Drei Kameraden
verkaufen?«
Ich nickte und sah sprachlos auf den gelben Bambusspazierstock und die Wildlederhandschuhe des Stutzers.
»Könnte ich ihn mal sehen«, fragte der weiter, ohne eine Miene zu verziehen.
»Das ist er hier«, sagte ich, »aber vielleicht gedulden Sie sich einen Moment, ich habe noch zu tun. Wollen Sie solange drinnen Platz nehmen?«
Der Stutzer horchte einen Augenblick auf das Summen des Motors, machte erst ein kritisches, dann ein anerkennendes Gesicht und ließ sich von mir in die Werkstatt führen.
»Idiot«, knurrte ich ihn an und ging dann rasch zu Blumenthal zurück.
»Wenn Sie den Wagen einmal gefahren haben, werden Sie anders über den Preis denken«, sagte ich. »Sie können ihn gern so lange probieren, wie Sie wollen. Vielleicht kann ich Sie auch abends zu einer Probefahrt abholen, wenn Ihnen das besser paßt.«
Aber die flüchtige Regung war bereits verflogen. Blumenthal stand schon wieder da wie ein Gesangvereinspräsident aus Granit. »Lassen Sie nur«, sagte er, »ich muß jetzt gehen. Wenn ich eine Probefahrt machen will, kann ich Ihnen ja noch telefonieren.«
Ich sah, daß vorläufig nichts weiter zu machen war. Dieser Mann war nicht zu bereden. »Gut«, erklärte ich, »aber wollen Sie mir nicht Ihre Telefonnummer geben, damit ich Ihnen Bescheid sagen kann, wenn noch ein Interessent da ist?«
Blumenthal sah mich merkwürdig an. »Interessenten sind noch keine Käufer.«
Er zog eine Zigarrentasche heraus und hielt sie mir hin. Auf einmal rauchte er. Sogar Corona-Coronas – er mußte Geld wie Heu haben. Aber es war mir schon egal. Ich nahm die Zigarre.
Er gab mir freundlich die Hand und ging. Ich sah ihm nach und verfluchte ihn leise, aber gründlich. Dann ging ich zurück in die Werkstatt.
»Na«, begrüßte mich der Stutzer Gottfried Lenz, »wie hab' ich das gemacht? Sah, wie du da herumwürgtest, und wollte mal etwas nachhelfen. Ein Glück, daß Otto sich hier fürs Finanzamt umgezogen hat! Sah seinen guten Anzug da hängen – sauste im Galopp 'rein, durchs Fenster 'raus und wieder hierher als seriöser Käufer! Gut gemacht, was?«
»Idiotisch gemacht«, erwiderte ich, »der Mann ist schlauer als wir beide zusammen! Sieh dir die Zigarre an! Eine Mark fünfzig das Stück. Du hast mir einen Milliardär verjagt.«
Gottfried nahm mir die Zigarre aus der Hand, beroch sie und zündete sie sich an. »Ich habe dir einen Schwindler verjagt. Milliardäre rauchen nicht solche Zigarren. Die rauchen welche zu einem Groschen das Stück.«
»Unsinn«, antwortete ich, »Schwindler nennen sich nicht Blumenthal. Die nennen sich Graf Blumenau oder so.«
»Der Mann kommt wieder«, meinte Lenz, hoffnungsvoll wie immer, und blies mir den Rauch meiner Zigarre ins Gesicht.
»Der nicht«, sagte ich überzeugt. »Aber wie kommst du nur zu dem Bambusknüppel und den Handschuhen?«
»Geliehen. Drüben im Geschäft von Benn und Co. Ich kenne da die Verkäuferin. Vielleicht behalte ich den Stock sogar. Er gefällt mir.« Selbstgefällig wirbelte er den dicken Prügel durch die Luft.
»Gottfried«, sagte ich, »du bist hier zu schade. Weißt du was? Geh zum Variete. Da gehörst du hin.«
»Sie sind angerufen worden«, sagte Frida, das schielende Dienstmädchen Frau Zalewskis, als ich mittags auf einen Sprung nach Hause kam.
Ich drehte mich um. »Wann?«
»Vor 'ner halben Stunde. War 'ne Dame.«
»Was hat sie denn gesagt?«
»Sie will abends noch mal anrufen. Aber ich habe ihr gleich gesagt, es hätte nicht viel Zweck. Sie wären abends nie zu Hause.«
Ich starrte sie an. »Was? Das haben Sie gesagt? Herrgott, wenn Ihnen doch mal jemand telefonieren beibringen würde.«
»Ich kann telefonieren«, erklärte Frida pomadig. »Und zu Hause sind Sie abends auch so gut wie nie.«
»Das geht Sie doch gar nichts an«, fluchte ich. »Nächstens erzählen Sie noch, ob ich Löcher in den Strümpfen habe.«
»Kann ich ja machen«, gab Frida zurück und sah mich hämisch mit ihren roten entzündeten Augen an. Wir waren alte Feinde.
Ich hätte sie am liebsten in ihren Suppentopf gesteckt, beherrschte mich aber, griff in die Tasche, drückte ihr eine Mark in die Hand und fragte versöhnlich: »Hat die Dame nicht ihren Namen genannt?«
»Nee«, sagte Frida.
»Was hatte sie denn für eine Stimme? Ein bißchen dunkel und tief und so, als wäre sie etwas heiser?«
»Weiß ich nicht«, erklärte Frida phlegmatisch, als hätte ich ihr nie eine
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