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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Die Kraft ihrer Hand lässt mein Gesicht auf dem spuckefeuchten Glas nach vorn rutschen, so dass die Wange verschmiert. Und sofort sind die Bilder all der anderen Male wieder da, die sie mich geschlagen hat, vermehren sich immer weiter wie ein Flur voller Spiegel. Sie zieht sich auf die andere Seite des Taxis zurück, Tränen laufen ihr übers Gesicht. Und ich weiß, es stimmt, was alle gesagt haben. Sie ist meine Mum. Mein Magen sackt nach unten, während mir zerstört geglaubte Erinnerungen durch den Kopf jagen. Die Haare nach hinten gezerrt. Der Geruch von Bier in ihrem Atem. Das Brennen ihrer Hand auf meiner Haut. Laute Stimmen. Ein brüllender Mann. Eine schreiende Frau. Türen, die knallen. Und auch andere Erinnerungen, ein einziges Chaos an Bildern, das ich nicht zusammenbringe. Aber eines ist sicher: Sie ist meine Mum. Sie ist die Einzige, die ich habe. Ich weiß nicht, ob ich sie liebe oder hasse. Ob ich Angst vor ihr habe oder ob sie mir leidtut.
    Ich löse mich von der Scheibe und wische mir das Gesicht an meinem Ärmel ab.
    »Schau dir an, was du für eine Schweinerei an der Scheibe gemacht hast. Verdammt noch mal, wie alt bist du eigentlich? Dein Bruder ist gerade gestorben. Kannst du nicht ein bisschen mehr Respekt zeigen?«
    Wie alt bin ich? Ich weiß nicht mal das.
    Sie wischt sich die Tränen ab. »Herrgott, als Fünfzehnjähriger tut man doch so was einfach nicht mehr.«
    Ich schüttle den Kopf, versuche die Tränen fortzuschütteln, die jetzt auch aus mir herauswollen. Und plötzlich höre ich die Stimme in meinem Kopf, sie sagt immer wieder: Lass sie nicht sehen, dass du weinst. Wenn sie dich weinen sieht, hat sie gewonnen. Jungs weinen nicht, Cee. Ich blinzle heftig, beiße mir auf die Lippen und drehe mich zur Scheibe, weg von ihr.
    Die Welt, durch die wir fahren, wirkt so normal. Es gibt Läden und Häuser, Autos und Menschen. Ich erkenne nichts wieder. Wir fahren an ein paar Villen vorbei und ich frage mich, ob eine davon unser Haus ist, aber irgendwie weiß ich, dass es nicht stimmt. Wieso kann ich mich nicht erinnern?
    Nachdem wir aus der Stadt raus sind, fahren wir durch Dörfer, die sich an der Straße entlangziehen, und kommen schließlich in eine andere, kleinere Stadt, wo wir in einem Vorort an einer Backsteinfabrik vorbeirauschen. Bedrückt schaue ich auf die Imbissbuden, Wohltätigkeitsläden und verbarrikadierten Schaufenster an der Hauptstraße. Auf dem Bordstein vor einem Zeitungsladen steht ein Werbeaufsteller. Wir sind zu schnell dran vorbei, als dass ich die Vorderseite lesen kann, deshalb drehe ich mich um und lese die Worte auf der Rückseite: TRAGÖDIE AM SEE: BRANDAKTUELL .
    Eine alte Frau schiebt einen Einkaufswagen an dem Aufsteller vorbei. Sie trägt Hausschuhe.
    »Gleich sind wir da«, sagt Mum, als wir von der Hauptstraße in eine Siedlung abbiegen. Drei Minuten später fahren wir um die Rückfront einer Ladenreihe herum und bleiben stehen. Der Zähler zeigt £12.60. Mum zieht ihr Portemonnaie aus der Tasche. Sie findet einen Zehner und sucht nach dem Kleingeld.
    »Eins, zwei«, sagt sie. »Und das hier sind noch mal zwanzig, dreißig. Verdammt, ich krieg die Scheißdinger nicht raus!« Jetzt fummelt sie nach den Kupfermünzen, wühlt unten im Futter, zieht die Hand wieder raus, schaut das Geld an und fummelt von Neuem. Und plötzlich merke ich, dass an ihrer rechten Hand die Spitze des kleinen Fingers fehlt. Keine Kuppe, kein Nagel – der Finger endet einfach am letzten Gelenk. Und ich weiß, dass sie nicht so geboren wurde, aber ich erinnere mich nicht, wie sie ihre Fingerspitze verloren hat. Jemand hat es mir mal erzählt … irgendwer. »Zweiundvierzig. Vierundvierzig.« Sie kriegt das Geld nicht zusammen. Sie hat es nicht.
    Der Typ betrachtet sie ungerührt. Er wartet bloß auf den Betrag – jeder kann sehen, dass sie den niemals zusammenkriegt –, aber irgendwie scheint er zu wollen, dass sie es ausspricht. Und schließlich muss sie es tun.
    »Reicht nicht«, sagt sie. »Zwölf siebenundvierzig. Mehr hab ich nicht.«
    Er sieht sie eine Weile an, dann kommt er zu dem Schluss, dass es wohl besser ist, wenn er uns gehen lässt. Plötzlich will er uns nur noch loswerden.
    »Geben Sie her«, sagt er und streckt die Hand aus.
    Der Wagen fährt schon an, als ich gerade noch die Tür schließe. Die Reifen quietschen, er braust davon.
    »Und wo ist jetzt wieder dieser verdammte Schlüssel?« Mum wühlt erneut in ihrer Tasche. Wir stehen vor ein paar Stufen aus

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