Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
ging beruhigt weiter.
Schließlich mussten wir den Kanal auf einem Wehr überqueren und hier konnte Larissa nicht alleine weiter. Die Kutsche musste nämlich bis an das gegenüberliegende Ufer getragen werden, da der Steg viel zu schmal war. Also hievten Larissa und Peter die Kutsche über das ungefähr einen Meter hohe Geländer, um diese dann an das andere Ufer zu bringen. Franziska blieb brav an meiner Hand. Drüben angekommen gönnten wir uns ein paar Minuten Rast, bevor es gemeinsam direkt an der Landstraße weiterging. Der schöne Weg am Anfang des Tages war leider erst einmal zu Ende.
Gegen Mittag kamen wir dann in Villamentero de Campos an. Hier machten wir vier Pilger eine ausgiebige Pause. In einem kleinen Café, in dem mehrere Pilger Rast machten, gab es frischen Kaffee und Käse-Bocadillas. Wir kamen mit einer Gruppe deutscher Pilger ins Gespräch, die uns erzählten, dass sie den Weg in mehreren Etappen, jedes Jahr 200 km, machten. Dabei seien die Übernachtungsmöglichkeiten bereits alle vorbestellt und sie müssten vor Ort nicht erst danach suchen. Wie einfach, fast deprimiert wünschten wir der Gruppe »buen Camino«. Jetzt musste ich allerdings einen Schuhwechsel vornehmen. Trekkingschuhe gegen Sandalen! Gleich ging es mir wieder besser. Ich hätte meine Schuhe einfach eine halbe Nummer größer, also zu groß für normale Verhältnisse, kaufen müssen, dann hätten sie jetzt, wo mein rechter Fuß täglich noch mehr anschwoll, gepasst. Aber was soll das Jammern und das »was wäre wenn«-Gejammere. Hast du halt nicht gemacht. Neue, größere Schuhe mussten her. Peter tat es mir gleich und führte ebenfalls einen Schuhwechsel durch. Während unserer einstündigen Pause kamen wir alle drei überein, dass wir die heutige Etappe um ungefähr fünf Kilometer abkürzen, nur bis Villalcazar laufen würden, um so vielleicht eher an eine Unterkunft zu kommen. Die kleineren Orte würden vielleicht von den Pilgern nicht so stark frequentiert und wir hätten dann schneller ein Bett. Denn nach dieser heutigen Nacht brauchten wir dringend ein angenehmes Bett und ein ordentliches Bad.
Nach unserer Pause machten wir uns auf, um die nächsten und für den heutigen Tag letzten sechs Kilometer zu gehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite machten wir einen Geldautomaten aus und füllten unsere Reisekasse wieder auf. Larissa ging wie immer in der Zwischenzeit voraus und hatte, bevor wir loslaufen konnten, bereits wieder einen ordentlichen Vorsprung. Jetzt fing ein endloser Schotterweg entlang der stark befahrenen Straße an. Kilometer für Kilometer liefen wir auf diesem knallharten, brettflachen Boden. Meine Füße schmerzten, meine Blasen an den Fersen und an der kleinen Zehe füllten sich immer mehr und wurden aufgrund dessen immer größer. Jetzt hatte ich das Gefühl, als würden diese gleich platzen. Aufstechen wollte ich sie aber nicht, da ich eine Infektion befürchtete. Kurz vor unserem eigentlichen Etappenziel erreichten wir einen kleinen sehr anschaulich hergerichteten Rastplatz. Obwohl es nicht mehr weit sein konnte, beschlossen Peter und ich noch eine kleine Pause einzulegen, um einen Schluck aus unserer Pulle zu nehmen und eine Zigarette zu rauchen. Es gab an diesem Rastplatz vier Tische mit Bänken rundherum. Kurz bevor wir aufbrachen, überreichte mir Peter einen grünen Zettel, der auf einer der Bänke mit einem Stein fixiert war, mit der Aufschrift:
Zimmer zu vermieten, Martina, Carrion de los Condes, Tel. Nr.
Das ist ja wunderschön, aber dann müssten wir noch mal sechs Kilometer dranhängen und ich konnte nicht mehr. Nichts ahnend, dass wir in Villalcazar kein Zimmer finden sollten, machten wir uns wieder auf den Weg. Endlich, vielleicht eine viertel Stunde später, ich dachte wir kommen überhaupt nicht mehr an, sahen wir Larissa und Franzi schon von Weitem am Straßenrand hocken und spielen. Vor ihnen der Ortseingang von Villalcazar de Sirga. Zwei nette Hostals lachten uns entgegen, welche wir sofort ansteuerten. Tochter und Enkelin machten es sich in der Zwischenzeit am Spielplatz der angrenzenden Herberge gemütlich. Mein Mann und ich machten uns auf den Weg, ein Zimmer zu ergattern. Das erste Hostal war geschlossen. Trotzdem konnten wir durch die Glastür sehen, dass wieder unsere sechs Leichtgepäck-Pilgerinnen vom Franzosen-Kegelklub ihre Koffertrolleys per Bus vorausrollen ließen und dadurch natürlich die schönen Zimmer mit guten Betten hatten. Ich bin ehrlich, ich hätte die
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