Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)

Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Stein
Vom Netzwerk:
zeigte man ihr den modernen Solartrockner. Eine Wäscheleine. Flugs hängte sie unsere Wäsche auf, aber von trockener Wäsche war Stunden danach keine Spur. Die Luftfeuchtigkeit war einfach zu hoch. Ich setzte mich zu meinem Mann, der immer noch auf der Steinbank saß, und wir sahen unseren beiden Kindern beim Spielen zu. Zwischen der Kapelle und der Herberge war ein steinerner Waschtrog am Wegrand aufgestellt, in den ständig kaltes Wasser nachlief. Eine alte Frau aus dem Dorf ging mit ihren Wäschestücken und einer Seife zu dem Trog und wusch dort ihre Wäsche. Schon nach kurzer Zeit sah man an ihren Händen und Unterarmen die Adern blau hervortreten, so kalt war das Waschwasser. Sie schaute während des Waschens immer wieder verstohlen zu uns herüber, wrang unter Anstrengung ihre Wäsche aus und schlurfte wieder nach Hause. Uns wurde bewusst, hier tickten die Uhren wirklich noch anders, wie zu Zeiten unserer Großeltern.
    Jetzt war es Zeit, uns zum Abendessen frisch zu machen. Unsere Dusche bestand aus einer Emaillebadewanne, über der eine Metallspinne mit einem uralten, durchlöcherten Duschvorhang hing. Eine solche Metallspinne hatten meine Großeltern über dem Ofen hängen, wo im Winter die nasse Wäsche zum Trocknen hing. Hier wurde sie als Halterung für den Duschvorhang benutzt und dieser schloss sich im trockenen Zustand im Halbkreis um den Körper. Sobald aber das Wasser lief, klebte er am ganzen Körper. Natürlich war nach der Dusche mehr Wasser am Steinboden als in der Wanne. Spätestens jetzt wussten wir, warum direkt neben der Wanne gleich die Kombination von Eimer und Wischmob stand.
    Nach dem Abendessen gingen wir früh zu Bett, da wir am nächsten Tag eine anstrengende Etappe von über 30 Kilometer geplant hatten. In unserem Zimmer angekommen wollte mein Mann erst einmal in Ruhe meinen Fuß betrachten, genau das wollte ich eigentlich vermeiden, wusste ich doch, dass er sich wieder Sorgen machen würde. Mein Fuß wurde liebevoll mit den Resten unserer vorhandenen Voltaren-Salbe eingerieben und im Anschluss kamen dann genau die Worte, die ich erwartet hatte: »Wenn bis morgen früh die Schwellung nicht deutlich zurückgegangen ist, brechen wir ab.« Ich entgegnete, ohne vorher darüber nachzudenken, das würden wir erst sehen. Ich hatte nicht vor abzubrechen. Ich hatte ja um Hilfe gebeten. Diese Nacht konnten wir beide nicht gut schlafen. Das Zimmer war feucht, roch muffig und die Bettdecken waren auch nicht gerade frisch und einladend. Die ganze Nacht dachte ich darüber nach, wie verwöhnt wir doch waren. Waren wir doch alle wirklich auf der Sonnenseite des Lebens geboren. Wie viele Menschen dieser Erde würden viel dafür geben, in so einem Bett schlafen zu dürfen. Dann rechnete ich noch mal nach, morgen, am 19.6. würden wir 30 km gehen, am 20.6. 20 km, am 21.6. 21 km, am 22.6. 24,5 km, am 23.6. 12,5 km bis Santiago. Wenn alles glatt lief, würden wir mittags bereits in Santiago de Compostela sein. Nein, jetzt wird nicht mehr aufgegeben, soviel stand fest.

19. Juni Barbadello – Hospital de la Cruz (30,2 km)
    Als ich die Augen aufmachte, saß mein Mann an meinem Bett. Der Raum war sonnendurchflutet und am Fenster klopfte ein Vogel neugierig an die Scheibe. Peter sagte: »Na, wie fühlst du dich, zeig mir mal bitte deinen Fuß.« Ich schob diesen unter der Bettdecke hervor, die Schwellung war etwas zurückgegangen, aber klar, das kam vom Beine hoch Lagern und hatte vorerst nichts zu sagen. Ich sagte: »Ich werde gehen, aber zu deiner Beruhigung, sollten die Schmerzen unerträglich werden, breche ich ab.«
    Frühstück musste heute ausfallen, denn in unserer Beherbergung wurde kein Frühstück angeboten. Also nur ein Schluck Wasser, etwas Kuchen von gestern und ab die Post. Kaum saß unsere Kleine in ihrer Kutsche, begann sie wieder eigene Kompositionen auf ihrer Flöte zu spielen oder besser gesagt zu pfeifen. Diese Flöte hatte ihre Mutter aus einem Andenkenladen am O-Cebreiro-Pass mitgebracht. Jetzt wurden die anderen Pilger wieder von Weitem auf uns aufmerksam. Es war ein wunderschöner Wandertag. Franzi entschloss sich nach ihrem Flötensolo erst mal zu laufen. Sie übte mit ihrem Opi im Gleichschritt zu gehen, erst vorwärts, dann rückwärts. Sie machte jede Bewegung nach und als dann der Opi noch seinen Wanderstock über die Schulter nahm, lief sie kurzerhand zum Kinderwagen, zog ihren hölzernen Hund auf Rädern, der an einem Stock befestigt war, heraus und legte sich diesen

Weitere Kostenlose Bücher