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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Schritt fuhr. Wir legten die Lehne eines der Vordersitze zurück und konnten so den Mann hinlegen. Die Frau setzten wir auf den Hintersitz. Ich stellte mich neben sie auf das Trittbrett, Lenz hielt ebenso von der andern Seite den Mann fest. »Bleib hier und paß auf den Wagen auf, Jupp«, sagte Lenz.
     »Wo ist eigentlich der Motorradfahrer geblieben?« fragte ich.
     »Abgehauen, als wir am Arbeiten waren«, erklärte Jupp.
     Wir fuhren langsam los. In der Nähe des nächsten Dorfes war ein kleines Sanatorium. Wir hatten es oft im Vorüberfahren gesehen. Es lag weiß und niedrig auf einem Hügel. Soviel wir wußten, war es eine Art Privatirrenanstalt für leichtkranke, reiche Patienten – aber sicher war ein Arzt da und ein Verbandsraum.
     Wir fuhren den Hügel hinauf und klingelten. Eine sehr hübsche Schwester kam heraus. Sie wurde blaß, als sie das Blut sah, und lief zurück. Gleich darauf kam eine zweite, bedeutend ältere. »Bedaure«, sagte sie sofort, »wir sind nicht auf Unfälle eingerichtet. Sie müssen zum VirchowKrankenhaus fahren. Es ist nicht weit.«
     »Es ist fast eine Stunde von hier«, erwiderte Köster.
     Die Schwester sah ihn abweisend an. »Wir sind gar nicht auf so etwas eingerichtet. Es ist auch kein Arzt da...«
     »Dann verstoßen Sie gegen das Gesetz«, erklärte Lenz. »Privatanstalten Ihrer Art müssen einen ständigen Arzt haben. Würden Sie mir erlauben, einmal Ihr Telefon zu benützen? Ich möchte mit der Polizeidirektion und der Redaktion des Tageblattes telefonieren.«
     Die Schwester wurde unschlüssig. »Ich glaube, Sie können beruhigt sein«, sagte Köster kalt. »Ihre Arbeit wird Ihnen sicher gut bezahlt werden. Wir brauchen zunächst eine Tragbahre. Den Arzt werden Sie ja wohl erreichen können.« Sie zögerte immer noch. »Eine Tragbahre«, erläuterte Lenz, »gehört ebenfalls laut Gesetz, ebenso wie ausreichendes Verbandsmaterial...«
     »Jaja«, erwiderte sie hastig, scheinbar niedergeschmettert durch so viel Kenntnisse, »sofort, ich schicke jemand...«
     Sie verschwand. »Allerhand«, sagte ich.
     »Kann dir auch im Städtischen Krankenhaus passieren«, antwortete Gottfried gleichmütig. »Erst kommt das Geld, dann die Bürokratie, dann die Hilfe.«
     Wir gingen zum Wagen zurück und halfen der Frau heraus. Sie sagte nichts; sie blickte nur auf ihre Hände. Wir brachten sie in einen kleinen Ordinationsraum im Parterre. Dann kam die Tragbahre für den Mann. Wir hoben ihn hinauf. Er stöhnte. »Einen Augenblick...«
     Wir sahen ihn an. Er schloß die Augen. »Ich möchte, daß niemand etwas erfährt«, sagte er mühsam.
     »Sie waren völlig ohne Schuld«, erwiderte Köster. »Wir haben den Unfall genau gesehen und sind gern Zeugen für Sie.«
     »Das ist es nicht«, sagte der Mann. »Ich möchte aus anderen Gründen, daß nichts bekannt wird. Sie verstehen...« Er blickte nach der Tür, durch die die Frau gegangen war.
     »Dann sind Sie hier am richtigen Platz«, erklärte Lenz. »Es ist ein Privathaus. Das einzige wäre nur noch, daß Ihr Wagen verschwindet, ehe die Polizei ihn sieht.«
     Der Mann stützte sich auf. »Würden Sie das für mich noch machen? Eine Reparaturanstalt anrufen? Und geben Sie mir bitte Ihre Adresse! Ich möchte – ich bin Ihnen zu Dank...«
     Köster wehrte mit einer Handbewegung ab. »Doch«, sagte der Mann, »ich wüßte gern...«
     »Ganz einfach«, erwiderte Lenz. »Wir haben selbst eine Reparaturwerkstatt und sind Spezialisten für Wagen wie den Ihren. Wir werden ihn gleich mitnehmen, wenn Sie einverstanden sind, und ihn wieder in Ordnung bringen. Damit ist Ihnen geholfen und uns gewissermaßen auch.«
     »Gern«, sagte der Mann. »Wollen Sie meine Adresse – ich komme dann selbst, den Wagen holen. Oder schicke jemand.«
    Köster steckte die Visitenkarte in die Tasche, und wir
    trugen ihn hinein. Der Arzt, ein junger Mann, war inzwischen gekommen. Er hatte das Blut vom Gesicht der Frau abgewaschen, und man sah jetzt die tiefen Schnitte. Die Frau hob sich auf den gesunden Arm und starrte in das blinkende Nickel einer Schale auf dem Verbandstisch. »Oh«, sagte sie leise und ließ sich zurückfallen, mit entsetzten Augen.
     Wir fuhren zum Dorf und fragten nach einer Werkstatt. Dort liehen wir uns bei einem Schmied eine Abschleppvorrichtung und ein Seil und versprachen dem Mann zwanzig Mark dafür. Doch der war mißtrauisch und wollte den Wagen sehen. Wir nahmen ihn mit und fuhren zurück.
     Jupp stand mitten auf der

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