DS001 - Der Chef
einige Krieger herangeschlichen, die jetzt vor Ehrfurcht auf die Knie sanken.
Es war ein vollkommener Sieg. Die unbewaffneten Stammesangehörigen waren ebenso tief beeindruckt wie die rotfingrigen Krieger. Die Neuigkeit von Docs Wunderkräften würde sich blitzschnell verbreiten und sein Einfluß auf diese abergläubischen Menschen dadurch viel größer werden als der von Häuptling Morgenwind.
Zufrieden mit seinem Erfolg verließen Doc und seine fünf Freunde den Opferbrunnen und die Stätte ihre Zauberei.
Aber ihr Triumph sollte nur von kurzer Dauer sein.
Schon auf dem Weg zurück in die Stadt war die befehlsgewohnte Stimme von Häuptling Morgenwind zu hören. Er hielt eine dramatische Ansprache an seine abergläubischen Krieger und deutete dabei auf das Seeufer.
Alle Augen folgten der Richtung, die seine Hand wies.
Um eine felsige Landzunge herum wurde Docs Wasserflugzeug sichtbar. Die Kufen des Flugzeugs wurden im flachen Wasser von mehreren rotfingrigen Kriegern geschoben.
Und das Flugzeug war nicht mehr blau.
Der ganze Rumpf war jetzt mit einem Gemisch von gelben und grauen Farbtönen überschmiert. Unter den Kabinenfenstern an der Seite des Rumpfes waren große rote Flecke zu erkennen.
»Der rote Tod!« Wie ein Stöhnen drangen die Worte über die Lippen der Mayas.
Häuptling Morgenwind erkannte sofort, wie günstig diese Situation für ihn war.
»Unsere Götter sind erzürnt!« rief er. »Sie haben den blauen Vogel, den dieser weißhäutige Teufel hergebracht hat, mit dem Bannfluch des roten Todes belegt!«
Renny fluchte leise vor sich hin. »Dieser Bandit ist gar nicht so dumm«, stieß er hervor. »Er muß in den Morgenstunden mit einigen von seinen Kriegern unser Flugzeug frisch angepinselt haben.«
Doc antwortete so leise, daß nur seine fünf Freunde ihn hören konnten. »Nach meiner Meinung ist Häuptling Morgenwind nicht intelligent genug, sich so etwas auszudenken. Der Plan stammt von dem Schuft, der auch die Revolution in Hidalgo anzetteln will.«
»Aber wie konnte sich dieser Gangsterboß so schnell mit Häuptling Morgenwind in Verbindung setzen?« fragte Renny.
»Vergiß nicht das blaue einmotorige Flugzeug, das wir gesehen haben«, erklärte Doc. »Dieses kleine Sportflugzeug könnte ihn per Fallschirm im Tal der Verschollenen abgesetzt haben.«
Inzwischen hatte Häuptling Morgenwind seine Hetzrede fortgesetzt, um die zaudernden Krieger wieder auf seine Seite zu bringen.
»Die Götter sind erzürnt darüber, daß wir diese weißen Teufel in unserer Mitte dulden!« schrie er. »Wir müssen sie so schnell wie möglich vernichten!«
Die Wirkung von Docs Wundertat war durch die neuen Geschehnisse so gut wie verpufft.
König Chaac wandte sich mit zorniger Entschlossenheit an Doc. »Während meiner ganzen Regierungszeit habe ich noch nie einen meiner Untertanen hinrichten lassen. Aber jetzt werde ich befehlen, daß Häuptling Morgenwind hingerichtet wird!«
Doch bevor der König etwas unternehmen konnte, gab es einen neuen verblüffenden Zwischenfall.
15.
Häuptling Morgenwind selbst war es, der die neue Episode einleitete. Es war dabei deutlich zu erkennen, daß das Ganze ein vorausgeplanter Coup war. Alles diente dem Versuch, Doc und seine Freunde in Mißkredit zu bringen.
Häuptling Morgenwind deutete kerzengerade in die Höhe.
»Schaut alle hin!« schrie er. »Der echte heilige blaue Vogel ist zurückgekehrt! Derselbe heilige blaue Vogel, der sich uns schon gezeigt hat, bevor diese Betrüger hier angekommen sind!«
Alle Blicke richteten sich nach oben.
In etwa 1500 Meter Höhe kreiste langsam ein blaues Flugzeug. Doc erkannte sofort, daß es die kleine Sportmaschine war, die schon in Belize sein Wasserflugzeug angegriffen hatte. Das mußte das Flugzeug sein, das der Anführer der Revolution in Hidalgo dazu benutzte, um die abergläubischen Mayas zu beeindrucken.
Laute Rufe waren zu hören. Die Mitglieder der Kriegerkaste begriffen sofort, daß sie einen Teil ihres Einflußes zurückgewonnen hatten.
Mißtrauische Blicke trafen Doc und seine Freunde.
Die Volksgunst wandte sich wieder gegen die sechs Freunde.
Hoch über ihnen kreiste unaufhörlich das blaue Flugzeug.
»Das bereitet mir ernsthaft Sorgen«, gestand König Chaac nervös. »Mein Volk und diese Kriegerkaste werden von Häuptling Morgenwind zu religiösem Fanatismus angestachelt. Ich fürchte fast, Doc, ich werde einen Angriff auf Sie und Ihre Freunde nicht verhindern können.«
Doc nickte. Er
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