Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drimaxid 04 - Antara

Drimaxid 04 - Antara

Titel: Drimaxid 04 - Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
Vom Netzwerk:
keinen Ton heraus. Adam besaß keine Organe, die ihm zum Sprechen dienen mochten. Keine Stimmbänder, keine Zunge, keine Lippen. Seine Gedanken waren alles, was er besaß. Und auch wieder nichts.
    Genau wie er selbst …
    Zögerlich kehrten vergessen geglaubte Erinnerungen in sein Bewusstsein zurück.
    »Der Weltraum, unendliche Weiten …« Die Stimme, die das sagte, war keine Stimme, sondern ein Neutrum, ein sächliches ›ES‹ . Weil dieses ›ES‹ Adams einziger Gefährte in der vollkommenen Dunkelheit war, beschloss er ›IHM‹ einen Namen zu geben.
    Kein ›Er‹ und keine ›Sie‹ , grübelte er missmutig vor sich hin.
    › Keiner von beiden ‹ hörte sich seiner Meinung nach gut an. Um es ein wenig menschlicher klingen zu lassen, taufte er das Neutrum; ›KAI-ner von beiden‹ .
    Zufrieden wandte er sich wieder seinen bruchstückhaften Erinnerungen zu und fügte sie wie ein Puzzle-Spieler mosaikartig wieder zusammen.
    »Dies sind die Abenteuer des Fluchtschiffs Typ 103, das mit seiner drei Mann starken Besatzung 4356 Sekunden lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neue Völker und … neue Identitäten …« , fuhr KAI-ner von beiden unbeeindruckt fort.
    Adam wollte das Neutrum schon verfluchen, als ihm bewusst wurde, dass ›ES‹ versuchte, ihm entscheidendes Wissen über seine Vergangenheit zu übermitteln.
    Das Fluchtschiff Typ 103 , wiederholte er ständig in Gedanken.
    Konzentriert legte er sich seine Fingerspitzen, die gar nicht existierten, an die unsichtbaren Schläfen, und massierte sie, als hätte er Kopfschmerzen.
    › NICHT EXISTENT ‹ , stand auf dem imaginären Display vor seinen geschlossenen Augen.
    Adam nahm die Finger von der Stirn weg. Zeigefinger und Daumen beider Hände formten ein ›O‹. Die anderen sechs Finger, drei pro Hand, spreizte er seitlich ab.
    Ohmmm , summte er in Gedanken und das schwarze Universum schien durch die ausströmende Luft ins Schwingen zu geraten. Adam glaubte, von Tausenden und Abertausenden schwarzen Kugeln umgeben zu sein, die ihn wie kleine Todessterne umkreisten.
    »Das Fluchtschiff Typ 103 …« , sagte KAI-ner von beiden .
    Verzerrte Bilder, die ungewöhnlich überhellt und mit Doppelkonturen aufgenommen worden waren, durchzuckten Adams Verstand. Er fühlte sich, als hielte er zwei Starkstromkabel in den Händen, durch die neben einer tödlichen Welle aus Elektrizität, auch ein Schwall an Informationen in sein Gehirn wanderte und es regelrecht pulverisierte. Und plötzlich waren sie wieder da: Die Erinnerung an Adam Rogers und seine Abenteuer auf dem Fluchtschiff Typ 103. Die drei Mann starke Crew hatte aus ihm, Roland Gerl und Eve Namenlos bestanden.
    Als hielte er einen Spiegel in den Händen, sah Adam sein eigenes Gesicht: ein jungenhaftes Antlitz mit offenem Ausdruck, frisch rasiert, als wäre er gerade erst beim Barbier gewesen, und militärisch kurz geschnittenen Haaren.
    Adam fand Hinweise, die auf ein viertes Teammitglied hindeuteten: einen gewissen Albert Tillmann, Anwalt. Zwei Herzschläge später musste er enttäuscht feststellen, dass dieser nur ein Hirngespinst seiner überreizten Nerven gewesen war.
    Eine Art Phantom …
    Adam fragte sich, ob Albert Tillmann noch immer in seinem Kopf existierte und durchforstete seine Gedanken nach der körperlosen Stimme des Anwalts. Er wusste genau, wonach er suchen musste: eine Aneinanderreihung technisch verunstalteter Töne. Eine Roboterstimme!
    Vor seinem inneren Auge erschien ein ernstes Gesicht, wie aus Stein gemeißelt, das zu einem Mann in schwer schätzbarem Alter gehörte. Die feinen, fast aristokratischen Züge Alberts sahen bekümmert aus. Ein ungepflegter 3-Tage-Bart wucherte auf den Ansätzen eines Doppelkinns.
    › NICHT EXISTENT ‹ , stand auf dem unsichtbaren Display geschrieben.
    Obwohl Adam wusste, dass der Anwalt nur eine Ausgeburt seiner schizophren geprägten Wahrnehmung war, faszinierte ihn die Vorstellung zwei Existenzen in seinem Inneren zu vereinen.
    Er musste sofort an den Januskopf – das so genannte Doppelgesicht – denken, das nach dem altrömischen Schutzgott des Hauses benannt ist und so viel wie ›Tür‹ bedeutet. Verkörperte Albert eine Tür? Und wenn ja, wohin mochte diese führen?
    In die Zukunft, vielleicht?
    Die Frage entsprang keiner zufälligen Eingebung; das Bild des Januskopfes ließ Adam an ›das zweite Gesicht‹ und das damit verbundene Phänomen der Präkognition denken, oder volkstümlich ausgedrückt, an die Fähigkeit, die Zukunft zu

Weitere Kostenlose Bücher