Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
ebenfalls über die Schulter. Sie lachte und quietsche, bis sie dann nach einer Stunde müde wurde und freiwillig in ihren Wagen stieg. Jetzt hieß es wieder ein bisschen Tempo zuzulegen. Der sehr gut markierte Weg führte uns heute durch zahlreiche kleine Dörfer und Siedlungen. Kurz hinter A Brea stand heute der Kilometerstein 100! Zum ersten Mal beglückwünschten wir uns für unsere Leistung.
Der Weg zog sich auf eine Hochebene mit einem malerischen Ausblick! Wir liefen weiter bis Vilacha. Mitten im Wald hörten wir plötzlich Musik! Wunderschöne Musik von Vangelis. Direkt am Weg war eine kleine Pausenstation. Ein Haus aus Stein, rundherum eine Steinmauer, inmitten der Mauer ein wunderschön angelegter Gastgarten. Hier musste man einfach Pause machen. Franzi hatte auch ausgeschlafen und so bestellten wir Sandwiches und etwas zu trinken. Der Garten war eine Blütenpracht, welche im Sonnenlicht golden schimmerte. Hier hätte man verweilen wollen. Leider mussten wir aufbrechen, da wir noch gut 14 Kilometer vor uns hatten. Franzi hatte sich so ausgetollt, dass sie gerne ihren Wagen bestieg. Meine Tochter hatte heute wieder einen sehr ernsten Gesichtsausdruck, gerne hätte ich gewusst, welche Gedanken sie plagten, ich zog es aber vor, nicht zu fragen. Wusste sie doch, dass sie mit allem zu mir kommen konnte.
Von Villacha aus liefen wir direkt am Rio Mino entlang. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses war bereits Portomarin zu erkennen. Am Stausee angekommen mussten wir über eine lange Brücke gehen. Am Ende der Brücke führten zahlreiche Betonstufen in den Ort Portomarin. An den Stufen angekommen, Larissa lief wieder ein paar Meter voraus, saßen junge italienische Radfahrer und ließen sich in allen Posen ablichten. Larissa steuerte direkt auf sie zu. Am Anfang der Stufen wollte sie auf uns warten, da sie alleine den Wagen nicht über 100 Stufen nach oben hätte tragen können. Die muskelbepackten Italiener sprangen hoch, schnappten sich den Wagen und trugen ihr diesen nach oben. Franzi lachte und Larissa lief ohne Mühen hinterher. Sie drehte sich zu uns um, schmunzelte und zwinkerte uns zu. Gut, dass die Italiener nicht wussten, dass wir zusammengehörten. So konnten wir ganz gemütlich die Stufen nach oben laufen. Oben angekommen bedankte sie sich und ging wieder ihres Weges.
In Portomarin machten wir eine kurze Pause, um zu beratschlagen, welchen Weg wir einschlagen wollten. Die eine Variante führte über den Berg mit sehr schmalen Wegen, die andere Variante war die gut ausgebaute, aber auch stark frequentierte Straße. Wir entschieden uns die Straße zu nehmen, da uns der Waldweg nicht geeignet für unsere Kinderkutsche schien. Also liefen wir erst einmal ungefähr eine halbe Stunde die Straße entlang, immer bergauf. Peter und Larissa schoben. Jetzt meldete sich wieder mein Fuß. Himmel, dachte ich, den habe ich ja ganz vergessen! Bisher hatte ich keinerlei Schmerzen gehabt! Lieber Gott, ich danke Dir von ganzem Herzen. Meine Wünsche gingen wieder einmal in Erfüllung. Aber bitte nimm mir auch die Schmerzen für den Rest der Strecke. Wir kamen an einer alten Ziegelei vorbei und nun führte der Weg wenigstens wieder auf einen Pfad neben der Straße. Nach zwei Stunden erreichten wir endlich Castromaior, wo wir uns eine weitere ausgedehnte Pause gönnten. Bis zu unserem heutigen Etappenziel waren es nur noch vier Kilometer. Jetzt wie üblich raus aus den Schuhen und rein in die Sandalen. Trotzdem sich meine Schmerzen heute in Grenzen hielten, war es ein wunderbares Gefühl.
Wir saßen in einem kleinen Gastgarten. Es gab hier Salate in allen Variationen. Wir bestellten alle Salatteller mit Schinken und Eiern, dazu gab es jede Menge Baguette und ein grande Cerveza. Franzi bekam von der Wirtin eine extra Portion Nudelsuppe. Als sie dann auch noch Oliven auf den Tisch stellte, lachte sogar ihr Herz. Franzi war rundherum glücklich und zufrieden, also waren wir es auch. Plötzlich sprach uns eine am Nebentisch sitzende Pilgerin mit bayerischem Dialekt an. Sie kam aus der Nähe von Passau. Heute Nacht schlief sie hier in der angeschlossenen Pension. Leider musste sie den Rest der Etappe alleine laufen, da ihre Freundin wegen Fuß- und Knieproblemen vorzeitig hatte nach Hause fliegen müssen. Sie schien etwas traurig, konnte selbst kaum mehr laufen und würde sich noch mehr schlecht als recht bis Santiago durchkämpfen. »Vielleicht sehen wir uns noch einmal. Auf alle Fälle viel Glück für Ihr weiteres
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