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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Buchstaben. Es müssen doch drei sein, wie ich mich erinnere.«
    »Drei«, bestätige ich. »Zwei habe ich nun, Taw und Mem. Den dritten werde ich suchen.«
    »Wo?«
    »In Spanien. Wenn du so gut über die Familie Bescheid weißt,wirst du ja davon gehört haben, dass der dritte Bruder Isabelles damals nach Spanien gegangen ist.«
    »Siehst du«, sagt sie, »dort kannst du ja zunächst einmal sowieso nicht spielen. Du sprichst ja die Sprache nicht.« Ich frage mich, ob das zynisch klingt oder erleichtert: Weil sie ja dann zunächst keine Schuld trifft daran, dass ich nicht Theater spiele.
    Sie lächelt. Es ist ein freundliches, ein offenes Lächeln, wie es eine gute Schauspielerin in jeder Lebenslage produzieren kann. »Also, wenn es dir recht ist, schicke ich jemanden um einen Schlafwagenplatz für den Frühzug nach Paris via München. Joseph fährt dich zum Bahnhof.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Ich will es aber so.«
    Und dann sagt sie etwas, was mich sehr erschreckt: »Bisher hast du also nur die Todesbuchstaben.«
    »Wie meinst du das?«, frage ich und schließe die Finger fester um das Mem.
    »Das Aleph fehlt dir noch, nicht wahr?«, sagt sie. »Nur drei Zeichen sind die Wahrheit. Wenn du das Aleph nicht hast, bilden die Buchstaben Mem und Taw das Wort Meth, das heißt Tod. Hast du das nicht gewusst?«

38
    Die Todesbuchstaben?
    Es ist Nacht und ich sitze in meinem Anbau und halte das Zeichen zwischen meinen beiden Händen.
    Was hat sie mir da gesagt? Diese beiden Zeichen bedeuten zusammen »Tod«? Wenn ich das dritte nicht finde, dann – ja, was dann?
    Plötzlich fällt mir Hanna ein, die Frau aus dem Kiosk. Wir standen in der Negerlegasse und sprachen vom Golem ...
    Das waren ihre Worte: »Auf der Stirn des Golem stehen drei Zeichen, die ihn zum Leben erwecken können. Und wer immer diese Zeichen zusammenführen will, der muss dafür zahlen. Für jedes Zeichen mit einem Leben. Für jedes Zeichen stirbt jemand.«
    Was für ein Unsinn! Und dennoch ... Ich stehe auf und gehe im Raum hin und her. Was, wenn es stimmt?
    Für das erste Zeichen lag Schlomo in seinem Blut auf dem Straßenpflaster Berlins.
    Und das zweite – fordert es auch einen Tod? Felice in der Wanne mit aufgeschnittenem Arm, aber das war Spiel. Das zählt nicht.
    Was kommt noch auf mich zu?
    Das Atmen fällt mir auf einmal schwer.
    Das Zeichen liegt warm und sanft zwischen meinen Handflächen.
    Ich lege es auf den Tisch, mache Licht und beginne zunächst einmal zu packen. Ich muss mich ablenken.
    Der Koffer schließt nicht. Ich habe zu viel Zeug. Zeug, das ich nicht brauche.
    Dreizehn Paar Handschuhe und ein weißes Ballkleid, Schuhe und Strümpfe und Täschchen. Alles unnötig.
    Ich werfe die Dinge wieder raus und lege sie im Wohn- und Probenzimmer ab.
    Darauf tue ich die beiden zerrissenen Verträge – ja, ich habe sie tatsächlich in der Mitte durchgerissen – und mein Goldoni-Rollenbuch.
    Danny Goldsteins feine Skizzen nehme ich natürlich mit. Ich lasse sie durch die Hand gleiten, jene schönen »Momentaufnahmen« von meinem Vorspiel auf einer Bühne, auf der ich nun nicht spielen werde. Um Danny tut es mir leid. Wie enttäuscht wird er sein.
    Den Brief an ihn werde ich erst im Zug verfassen. Genauso wie meine Absage an das Theater. Und natürlich einen Brief an meinen Vater, den Mann, den ich gerade wiedergefunden hatte. Dem ich mich wieder annähern wollte ...
    Dann nehme ich das goldene Zeichen und packe es in die alte abgeschabte Geldbörse, in der ich auch das Taw aus Berlin nach Südfrankreich befördert habe. Freilich habe ich diesmal kein Tuch aus Seide, um es einzuhüllen. Ich schiebe es in meinem Koffer nach unten, zwischen die Geschichten vom Golem und meine eigenen Rollenbücher, die ich seit Berlin bei mir habe.
    Als ich fertig bin mit Packen, setze ich mich auf einen Stuhl. Durchs offene Fenster duftet noch immer das gestern geschnittene Gras. Sommer.
    Ich sollte schlafen gehen. Morgen muss ich früh raus.
    Aber das, was mir Felice gesagt hat, liegt wie ein Klumpen Blei auf der Seele und vermischt sich mit dem, was mir die alte Frau vom Kiosk erzählt hat. Ich finde keine Ruhe.
    Tod und nochmals Tod.
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Die Mazzesinsel hat ihre eigenen Gesetze. Als ich das letzte Mal dort war, schien es mir, als könnten sich an diesem Ort Tag und Nacht vertauschen. Vielleicht ist Hanna noch in der Tabak-Trafik und kann meine Befürchtungen zerstreuen. Oder vielleicht muss ich noch einmal indie Negerlegasse

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