Dray Prescot 06-Die Menschenjäger von Antares
Boot beenden.
Das Wasser schimmerte, als wir den Zorcawagen verließen und an Bord einer eleganten Kanalbarke gingen, die dermaßen mit Blumen, Flaggen und Bannern bedeckt war, daß ich mich schon wunderte, wo wir sitzen sollten. Die Barkenmeister hatten alles organisiert – und kurz darauf nahmen Delia und ich auf einer Plattform am Bug Platz.
Das Wasser gluckerte an der Bootswandung entlang. Ich kannte dieses Wasser. Süß ist das Kanalwasser Vallias – süß und gefährlich. Es war mir ein Trost zu wissen, daß meine Delia und auch ich durch das Bad im Taufbecken am fernen Zelph-Fluß bei Aphrasöe gegen das Gift dieses Wassers gefeit waren – und zugleich ein tausendjähriges Leben erwarten durften.
Jetzt waren die Kanalschiffer mit lautem Zurufen und Winken an der Reihe. Die Ven und Venas paradierten mit ihren frisch angemalten schmalen Boten an uns vorbei oder säumten das Kanalufer. Wir wurden von einer ausgesuchten Gruppe von Schleppern gezogen, denn ich hatte natürlich das Angebot des Herrschers ausgeschlagen, uns eine Abteilung seiner Sklaven zur Verfügung zu stellen. An jenem herrlichen Tag bekamen wir keinen einzigen Sklaven zu Gesicht, wenn wir auch wußten, daß die armen Teufel in ihren Unterkünften und Verliesen steckten – und gewannen Trost aus unserer Entschlossenheit, mit diesem Übel bald ein für allemal aufzuräumen.
Den ganzen Tag lang fuhren wir in Vondium herum, wurden hier begrüßt und da bewirtet und dort bejubelt, und als die Zwillingssonne unterging, ragte die gewaltige Silhouette des Palastes vor uns auf, und wir wurden unter dem emporsteigenden Fallgitter hindurch in den Palasthof gezogen, wo wir wieder an Land gingen.
Es war ein vollkommener Tag gewesen – wie es bei einem Hochzeitstag auch nicht anders sein durfte.
Seg, Inch, Hap, Varden, Gloag, Korf Aighos und Vomanus führten mich davon. Wir nahmen Platz und prosteten uns zu, doch nicht übermäßig, denn wir hatten nichts übrig für die barbarische Sitte, die vorschreibt, daß sich ein Bräutigam in seiner Hochzeitsnacht sinnlos betrinkt.
Der Raum hatte eine niedrige Decke und wirkte sehr gemütlich. Wir saßen in gepolsterten Stühlen an Sturmholztischen, und walfargsche Teppiche bedeckten den Boden. Die besten Weine aus Jholaix und anderen bevorzugten kregischen Gegenden wurden kredenzt. Auch bestellte ich mir kregischen Tee, ein Getränk, wie man es sich auf zwei Welten nicht besser vorstellen kann.
Nach einer Weile vermochte ich mit Vomanus in einer Ecke unter vier Augen zu sprechen.
»Du bist also jetzt mein Schwager, Vomanus«, sagte ich.
Er neigte den Kopf und hob sein Glas. »Aber nur zur Hälfte, Dray.«
»Aye, du bist Delias Halbbruder. Und ich habe an dir gezweifelt, als die Racters mir einflüsterten, du hättest es auf Delia abgesehen.« Ich bin ein Mann, der nie um Verzeihung bittet – jedenfalls fast nie. Doch jetzt sagte ich: »Verzeihst du mir, daß ich an dir gezweifelt habe, Vomanus?«
Er lachte auf seine gelassene Art und leerte sein Glas. Er war ein Teufelsbraten, sorglos und leichtherzig – aber ein guter Kamerad.
»Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich weiß, was ich von einem Mann halten würde, der mir ein Mädchen wie Delia wegnehmen wollte.«
»Du bist verlobt – nein, das ist nicht das richtige Wort – du hast ein Mädchen?«
»Ein Mädchen, Dray? Natürlich nicht! Ich habe viele Mädchen, Dray – Hunderte!«
Hap Loder trat an unseren Tisch und brachte mir frischen Tee und eine Handvoll Palines. Wir unterhielten uns über die Klans und die neuen Chunkrahherden, die er gezüchtet hatte. Er war nun der Führer der Klans von Felschraung und Longuelm, doch er hatte mir Obi gegeben, und ich wußte, daß er mir treu bleiben würde. Er war mein Freund, und das war mir wichtiger als bloße Treue.
Ich entdeckte Tharu von Valkanium und Tom ti Vulheim und zu meiner Freude auch Erithor von Valkanium, der als Sänger im Lande berühmt war und dessen Lieder in aller Munde waren.
Erithor begann zu singen, ein fröhliches Lied über den Schlauen Naghan, der von der energischen Hefi, Tochter des Boskhüters aus dem Dorfe, eingefangen wurde. Die Männer begannen zu lachen, und das Fest wurde allmählich lauter.
Wie wohl ich mich hier in diesem bequemen Raum im Kreise meiner Freunde fühlte! Ich bin ein Mann, der nicht so schnell Freundschaften schließt. Es fällt mir zwar leicht, Männer mitzureißen, daß sie mir folgen, daß sie mir gehorchen und Freude an ihrem Tun haben ... aber
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