rast der See und will sein Opfer haben.
    Tell :
Mit eitler Rede wird hier nichts geschafft,
Die Stunde dringt, dem Mann muss Hülfe werden.
Sprich, Fährmann, willst du fahren?
    Ruodi :
Nein, nicht ich!
    Tell :
In Gottes Namen denn! Gib her den Kahn,
Ich will's mit meiner schwachen Kraft versuchen.
    Kuoni :
Ha, wackrer Tell!
    Werni :
Das gleicht dem Waidgesellen!
    Baumgarten :
Mein Retter seid Ihr und mein Engel, Tell!
    Tell :
Wohl aus des Vogts Gewalt errett ich Euch,
Aus Sturmesnöten muss ein andrer helfen.
Doch besser ist's, Ihr fallt in Gottes Hand,
Als in der Menschen! Zu dem Hirten: Landsmann, tröstet Ihr
Mein Weib, wenn mir was Menschliches begegnet,
Ich hab getan, was ich nicht lassen konnte.
    Er springt in den Kahn.
    Kuoni zum Fischer :
Ihr seid ein Meister Steuermann. Was sich
Der Tell getraut, das konntet Ihr nicht wagen?
    Ruodi :
Wohl bessre Männer tun's dem Tell nicht nach,
Es gibt nicht zwei, wie der ist, im Gebirge.
    Werni ist auf den Fels gestiegen :
Er stösst schon ab. Gott helf dir, braver Schwimmer!
Sieh, wie das Schifflein auf den Wellen schwankt!
    Kuoni am Ufer :
Die Flut geht drüber weg – Ich seh's nicht mehr.
Doch halt, da ist es wieder! Kräftiglich
Arbeitet sich der Wackre durch die Brandung.
    Seppi :
Des Landvogts Reiter kommen angesprengt.
    Kuoni :
Weiss Gott, sie sind's! das war Hülf in der Not.
    Ein Trupp Landenbergischer Reiter.
    Erster Reiter :
Den Mörder gebt heraus, den ihr verborgen.
    Zweiter :
Des Wegs kam er, umsonst verhehlt ihr ihn.
    Kuoni und Ruodi :
Wen meint ihr, Reiter?
    Erster Reiter entdeckt den Nachen :
Ha, was seh ich! Teufel!
    Werni oben :
Ist's der im Nachen, den ihr sucht? – Reit zu!
Wen ihr frisch beilegt, holt ihr ihn noch ein.
    Zweiter :
Verwünscht! Er ist entwischt.
    Erster zum Hirten und Fischer :
Ihr habt ihm fortgeholfen,
Ihr sollt uns büssen – Fallt in ihre Herde!
Die Hütte reisset ein, brennt und schlagt nieder!
    Eilen fort.
    Seppi stürzt nach :
O meine Lämmer!
    Kuoni folgt :
Weh mir! Meine Herde!
    Ruodi ringt die Hände :
Gerechtigkeit des Himmels,
Wann wird der Retter kommen diesem Lande?
Folgt ihnen.
Zweite Szene
    Zu Steinen in Schwyz. Eine Linde vor des Stauffachers Hause an der Landstrasse, nächst der Brücke.
    Werner Stauffacher, Pfeiffer von Luzern kommen im Gespräch.
    Pfeiffer :
Ja, ja Herr Stauffacher, wie ich Euch sagte.
Schwör nicht zu Östreich, wenn Ihr's könnt vermeiden.
Haltet fest am Reich und wacker wie bisher,
Gott schirme Euch bei Eurer alten Freiheit!
    Drückt ihm herzlich die Hand und will gehen.
    Stauffacher :
Bleibt doch, bis meine Wirtin kommt – Ihr seid
Mein Gast zu Schwyz, ich in Luzern der Eure.
    Pfeiffer :
Viel Dank! Muss heute Gersau noch erreichen.
– Was ihr auch Schweres mögt zu leiden haben
Von eurer Vögte Geiz und Übermut,
Tragt's in Geduld! Es kann sich ändern, schnell,
Ein andrer Kaiser kann ans Reich gelangen.
Seid Ihr erst Österreichs, seid ihr's auf immer.
    Er geht ab. Stauffacher

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