Drei Mal täglich
kennt.”
“Wirklich?”
“Ja.”
Bennett schaute ihr in die Augen. Lacy schluckte.
Wieder fühlte sie, wie der Blitz sie durchzuckte. Ihre Großmutter hatte recht. Das Gefühl war unverkennbar.
Bennett sah verdammt gut aus in seinem weißen Hemd und der Jeans. Es war das erste Mal, dass sie ihn nicht in OP-Kleidung sah. Lacy fand, dass er diesen Test mit Bravour bestanden hatte.
“Heißt das, Sie bitten mich um ein Date, Dr. Sheridan?”, fragte sie mit Herzklopfen.
“Würden Sie Ja sagen, falls ich es täte?”
“Ein Date ohne tiefere Absichten?”
“Genau.”
“Nichts, was sich negativ auf unsere Zusammenarbeit auswirken würde?”
“Richtig.”
“Spaß ohne Bindung?”
“Keinerlei Bindung. Aber Spaß.”
Warum hörte er nicht auf, ihr in die Augen zu sehen? Lacy fühlte sich, als stürze sie im freien Fall in einen Abgrund. Ihre Wangen glühten.
Bennett lehnte sich vor. Er war ihr so nah, dass sie fast die Wärme seines Körpers spüren konnte. “Oder suchen Sie eine feste Beziehung, Lacy?”
Was hatte CeeCee ihr gesagt? Dass Männer alle bindungsscheu seien? Dass sie davonliefen, wenn sie merkten, dass eine Frau darauf aus war, sie festzunageln? Dass Männer die Liebe als Wettbewerb ansahen, als Eroberungsfeldzug?
“Ich?” Lacy lachte gezwungen. “Eine feste Beziehung? Wie kommen Sie darauf?”
“Ich weiß nicht”, antwortete er. “Im OP-Saal hatte ich immer den Eindruck, Sie seien eher konservativ eingestellt.”
“Was hat Sie auf diesen Gedanken gebracht?” Lacy war erstaunt, wie leicht es ihr fiel, mit Bennett zu reden. Doch das hier war wichtig.
Er war der Richtige für sie, und sie würde tun, was auch immer notwendig war, um ihn davon zu überzeugen. Selbst wenn das hieß, ihm vorzumachen, sie sei nicht besonders an ihm interessiert. Die Logik war seltsam, doch sie vertraute CeeCee, denn die wusste, wovon sie redete. Schließlich rissen sich die Männer um Verabredungen mit ihr.
“Zum Beispiel, weil Sie immer erröten, wenn ich zu Ihnen herüberschaue”, sagte Bennett. “Und weil Sie meinem Blick nicht lange standhalten können. Wie jetzt übrigens.”
Hm, dachte Lacy. Sie nahm ihr halb leeres Weinglas und leerte es mit einem Zug. Dabei sah sie Bennett in die Augen.
Er starrte zurück.
Sie hielten Blickkontakt, bis der Raum und der Lärm um sie herum in den Hintergrund traten, sodass es schien, als seien sie allein auf der Welt.
Bennett forschte in Lacys Augen nach ihren wirklichen Gefühlen. Er hatte keine Lust auf eine langfristige Beziehung. Er wollte eine Affäre, nichts weiter.
Lacy wusste Bescheid. Er hatte sich klar und deutlich ausgedrückt. So zu tun, als ob sie genau das Gleiche wollte, war verrückt. Doch andererseits wusste sie, dass er nicht mit ihr ausgehen würde, wenn sie offen war.
Sich mit ihm zu treffen war das Wichtigste. Der Rest, so glaubte sie, würde sich von allein entwickeln. Er würde erkennen, dass er nicht ohne sie, Lacy, leben konnte, sein Arztpraktikum in Houston absolvieren und feststellen, dass es kein Hindernis für ihre Liebe gab.
Die Frauen in ihrer Familie waren überzeugt, dass es, hatte der Blitz erst einmal eingeschlagen, kein Halten mehr gab. Es musste also funktionieren, auch wenn sie Bennett zunächst vorspielen musste, es ginge ihr nur um eine Affäre. Plötzlich erschrak Lacy. Wenn er nun verheiratet war und bloß einen bequemen Seitensprung in einer fremden Stadt suchte?
Sie sah ihn durchdringend an. “Sie sind nicht verheiratet, oder?”
Er lachte. “Nein.”
Gut, dachte sie erleichtert. Doch zu ihrem Spiel gehörte es, ihre Erleichterung nicht zu zeigen. “Schön. Obwohl es mir nichts ausmachen würde”, log sie.
“Tatsächlich?”, fragte er verwundert.
“Tatsächlich.”
“Das kann ich kaum glauben. Sie sind mir ein Rätsel, Lacy Calder. Sie wirken nach außen so süß und unschuldig, doch darunter verbirgt sich offensichtlich ein wildes Wesen.” Er drohte ihr spielerisch mit dem Finger. “Meine Großmutter sagte immer: Stille Wasser sind tief.”
“Ihre Großmutter ist offensichtlich eine lebenserfahrene Frau”, sagte Lacy.
“Sie war es. Sie ist vor fünf Jahren gestorben.”
“Oh, das tut mir leid. Hatten Sie sie sehr gern?”
“Sehr. Sie hat mich mehr oder weniger großgezogen.”
“Was war mit Ihren Eltern?”
“Mom und Dad sind beide Ärzte. Ihre Arbeit kam für sie immer an erster Stelle. Sie war ihnen sogar wichtiger als ihre Ehe. Sie ließen sich scheiden, als sie noch auf
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