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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Mark in die Hand gedrückt.
     »Einen hübschen Ring haben Sie da an der Hand, wirklich reizend«, sagte ich, »und nun besinnen Sie sich mal genau, ob Sie sich nicht doch erinnern.«
     »Nee«, erwiderte Frida, und die Schadenfreude leuchtete ihr nur so aus dem Gesicht.
     »Dann häng dich auf, du Satansbesen«, fauchte ich und ließ sie stehen.

    Abends um sechs Uhr war ich pünktlich zu Hause. Als ich die Tür aufmachte, bot sich mir ein ungewohntes Bild. Auf dem Korridor stand Frau Bender, die Säuglingsschwester, umgeben von sämtlichen Damen der Pension. »Kommen Sie mal her«, sagte Frau Zalewski.
     Die Ursache der Versammlung war ein schleifengeschmückter Säugling, der vielleicht ein halbes Jahr alt war. Frau Bender hatte ihn aus ihrem Heim in einem Kinderwagen mitgebracht. Es war ein völlig normales Kind; aber die Damen beugten sich mit einem Ausdruck so irrsinnigen Entzückens darüber, als wäre es der erste Säugling, den die Welt hervorgebracht hätte. Dazu stießen sie glucksende Rufe aus, zwirbelten mit den Fingern vor den Augen der kleinen Kreatur und spitzten die Lippen. Sogar Erna Bönig in ihrem Drachenkimono beteiligte sich an dieser Orgie platonischer Mütterlichkeit.
     »Ist es nicht ein reizendes Wesen?« fragte Frau Zalewski mit schwimmenden Blick.
     »Das kann man erst so in zwanzig, dreißig Jahren richtig beurteilen«, erwiderte ich und schielte nach dem Telefon. Hoffentlich kam der Anruf nicht gerade, während hier alles versammelt war.
     »Sehen Sie sich's doch mal richtig an«, forderte Frau Hasse mich auf.
     Ich sah hin. Es war ein Säugling wie alle. Ich konnte nichts Besonderes daran entdecken. Höchstens die furchtbar kleinen Hände und daß es merkwürdig war, selbst auch mal so winzig gewesen zu sein. »Der arme Wurm«, sagte ich, »der hat noch keine Ahnung, was ihm bevorsteht. Möchte wissen, für was für einen Krieg der gerade zurechtkommt.«
     »Rohling«, erwiderte Frau Zalewski. »Haben Sie denn kein Gefühl?«
     »Viel zuviel«, erklärte ich, »sonst käme ich ja nicht auf solche Gedanken.« Damit zog ich ab in mein Zimmer.
     Zehn Minuten später klingelte das Telefon. Ich hörte meinen Namen und ging hinaus. Richtig, die ganze Gesellschaft war noch da! Sie wich auch nicht, als ich den Hörer am Ohr hatte und die Stimme von Patrice Hollmann vernahm, die sich für die Blumen bedankte. Im Gegenteil, der Säugling, der scheinbar der Vernünftigste von allen war und genug von der Afferei hatte, fing plötzlich an zu brüllen. »Entschuldigen Sie«, sagte ich verzweifelt in das Telefon, »ich kann Sie nicht verstehen, hier tobt ein Säugling; aber es ist nicht meiner.« Die Damen zischten wie ein Nest von Riesenschlangen, um das schreiende Geschöpf zu beruhigen. Sie erreichten prompt, daß es noch stärker loslegte. Jetzt erst bemerkte ich, daß es tatsächlich ein besonderer Säugling war; seine Lungen mußten bis in die Beine reichen, anders war diese schmetternde Stimme nicht zu erklären. Ich war in einer schwierigen Lage; mit den Augen schoß ich wütende Blicke auf den Mutterkomplex vor mir, mit dem Munde versuchte ich freundliche Worte in die Hörmuschel zu sprechen – vom Scheitel bis zur Nase war ich Gewitter, von der Nase bis zum Kinn eine sonnige Frühlingslandschaft –, es war mir ein Rätsel, daß ich es fertigbrachte, mich trotzdem zum nächsten Abend zu verabreden.
     »Sie sollten sich eine schalldichte Telefonzelle anschaffen«, sagte ich zu Frau Zalewski.
     Aber die war nicht auf den Mund gefallen. »Wieso«, fragte sie funkelnd zurück, »haben Sie soviel zu verbergen?«
     Ich schwieg und drückte mich. Mit aufgerührten Muttergefühlen soll man keinen Streit anfangen. Die haben die Moral der ganzen Welt hinter sich.
     Abends waren wir bei Gottfried verabredet. Ich aß in einer kleinen Kneipe und ging dann hin. Unterwegs kaufte ich mir im elegantesten Herrenmodengeschäft zur Feier des Tages eine prachtvolle neue Krawatte. Ich war immer noch überrascht, wie glatt alles gegangen war, und ich gelobte mir, morgen seriös zu sein wie der Generaldirektor eines Beerdigungsinstitutes.
     Gottfrieds Bude war eine Sehenswürdigkeit. Sie hing voll von Reiseandenken, die er aus Südamerika mitgebracht hatte. Bunte Bastmatten an den Wänden, ein paar Masken, ein eingetrockneter Menschenschädel, groteske Tontöpfe, Speere und als Hauptstück eine großartige Sammlung von Fotografien, die eine ganze Wand einnahmen – Indiomädchen und Kreolinnen,

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