Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
Vorhaben«, wünschte sie uns und ging. Auch wir rüsteten uns jetzt für die nächsten vier Kilometer, zahlten und liefen mit den besten Gedanken des Weges.
Franzi wollte auch laufen, wir mussten herzlich mit ihr Lachen. Nach einiger Zeit wollte sie dann von Omi getragen werden, auch das ging besser als gedacht. Wir liefen und liefen, bis ich dann nach ungefähr einer Stunde vermutete, dass wir uns verlaufen hatten. So war es dann auch. Eine Stunde Laufzeit umsonst. Jetzt mussten wir die ganze Strecke wieder zurück. Nach einer weiteren Dreiviertelstunde standen wir wieder am Anfang, nämlich in dem Gastgarten, in dem wir gegessen hatten. Fast zwei Stunden vertan. Die letzte dreiviertel Stunde zurück waren wir fast gelaufen. Jetzt konnte ich nicht mehr. Peter beschloss uns ein Taxi zu holen. Das war kein Beinbruch, wir waren ohnehin heute neun Kilometer zu viel gelaufen. Das Taxi kam, aber es war nur ein kleines Taxi. Leider hatte unsere Kinderkutsche keinen Platz. Peter verfrachtete uns alle ins Taxi, half dem Fahrer unsere Rucksäcke im Kofferraum seines Wagens zu verstauen und sagte: »Bis später, ich komme mit der Kinderkutsche nach.« Der Fahrer ließ den Motor an, und bis wir gut saßen, waren wir auch schon am Ziel. Wir bezahlten mit Trinkgeld 10 Euro und verabschiedeten uns mit einem herzlichen Dankeschön.
Warum hatten wir uns heute so verlaufen? Das war uns ja noch nie passiert! Unsere Rucksäcke hievten wir in die Zimmer im Tiefparterre, um nicht zu sagen in den Keller. Unsere Zimmer lagen nebeneinander und Larissa und ich waren uns schnell einig, dass dieses hier das schlechteste Zimmer war, das wir bisher hatten. Ebenfalls mit Etagenbad und Etagenklo. Wir mussten lachen und sagten uns, es war halt kein Fünfsterne-SPA-Hotel. Lachend bewegten wir uns auf die Terrasse nach oben und bestellten uns zur Feier des Tages, da doch noch alles gut gegangen war, eine Flasche Wein und warteten auf Peter. Larissa hatte wieder eine Bekannte vom Pilgerweg getroffen und Franzi und ich entschieden uns, dem Opi ein kleines Stück entgegenzulaufen. Leider waren hier ein paar streunende Hunde unterwegs und wir gingen deshalb wieder zurück. Nicht, dass die Omi noch mal zuschlagen musste. Hätte ich aber jederzeit getan. Kaum waren wir zurück, war auch Peter angekommen. Er strahlte und sagte, es gehe ihm so gut wie schon lange nicht mehr. Er hätte die paar Kilometer bis hierher, mal ganz alleine, sehr genossen. Ich verstand ihn. Die Flasche Wein war kaltgestellt, wir prosteten uns zu und waren froh, diesen Tag unbeschadet überstanden zu haben. Larissa erkundigte sich noch besorgt nach meinem Fuß und wollte mir, nachdem sie die Kleine schlafen gelegt hatte, noch eine Lymphdrainage angedeihen lassen. Ich lehnte dankend ab, denn ich wollte ihr keine Umstände machen. Larissa und Franziska machten sich auf, um zu duschen und sich anschließend schlafen zu legen. Wir tranken noch den letzten Schluck, um dann ebenfalls nach einer Dusche müde ins Bett zu fallen.
20. Juni Hospital da Cruz – O Coto (20 km)
Nach einem eher schlechten Frühstück machten wir uns beschwingt auf den Weg. Wir verließen schnell unsere Behausung und liefen entlang der Straße. Nach kurzer Zeit eröffnete sich uns der Blick auf die Sierra de Ligonde. Wir wanderten durch zahlreiche kleine Ortschaften auf leichten Wegen bis Palas de Rei. Die Zeit verflog heute. 13,4 Kilometer in zweieinhalb Stunden. Das musste uns erst einer nachmachen. Der Gedanke an die letzten Kilometer bis Santiago verlieh Flügel. Jetzt legten wir eine kurze Pause ein, um etwas zu essen und zu trinken. Franzi war zwar bester Laune, aber wir merkten natürlich, dass sie nicht mehr gerne in ihrem Wagen saß. Sie wollte verständlicherweise auch laufen. Wir lagen sehr gut in der Zeit und gönnten ihr deshalb immer wieder Pausen. Wir verließen Palas de Rei und erreichten bereits nach kurzer Zeit San Xiao do Camino und bald darauf Pontecampana.
Jetzt fing der Weg wieder an schwieriger zu werden. Wir wanderten durch hügeliges und holpriges Gelände, durch kleine Weiler und kleine Wäldchen. Jetzt kam ein steiniges-Teilstück, wo Franzi aus ihrem Wagen musste. Larissa, Franziska und ich gingen voraus und Peter zog den Wagen rücklings über die im Weg liegenden Holpersteine. Anschließend wanderten wir an verlassenen und verfallenen Häusern vorbei immer weiter in Richtung O Coto. Ich merkte, dass es mir trotz des nahenden Zieles keinen Spaß mehr macht zu wandern. Leider
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