Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Driver

Driver

Titel: Driver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis
Vom Netzwerk:
sich Mr. und Mrs. Smith überrascht, wann immer er durch die Haustür kam oder aus dem winzigen Mansardenzimmer, in dem er wie ein Zaunkönig lebte.
    Ein paar Tage vor seinem sechzehnten Geburtstag kam Driver herunter, mit seiner gesamten Habe in einem Matchbeutel und dem Ersatzschlüssel des Ford Galaxy, den er aus einer Küchenschublade gefischt hatte. Mr. Smith war arbeiten, Mrs. Smith unterrichtete in der Bibelschule, wo Driver bis vor zwei Jahren, als er beschloss, nicht mehr hinzugehen, ständig Preise gewonnen hatte, weil er sich die meisten Textstellen aus der Bibel einprägen konnte. Es war Hochsommer, oben in seinem Zimmer war es unerträglich heiß und unten kaum weniger. Schweißtropfen fielen auf den Zettel, während er schrieb.
     
    Das mit dem Auto tut mir leid, aber ich brauche einen fahrbaren Untersatz. Sonst hab ich nichts mitgenommen. Danke, dass ihr mich aufgenommen habt, danke für alles, was ihr getan habt. Ehrlich.
     
    Er warf das Bündel auf den Rücksitz, setzte aus der Garage zurück, hielt vor dem Stoppschild am Ende der Straße und bog dann scharf links Richtung Kalifornien ab.

4
    Sie trafen sich in einer schäbigen Bar zwischen Sunset und Hollywood Boulevard östlich der Highland Avenue. Katholische Mädchen in Schuluniformen warteten gegenüber von auf Spitze, Leder und Dessous spezialisierten Läden und Schuhgeschäften voller Pumps mit Mega-Stiletto-Absätzen auf ihren Bus. Driver erkannte den Kerl in dem Augenblick, als er durch die Tür kam. Gebügelte Kakihose, dunkles T-Shirt, Sakko. Die obligatorische goldene Armbanduhr. Massig Ringe an Fingern und Ohren. Smooth Jazz plätscherte vom Band, ein Piano-Trio, vielleicht ein Quartett, etwas rhythmisch Glitschiges, das sich nie richtig fassen ließ.
    Der Neuankömmling nahm einen Johnny Walker Black, pur. Driver blieb bei dem, was er hatte. Sie gingen zu einem Tisch im hinteren Teil des Lokals.
    »Hab deinen Namen von Revell Hicks.«
    Driver nickte. »Guter Mann.«
    »Wird immer schwerer, an all den Amateuren vorbeizukommen, wenn du verstehst, was ich meine. Jeder hält sich für supercool, jeder meint, er macht die beste Spaghettisoße, jeder hält sich für einen guten Fahrer.«
    »Du hast mit Revell gearbeitet, also gehe ich davon aus, dass du ein Profi bist.«
    »Kompliment zurück.« Der Kerl kippte seinen Scotch herunter. »Tatsache ist, dass du nach allem, was ich höre, der Beste bist.«
    »Bin ich.«
    »Dann hab ich noch gehört, dass es problematisch sein kann, mit dir zu arbeiten.«
    »Solange wir uns verstehen, nicht, nein.«
    »Was gibt’s da zu verstehen? Es ist mein Job. Also hab ich auch das Sagen. Ich leite das Team, nur ich sage, wo’s langgeht. Entweder reihst du dich im Team ein oder du lässt es bleiben.«
    »Dann lass ich’s bleiben.«
    »Okay. Deine Entscheidung …«
    »Und wieder geht eine großartige Gelegenheit den Bach runter.«
    »Komm, ich geb dir wenigstens noch einen aus.«
    Der Mann ging zur Theke eine neue Runde holen.
    »Interessieren tut’s mich aber doch«, sagte er und stellte ein frisches Bier und einen Scotch auf den Tisch. »Macht’s dir was aus, mich aufzuklären?«
    »Ich fahre. Das ist alles, was ich mache. Ich bin nicht dabei, wenn du das Ding planst, und auch nicht, wenn du’s den anderen verklickerst. Du sagst mir, wo es losgeht, wohin wir fahren und wo es anschließend hingeht. Du bestimmst die Uhrzeit. Ich beteilige mich an nichts, ich kenne niemanden, ich bin unbewaffnet. Ich fahre.«
    »Mit der Einstellung dürftest du gewaltig Probleme kriegen, was Angebote betrifft.«
    »Das ist keine Einstellung, es ist ein Prinzip. Ich lehne erheblich mehr Arbeit ab als ich annehme.«
    »Dieser Job ist aber erste Sahne.«
    »Das ist jeder.«
    »Aber dieser ist anders.«
    Driver zuckte mit den Achseln.
    Eine dieser reichen Gemeinden nördlich von Phoenix, sagte der Kerl, sieben Autostunden von hier, so viele teure Villen wie Karnickelhügel. Die verdrängen noch die Kakteen aus der Wüste. Er schrieb etwas auf einen Zettel, schob ihn dann mit zwei Fingern über den Tisch. Driver erinnerte sich, so was schon mal bei Autoverkäufern gesehen zu haben. Manche Menschen waren so verdammt blöd. Wie könnte jemand, der auch nur einen Funken Stolz und Selbstachtung besaß, sich auf so etwas einlassen? Welcher Idiot würde sich das bieten lassen?
    »Das ist ein Scherz, ja?« sagte Driver.
    »Wenn du nicht aktiv beteiligt sein willst, keinen Anteil haben willst, dann eben so. Honorar für eine

Weitere Kostenlose Bücher