Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
merkte ich auch, dass unsere Kleine langsam an ihre Grenzen stieß. Sie wollte nicht mehr wirklich im Wagen sitzen und sie wollte auch nicht mehr so wirklich laufen. Sie wollte den ganzen Tag spielen. Ich merkte, dass es Zeit wurde, anzukommen. Jeder Tag, den wir aus irgendwelchen Gründen noch dranhängen müssten, wäre zu viel für sie, aber auch für uns alle. Und trotzdem könnte ich heute schon wehmütig werden, wenn ich an das Ende des Weges denke, so sehr ich es auch herbeisehnte! Die Zeit, die ich jetzt mit meiner Familie verbringen durfte, war sehr kostbar. Wahrscheinlich auch einmalig. Hierfür gab es keine Wiederholung. Einmal im Leben durfte ich sechseinhalb Wochen lang, davon 36 Tage (inklusive 3 Ruhetage) auf dem Camino, meine Familie in vollen Zügen genießen. Auch wenn es Spannungen und Reibungspunkte gab. Aber dieser spezielle Weg, der Jakobsweg, lügt nicht. Ich glaube an Schicksal. Ich glaube auch, dass alles im Leben vorbestimmt ist, und letztlich glaube ich auch an Fügung. Vorbestimmung heißt in meinen Augen aber nicht, dass ich nicht nach meinem eigenen freien Willen mein Leben gestalten und ausrichten kann. Ich kann alles machen, wenn ich nur bereit bin, auch die Konsequenzen für mein Handeln zu tragen. Ich denke, sich der Konsequenzen im Leben bewusst zu sein, führt automatisch auf die richtige Spur. Ich hatte in den letzten Wochen sehr viel nachgedacht. Mein Leben hätte vielleicht, hätte ich mich nicht immer wieder von anderen, teilweise mir sehr nahestehenden Personen beeinflussen oder manchmal sogar manipulieren lassen, in vielen Momenten nicht nur eine andere, bessere Wendung genommen, sondern wäre vielleicht auch viel einfacher verlaufen.
Für den Weg hatten wir uns 46 Tage Zeit genommen, würden aber bereits nach 36 Tagen am Ziel sein. Schön, dass wir im Anschluss noch zehn Tage bis zum Rückflug zur Verfügung haben würden. Heute Abend sollten wir uns dann Gedanken machen, wo wir die restliche Zeit verbringen wollten. Auf alle Fälle sollte es ein schönes Hotel sein, am Meer gelegen, mit Pool für unsere kleine Franzi. Am besten wir riefen in unserem Reisebüro zu Hause an, die Damen dort würden bestimmt etwas Passendes für uns finden. Ein nettes kleines Hotel zwischen Santiago de Compostela und Finesterre gelegen. Den Gedanken fand ich schön. So käme kein so abruptes Ende und wir könnten uns bei unserer Franzi noch mit einem kindgerechten Urlaub für ihr Durchhaltevermögen – hatte sie bestimmt von der Omi – bedanken. Außerdem käme dann auch ihr Papa nach und so hätte sie ihre gesamte Familie vereint.
Noch so in meine Gedanken versunken, standen wir in O Coto vor einem großen Transparent mit dem Hinweis auf ein Lokal namens »Die zwei Deutsch«, nicht etwa die zwei Deutschen, nein, die zwei Deutsch! Das Lokal hieß wirklich so und dabei hatte ich gedacht, das müsste auf unserer Vorreservierung ein Übertragungsfehler sein. Der Gastgarten bestand aus fünf oder sechs Tischen mit Stühlen, und wie sich herausstellte, nächtigten wir 200 Meter weiter, direkt hinter dem Autofriedhof – schöne Aussichten. Wir legten die Rucksäcke ab, setzten uns und schon ging es uns wieder gut. Heute nahm ich erst jetzt am Ziel einen Schuhwechsel vor, war aber nicht erstaunlich, denke ich, mein Gebet und die damit verbundenen Wünsche waren erhört worden. Wir bestellten uns eine Käseplatte für drei Personen, ein Schälchen Oliven und Baguette. Wir ließen uns diese Zwischenmahlzeit schmecken, als hätten wir etwas nachzuholen. Franzi war glücklich und gut gelaunt. Auch die junge Wirtin hatte wieder ein Geschenk für Franzi. Es war ein ungefähr 30 cm langer, 1,5 cm dicker, vierfarbigen Malstift mit aufgesetztem Spitzer und vielen bunten Bändern. Franzi freute sich und wir hatten wieder etwas, das mit musste.
Langsam machten wir uns auf in Richtung Autofriedhof. Beim Betreten der Pension wurden wir begrüßt wie alte Freunde. Sofort wurden uns die Schlüssel für unsere Zimmer ausgehändigt, ein Menüvorschlag für abends unterbreitet, gefragt, ob wir drinnen oder draußen essen wollten, und über die Hausordnung informiert. Mit all diesen Informationen wurden wir dann zu unseren Zimmern entlassen. Franzi quiekte vor Vergnügen und kam zu mir zurückgerannt. »Omi, hast du auch einen Fernseher? Ich schau jetzt Kinderprogramm!« Unsere Kleine und ein Fernseher, absolut kompatibel. Peter ließ mir den Vortritt ins Bad und legte sich zwischenzeitlich ein wenig aufs Ohr. Als
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