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Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]

Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2]

Titel: Drei ohne Punkt und Komma - Mathilda, Mathilda! ; [2] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Klassenzimmer. Ich blickte in ein Meer von Gesichtern. Linns rotbraune Haare leuchteten heraus. Philippa entdeckte ich vor lauter Aufregung nicht. In einer Ecke fingen die ersten Schüler an zu flüstern.
    »Ruhe«, rief ein Lehrer, der aussah wie eine Robbe in einer braunen Anzugshose. Auch sein Schnurrbart hatte große Ähnlichkeit mit dem einer Robbe.
    Wieder holte ich Luft und stieß mühsam hervor: »Guten Morgen, ich bin Mathilda Wilder und komme neu in Ihre Klasse.«
    Wie so oft, wenn ich meinen ganzen Namen nenne, war das ein willkommenes Stichwort für einige der Jungs. »Oho, eine wilde Mathilde« und »Mathilda, geht’s noch wilder?«, riefen sie durcheinander. Wenn ich etwas hasse, dann das. Immerhin habe ich mir meinen Namen nicht selbst ausgesucht.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür des Klassenzimmers. Ich drehte mich um. Hinter mir stand ein dunkelhäutiger Junge. Sehr lässig gekleidet, aber auch außer Atem. Er sah mich verlegen an und murmelte etwas von einem ›Problem‹. Aber ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Noch nicht.
    »Du musst Scott Thompsen sein«, rief die Robbe.
    Der Junge nickte.
    »Stell dich doch gleich mal vor und dann setzt du dich dort drüben neben Pauline.«
    Scott räusperte sich. »Hi«, sagte er, »meinen Namen wisst ihr ja schon.« Er sprach mit einem amerikanischen Akzent. »Wir sind gerade aus Paris hergezogen. Also, es wäre toll, wenn ihr mir sagt, was hier so los ist.« Scott grinste.
    »Wie, du bist Franzose?«, rief ein blonder Junge mit Justin-Bieber-Frisur in die Klasse hinein.
    Scott grinste wieder. »Ich bin so ein bisschen von allem«, sagte er. »Meine Mutter ist Amerikanerin, mein Vater ist Deutscher und wir ziehen ziemlich oft um.«
    Ein Raunen ging durch die Klasse. Dieser Scott wirkte so sympathisch und lässig. Er würde sich vor Freunden kaum retten können. So viel stand schon mal fest.
    »Danke, setz dich bitte, Scott«, bemerkte die Robbe. Stattdessen ging Scott zum Pult unseres Lehrers und sagte wieder leise etwas von einem Problem. Doch unser Klassenlehrer schüttelte nur den Kopf und schickte ihn auf seinen Platz. »Mathilda, jetzt stellst du dich bitte kurz vor«, rief die Robbe. So, als ob das ganz einfach sei.
    »Ja, ich bin auch neu hergezogen, wir wohnen in Krähwinkel und …«, weiter kam ich nicht. Einige aus der Klasse krähten hinter vorgehaltenen Händen und schienen das sehr lustig zu finden.
    Ich tat so, als ob mich das nicht nervös machen würde, und sprach weiter. »Vorher habe ich mitten in Köln gelebt, da war es natürlich ganz anders.« Meine Stimme klang trotzig und so fühlte ich mich auch. Sollten diese blöden Landeier ruhig wissen, dass ich nicht immer in so einem winzigen Dorf gelebt hatte. Oh, oder hätte ich das besser nicht gesagt?, überlegte ich. Aber nun war es zu spät. Die Robbe wies mir den freien Platz neben Philippa zu. Wenn das nicht Glück war! Ich atmete auf und ging an den Tischen in der ersten Reihe vorbei.
    Genau in diesem Moment fing es an. Nicht das Getuschel oder Geflüster, das ich erwartet hatte. Oh nein, lautes Gelächter brach in der ersten Reihe aus. Ein Junge hinter mir grölte: » HALLO !, bei den Kölnern ist es wirklich ganz anders!« Ein anderer brüllte: »Hammer, das stimmt!«
    Ich wusste gar nicht, was los war. Plötzlich stand unser Klassenlehrer neben mir, schob mir einen Stuhl hin und schrie: »Setz dich hin, Mathilda! Sofort!«
    Noch nie war ich in meinem Leben so durcheinander. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was mir passiert war. Auf der Toilette hatte ich – ohne es zu bemerken – den hinteren Rocksaum in meine Unterhose gesteckt. So hatte jeder, an dem ich vorbeikam, von hinten meine Unterhose gesehen. Das Allerpeinlichste war, dass ich an diesem Tag eine Unterhose trug, auf der in großen Buchstaben auf Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch › HALLO – HOLA – HI – BONJOUR ‹ stand. Am liebsten wäre ich unsichtbar geworden.
    Philippa sprang auf und war sofort neben mir. Linn legte mir ihre Jacke um die Taille und sie durften mit mir auf die Toilette gehen.
    Zu dritt quetschten wir uns in eine Kabine. Ich sackte auf den Klodeckel, vergrub den Kopf in meinen Händen und hatte mich noch nie in meinem Leben so schrecklich gefühlt, während meine Freundinnen alles versuchten, um mich zu trösten.
    »Hör mal, Mathilda, es haben wirklich nur ein paar wenige aus unserer Klasse gesehen«, versicherte mir Linn. »Und glaub mir, Herr Sägmeier wird nicht

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