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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Unterdessen bringen Sie Ihrem Herzog diese Karte zum Dessert! (Gegen Sophie.). Du, Sophie, befiehlst, daß man anspannen soll, und rufst meine ganze Garderobe in diesem Saal zusammen –
    Sophie (geht ab voll Bestürzung).
O Himmel! Was ahnet mir? Was wird das noch werden?
    Hofmarschall.
Sie sind echauffiert, meine Gnädige?
    Lady.
Um so weniger wird hier gelogen sein – Hurrah, Herr Hofmarschall! Es wird eine Stelle vacant. Gut Wetter für Kuppler! (Das der Marschall einen zweifelhaften Blick auf den Zettel wirft.) Lesen Sie, lesen Sie!- Es ist mein Wille, daß der Inhalt nicht unter vier Augen bleibe.
    Hofmarschall (liest, unterdessen sammeln sich die Bedienten der Lady im Hintergrund):
»Gnädigster Herr!
    Ein Vertrag, den Sie so leichtsinnig brachen, kann mich nicht mehr binden. Die Glückseligkeit Ihres Landes war die Bedingung meiner Liebe. Drei Jahre währte der Betrug. Die Binde fällt mir von den Augen. Ich verabscheue Gunstbezeugungen, die von den Thränen der Unterthanen triefen. – Schenken Sie die Liebe, die ich Ihnen nicht mehr erwiedern kann, Ihrem weinenden Lande und lernen von einer brittischen Fürstin Erbarmen gegen Ihr deutsches Volk. In einer Stunde bin ich über der Grenze.
    Johanna Norfolk .«
    Alle Bedienten (murmeln bestürzt durcheinander).
Über der Grenze?
    Hofmarschall (legt die Karte erschrocken auf den Tisch).
Behüte der Himmel, meine Beste und Gnädige! Den Überbringer müßte der Hals eben so jücken, als der Schreiberin.
    Lady.
Das ist deine Sorge, du Goldmann – Leider weiß ich es, daß du und deines Gleichen am Nachbeten Dessen, was Andre gethan haben, erwürgen! – Mein Rath wäre, man backt den Zettel in eine Wildpretpastete, so fänden ihn Serenissimus auf dem Teller –
    Hofmarschall.
Ciel
! Diese Vermessenheit! – So erwägen Sie doch, so bedenken Sie doch, wie sehr Sie sich in Disgrace setzen, Lady!
    Lady (wendet sich zu der versammelten Dienerschaft und spricht das Folgende mit der innigsten Rührung).
Ihr steht bestürzt, guten Leute, erwartet angstvoll, wie sich das Räthsel entwickeln wird? – Kommt näher, meine Lieben! – Ihr dientet mir redlich und warm, sahet mir öfter in die Augen, als ich die Börse; euer Gehorsam war eure Leidenschaft, euer Stolz – meine Gnade! — Daß das Andenken eurer Treue zugleich das Gedächtniß meiner Erniedrigung sein muß! Trauriges Schicksal, daß meine schwärzesten Tage eure glücklichen waren! (Mit Thränen in den Augen.) Ich entlasse euch, meine Kinder — Lady Milford ist nicht mehr, und Johanna von Norfolk zu arm, ihre Schuld abzutragen – Mein Schatzmeister stürze meine Schatulle unter euch – Dieser Palast bleibt dem Herzog – Der Ärmste von euch wird reicher von hinnen gehen, als seine Gebieterin. (Sie reicht ihre Hände hin, die alle nach einander mit Leidenschaft küssen.) Ich verstehe euch, meine Guten – Lebt wohl! Lebt ewig wohl! (Faßt sich aus ihrer Beklemmung.) Ich höre den Wagen vorfahren. (Sie reißt sich los, will hinaus, der Hofmarschall verrennt ihr den Weg.) Mann des Erbarmens, stehst du noch immer da?
    Hofmarschall (der diese ganze Zeit über mit einem Geistesbankerott auf den Zettel sah).
Und dieses Billet soll ich Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht zu Höchsteigenen Händen geben?
    Lady.
Mann des Erbarmens! zu Höchsteigenen Händen, und sollst melden zu Höchsteigenen Ohren, weil ich nicht barfuß nach Loretto könne, so werde ich um den Taglohn arbeiten, mich zu reinigen von dem Schimpf, ihn beherrscht zu haben.
    (Sie eilt ab. Alle Übrigen gehen sehr bewegt auseinander.)
     

Fünfter Akt.
    Abend zwischen Licht im Zimmer beim Musikanten.
Erste Scene.
    Luise sitzt stumm und ohne sich zu rühren in dem finstersten Winkel des Zimmers, den Kopf auf den Arm gesunken. Nach einer großen und tiefen Pause kommt Miller mit einer Handlaterne, leuchtet ängstlich im Zimmer herum, ohne Luisen zu bemerken, dann legt er den Hut auf den Tisch und setzt die Laterne nieder.
    Miller.
Hier ist sie auch nicht. Hier wieder nicht – Durch alle Gassen bin ich gezogen, bei allen Bekannten bin ich gewesen, auf allen Thoren hab' ich gefragt – mein Kind hat man nirgends gesehen. (Nach einigem Stillschweigen.) Geduld, armer, unglücklicher Vater! Warte ab, bis es Morgen wird. Vielleicht kommt deine Einzige dann ans Ufer geschwommen — Gott! Gott! Wenn ich mein Herz zu abgöttisch an diese Tochter hing? – Die Strafe ist hart. Himmlischer Vater, hart! Ich will nicht murren, himmlischer Vater, aber

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