Drei Kameraden
Straße und winkte. Aber wir sahen ohne ihn schon, was los war. Ein alter, hochbordiger Mercedes stand am Straßenrand, und vier Leute waren dabei, den Stutz abzuschleppen.
»Da kommen wir ja gerade noch zurecht«, sagte Köster.
»Das sind die Brüder Vogt«, erwiderte der Schmied. »Gefährliche Bande. Wohnen drüben. Was die in den Fingern haben, geben sie nicht wieder her.«
»Mal sehen«, sagte Köster.
»Ich habe denen da schon alles erklärt, Herr Köster«, flüsterte Jupp. »Schmutzkonkurrenz. Wollen den Wagen für ihre eigene Werkstatt haben.«
»Schön, Jupp. Bleibt mal vorläufig hier.«
Köster ging auf den größten der vier zu und sprach ihn an. Er erklärte ihm, daß der Wagen uns gehöre. »Hast du irgend etwas Hartes bei dir?« fragte ich Lenz.
»Nur einen Schlüsselbund, und den brauche ich selber.
Nimm einen kleinen Engländer.«
»Lieber nicht«, sagte ich, »das könnte zu schwerer Körperverletzung führen. Schade, daß ich so leichte Schuhe anhabe. Sonst wäre Treten immer noch das beste.«
»Machen Sie mit?« fragte Lenz den Schmied. »Dann sind wir vier gegen vier.«
»Ich werde mich hüten! Damit die mir morgen die Bude einschlagen. Ich bleibe streng neutral.«
»Auch richtig«, sagte Gottfried.
»Ich mache mit«, erklärte Jupp.
»Untersteh dich!« sagte ich. »Du paßt auf, ob jemand kommt, weiter nichts.«
Der Schmied entfernte sich ein Stück von uns, um seine strenge Neutralität noch deutlicher zu zeigen.
»Quatsch keine Opern!« hörte ich gleich darauf den größten der Brüder Vogt Köster anknarren. »Wer zuerst da ist, mahlt zuerst! Fertig! Und nun schiebt ab!«
Köster erklärte nochmals, daß der Wagen uns gehöre. Er bot Vogt an, ihn in das Sanatorium zu fahren, damit er sich dort erkundigen könne. Der grinste verächtlich. Lenz und ich kamen näher. »Ihr wollt wohl auch ins Krankenhaus, was?« fragte Vogt. Köster antwortete nicht, sondern ging an das Auto heran. Die drei andern Vogts richteten sich auf. Sie standen jetzt dicht zusammen. »Gebt mal das Abschleppseil her«, sagte Köster zu uns. »Mensch«, erwiderte der älteste Vogt. Er war einen Kopf größer als Köster. »Tut mir leid«, sagte Köster, »aber wir werden den Wagen mitnehmen.« Lenz und ich schlenderten noch näher heran, die Hände in den Taschen. Köster bückte sich zu dem Wagen herunter. Im gleichen Moment schleuderte Vogt ihn mit einem Tritt beiseite. Otto hatte damit gerechnet; er hatte in derselben Sekunde das Bein gefaßt und Vogt umgerissen. Dann kam er hoch und schlug dem nächsten der Brüder, der gerade die Stange des Wagenhebers hob, vor den Magen, daß er taumelte und ebenfalls zu Boden ging. Im nächsten Augenblick sprangen Lenz und ich auf die beiden andern zu. Ich bekam sofort einen Schlag ins Gesicht. Es war nicht schlimm, aber meine Nase fing an zu bluten, ich verfehlte den nächsten Schlag, rutsche am fettigen Kinn des andern ab, bekam einen zweiten Hieb gegen das Auge und stürzte so unglücklich, daß mich der Vogt mit dem Magenschlag am Boden zu fassen kriegte. Er drückte mich gegen den Asphalt und umklammerte meinen Hals. Ich spannte die Muskeln an, damit er mich nicht würgen konnte, und versuchte, mich zu krümmen und herumzurollen, um ihn mit den Füßen wegzustoßen oder ihm in den Bauch zu treten. Aber Lenz und sein Vogt waren über meinen Beinen am Ringen, und ich kam nicht frei. Der Atem wurde mir schwer trotz der angespannten Halsmuskeln, weil ich durch die blutende Nase keine Luft bekam. Allmählich wurde alles glasig um mich her, das Gesicht Vogts zitterte vor meinen Augen wie Gallert, und ich spürte schwarze Schatten hinter meinem Schädel. Mit dem letzten Blick sah ich Jupp plötzlich neben mir; – er kniete im Straßengraben, verfolgte ruhig und aufmerksam mein Zucken und schlug, als in einer Sekunde der Stille alles für ihn parat schien, mit einem Hammer gegen Vogts Handgelenk. Beim zweiten Schlag ließ Vogt los und griff vom Boden aus wütend nach Jupp, der einen halben Meter zurückrutschte und ihm in aller Ruhe einen dritten saftigen Schlag auf die Finger und dann einen auf den Kopf versetzte. Ich kam hoch, rollte mich auf Vogt und begann ihm meinerseits den Hals zuzuschnüren. In diesem Augenblick erscholl ein tierisches Brüllen und dann ein Wimmern: »Loslassen – loslassen!«
Es war der älteste Vogt. Köster hatte ihm einen Arm umgedreht und über den Rücken hochgerissen. Vogt war mit dem Kopf voran zu
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