Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]
angesehen haben?«
»Was?«, rief ich knapp. »Wie sollen die sich schon angesehen haben?« Mit aller Macht versuchte ich einen Gedankenblitz zu verdrängen, der mir so gar nicht gefiel. Mama mit einem neuen Mann. Aber zum Glück hatte sie neben uns und ihrer Arbeit sowieso für nichts anderes mehr Zeit. Für Männer schon gar nicht! »Ach, das bildest du dir nur ein«, fügte ich entschieden hinzu. Wie um mich selbst davon zu überzeugen.
Hannah zuckte nur mit den Schultern. Sie sah nicht besonders überzeugt aus. Ehrlich gesagt, ich war es auch nicht. Wieder hörte ich Mamas helles Lachen. Ob das vielleicht doch an diesem Jan lag? Die Unruhe kribbelte in mir wie vor einer Mathearbeit.
»He, jetzt krieg mal nicht gleich die Panik, Mathilda«, sagte Hannah und legte ihre Hand auf meinen Arm. »Das war ja nur so eine Vermutung. Bestimmt liege ich falsch. Aber weißt du, was mir heute Abend noch aufgefallen ist?«
»Ne, was denn?« Ich zog meine Bettdecke um mich herum und machte es mir im Bett gemütlich, während Hannah aufsprang und zum Fenster lief. Sie schob das Rollo einen Spalt zur Seite und schaute hinaus. Natürlich so, dass man sie nicht sehen konnte.
»Hannah«, stöhnte ich und meine Wangen brannten, so peinlich war mir das. Denn genau gegenüber lag im Giebel des ausgebauten Bauernhauses das Zimmer von Mats. Bevor meine abf mir noch berichten würde, welche Boxershorts Mats trug, rief ich hastig: »Oh nein, ich will nichts davon hören.«
Doch Hannah schaute weiter gebannt auf die andere Straßenseite.
Empört fragte ich: »Wie würdest du es finden, wenn dich jemand heimlich beobachtet?«
Diese Frage ignorierte Hannah einfach. »Zu schade«, meinte sie und drehte sich enttäuscht zu mir um. »Drüben ist kein Licht mehr an. Mats schläft bestimmt schon.«
Zum Glück! Ich atmete erleichtert auf. Irgendwie wollte ich nicht, dass Mats nachspioniert wurde. Auch wenn die Spionin meine allerbeste Freundin war.
Hannah stieg wieder in ihren Schlafsack. »Eines muss man Mats ja lassen, er hat was! Groß, rotbraune Haare und dazu noch grüne Augen. Wenn man mal von seinem langweiligen Styling absieht. Sein verwaschenes T-Shirt und diese Jeans, die noch nie modern …«
Weiter kam Hannah nicht, denn ich fiel ihr ins Wort. »Mats ist total in Ordnung, darauf kommt es an«, sagte ich entschieden.
Sie holte Luft. »Es ist nur schade, dass er den ganzen Abend nicht mehr als ›ja‹, ›hm‹ oder ›nein‹ gesagt hat. Also ich habe mehr von Kralle gehört als von Mats.«
»Haha«, machte ich lahm. »Mats ist halt stiller, wenn so viele Leute da sind.«
Hannah beugte sich zu mir herüber. Ihre Augen blitzten und sie wisperte verschwörerisch: »Bei dir wird er sowieso eine Ausnahme machen, Mathilda. Denn immerhin …« Sie grinste mich so vielsagend an, dass mir ganz heiß wurde, »… saßt ihr zu zweit unter dem Sternenhimmel, wart zu zweit am Teich, er hat dir ein Ständchen gebracht …«
»Das war doch kein Ständchen«, fiel ich ihr ins Wort. »Rein zufällig hat Mats Saxofon gespielt, während ich Gitarre …«
»Genau, rein zufällig«, rief Hannah dazwischen und sah mich bedeutungsvoll an. »Wann schnallst du es endlich, Mathilda? Der Typ ist in dich verliebt!«
Rasch setzte ich mich auf. »Oh nein«, protestierte ich. »Wir sind einfach gute Freunde und so soll das auch bleiben. Denn ich will Mats garantiert nicht verlieren. Dafür mag ich ihn viel zu gerne.«
»Okay, okay, jetzt reg dich doch nicht so auf!« Hannah legte beschwichtigend ihre Hand auf meinen Arm. »Trotzdem finde ich, dass ihr beide total gut zusammenpasst. Ich sage dir eines, Mathilda, schnapp ihn dir, bevor alle anderen Mädels bemerken, dass Mats – abgesehen von seinem Styling – ein Traumtyp ist!«
»Hannah«, stöhnte ich so genervt es ging, »könnten wir zur Abwechslung auch mal über was Wichtiges reden?«
»Über etwas Wichtigeres als Jungs?«, Hannah grinste vielsagend. »Was sollte das sein?«
Mir war auf einmal nicht zum Grinsen zumute. Ich räusperte mich. »Übermorgen ist mein erster Schultag in Großwinkel.« Alles in meinem Bauch zog sich zusammen, wenn ich nur daran dachte. Meine Stimme klang ganz anders als sonst. Ich schluckte und fasste nach Hannahs Hand. »Wenn ich nur daran denke, habe ich richtig Panik. Ich weiß noch nicht, in welche Klasse ich komme. Garantiert kenne ich niemanden. Alle werden mich anstarren, einige werden flüstern und … Ach, Hannah, wie schaffe ich das nur?«, wisperte ich
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