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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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fragte Nachtmann ärgerlich.
    »Wir
sind wieder da.«
    Gumpi zog Traudi hinter sich ins Zimmer. Sie
hielt sich krampfhaft an seiner Hand fest und blickte voller Furcht auf ihren
Vater.
    Peter ging auf sie zu. »Traudi! Na, Gott sei
Dank!« Und nahm sie in den Arm — das sollte er vielleicht öfter tun, um sich zu
erinnern, wie zerbrechlich dünn und zart und voller Kanten dieses Mädchen war.
Traudi hatte nur ängstliche Augen für ihren Vater.
    Der war als einziger sitzen geblieben.
    »Wo warst du, Mädel? Du hast hier viel Aufregung
verursacht. Entschuldige dich sofort beim Herrn Rektor.«
    »Laß nur, Traudi, ist schon gut«, wehrte
Nachtmann ab und wandte sich an Gumpi: »Wo haben Sie sie gefunden?«
    Traudi und Gumpi wechselten einen langen Blick,
dann sagte er anklagend gegen den Apotheker: »In finstern Keller — es war zum
Erbarmen. Wär ich nich kommen, hätt’ sie sich was tan.«
    Frischler steckte ihm rasch einen Fünfer zu, das
war eh nicht überbezahlt für das Wiederbringen einer verlorenen Tochter. Er
verlangte dafür auch noch, daß Gumpi nichts im Ort herumerzählte. Dann war er
entlassen.
    Apotheker Frischler zog mit seiner Tochter im
festen Griff ab. Peter begleitete sie bis zum Schultor.
    »Wir unterhalten uns morgen, Traudi.«
    Er sah Vater und Tochter nach — unbeugsamer
Rücken, Kinderrücken, noch so biegsam... Zu Hause würde sich nichts ändern.
Nicht bei dem Vater.
     
    Als er in sein Auto steigen wollte, rief Gumpi
ihn zurück.
    In seiner Wohnküche saß bereits Christl Schäfer.
»Mechten wir drei an Stamperl brauchen auf den Schreck. Nehmen Platz,
bittschen.«
    Er holte eine Flasche Sliwowitz aus dem Eisfach
und goß ein. »Auf glickliches Wiederfinden. Dem Apotheker wird’s a Lehre sein.«
    Peter bezweifelte das. »So schnell ändern sich
die Menschen nicht. Wenigstens wird er Schiß haben, daß Traudi noch mal etwas
unternehmen könnte, was seinem wunderbaren Ruf schadet. Morgen lass’ ich mir
seine Frau kommen. Vielleicht kann man mit der vernünftiger reden.«
    »Eltern gibt’s«, seufzte Christl Schäfer.
    »Wir Lehrer sind auch nicht besser, Christi. Das
Schlimme ist eben, daß die meisten, die ihre eigenen und andere Kinder
erziehen, noch nicht mal mit sich selber zu Rande kommen und eigentlich gar
keine Befähigung dazu haben, einen jungen Menschen zu leiten. Einen Mechaniker,
der an einer komplizierten, kostspieligen Maschine Schaden anrichtet, wechselt
man sofort aus...« Christl schaute bereits zum viertenmal nach dem Herd, auf
dem ein Kessel vor sich hin köchelte und muffelte. Ganz eigentümlicher Geruch.
»Bemmische Kuddlsuppn, Spezialität von Madame Gumpizek selig. Mechten
probieren?«
    »Gottes
willen — «, wehrten beide ab.
    »Freilein Karlchen hat sie gerne meegen.
Kuddlsuppn. Svizcova und Powidltatschkerln. Nemmen S’ mit a Kasseroll fir sie.«
    »Vielen
Dank, Gumpi, sie kommt nicht mehr zu uns.«
    »So — kommt nich mehr — « Das tat Gumpi offensichtlich
leid, aber er fragte nicht nach dem Grund, und Peter wollte auch nicht drüber
reden. Karlchen — wie recht hatte sie gehabt mit Traudi Frischler! Er mußte
doch noch viel lernen.
    »War
sie eigentlich öfter bei Ihnen?«
    Gumpi
überlegte. »No — finf, sechs Mal werden’s g’wesen sein, daß sie bei mir
g’sessen is.«
    »Wo
Karlchen alles war — «, sagte Peter fast zärtlich.

16
     
    »Danke.« Benedikt nahm das Einschreiben, das ihm
der Briefträger durchs Fenster reichte, unterschrieb den Zettel und gab ihn
samt Bleistift zurück.
    Danach öffnete er den Brief und raste wenige
Minuten später Richtung Nebel, das Autoradio auf voller Lautstärke. Vor der
Schule bremste er mit jodelnden Pneus, sprang heraus und lief den überraschten
Gumpi beinah über den Haufen.
    »Herr Architekt! So stirmisch! Haben S’ auch
kriegt a gut’s Zeignis? Gibt doch heite Zensuren. Letzte Schultag!«
    Benedikt schwenkte seinen Brief.
    »Erster Preis im Preisausschreiben?« Gumpi
packte ihn am Ärmel. »Haben wir gewonnen? Ja? Jessasmaria! Das bedeitet scheene
Hausmeisterwohnung! No, muß ich vielmals gratulieren.«
    »Sag bloß, du hast den Ersten«, ahnte Peter, der
gerade die Treppe herunterkam.
    »Ja, stell dir vor.«
    »Das ist ja wahnsinnig! Mannohmann-!« Er
knutschte Benedikt ab wie ein Fußballer den andern nach einem Sieg. »Hätte ich
nicht gedacht. Ehrlich nicht. Gratuliere!«
     
    Hintereinander fuhren sie zum Schmalzlerhof
zurück.
    Peter nahm seine Mappe vom Rücksitz und warf sie
durchs offene

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