DS001 - Der Chef
von Schlangenkörpern.
Das Loch war ein Opferbrunnen. In diesen fatalen Sekunden erinnerte Long Tom sich an die Menschenopfer, die die Mayapriester vor Jahrhunderten in solche Brunnen hatten werfen lassen. Am Boden dieses Schachts wimmelte es von Schlangen, die auf ihre Nahrung warteten.
Häuptling Morgenwind gab einen Befehl.
Long Tom erlebte die schrecklichen Sekunden der Todesangst als ihn viele Hände hochhoben und in den furchtbaren schwarzen Brunnenschacht schleuderten.
Die Krieger und ihr Häuptling lauschten. Wenige Sekunden später hörten sie einen dumpfen Aufprall am Boden des Brunnens. Die Giftschlangen zischten, und Häuptling Morgenwind und seine Krieger wandten sich zufrieden von dem Schacht ab.
Auch Ham hatte keinen rechten Schlaf finden können. Er war wach geworden, als Long Tom sich anzog und hinausging.
Danach hatte Ham sich noch eine Weile lang im Halbschlaf hin- und hergewälzt und war schließlich auch aufgestanden, um sich anzuziehen. Ohne besondere Absicht nahm Ham seinen Degenstock mit Es war ihm einfach zur Gewohnheit geworden.
Draußen im Mondschein war weit und breit nichts von Long Tom zu sehen. Ham sagte sich jedoch mit Recht, daß das interessanteste Bauwerk im Tal der Verschollenen die goldene Pyramide war. Dort würde er vermutlich auch seinen Freund finden.
Langsam schlenderte also Ham auf die Pyramide zu und atmete genußvoll die frische Nachtluft. Es war nichts zu hören oder zu sehen, was sein Mißtrauen erregte.
Doch wie Gespenster tauchten links und rechts aus den Buchen plötzlich dunkle Gestalten auf und warfen sich auf Ham.
Blitzschnell zückte Ham seinen Degen aus der Stockscheide. Zwei Angreifer konnte er zur Strecke bringen, aber dann wurde auch er von der Vielzahl seiner Feinde überwältigt und geschickt und schnell gefesselt und geknebelt.
In großer Eile wurde Ham zu dem Opferbrunnen geschleppt. Seinem zweiten Opfer führte Häuptling Morgenwind nicht erst die Zeremonie der Tiefenlotung vor, sondern Ham wurde wortlos in die schwarze Tiefe geschleudert.
Am Rand des Brunnens lauschte Häuptling Morgenwind, bis er den dumpfen Aufprall fünfzig Meter tiefer hörte. Mit einem zufriedenen Nicken wandte er sich ab. Zwei von seinen verhaßten weißen Feinden hatte er schon erledigt. Er erteilte einen neuen Befehl, dann führte er seine Krieger weiteren Taten entgegen.
Monk hatte zwar fest geschlafen, aber das Steinbett unter der dünnen Decke war hart, und das verursachte bei ihm Alpträume. In einem dieser Alpträume kämpfte er gegen Millionen roter Fingerkrallen an, während eine wunderschöne Mayaprinzessin aufmerksam seinen Kampf beobachtete. In seinem Alptraum konnte Monk alle krallenden Finger und die dazugehörigen Angreifer besiegen. Als er jedoch auf die schöne Prinzessin zuging, um von ihr den Lohn für seinen Kampfesmut zu fordern, wurde sie von einem Mann entführt, der Doc Savage verdächtig ähnlich sah. Da wurde Monk wach.
Er stand von seinem harten Lager auf und streckte sich. Als er sich in der Dämmerung des Zimmers umschaute, machte er eine überraschende Entdeckung. Die Lager von Doc und Renny waren leer.
Monk eilte ins Nebenzimmer, wo Johnny, Long Tom und Ham schlafen sollten.
Alle drei waren fort!
Monks mächtige Hände ballten sich zu Fäusten und öffneten sich wieder. Da stimmte doch etwas nicht. Alle fünf Freunde würden doch nicht gleichzeitig einen Nachtspaziergang unternehmen.
In seinem langen, behenden Sprungschritt eilte Monk ins Freie. Er blieb stehen und lauschte. Schwache Geräusche waren zu hören – irgendwo von rechts. Er eilte so schnell und lautlos wie möglich in diese Richtung.
Die goldene Pyramide kam in Sicht. Links davon entdeckte Monk huschende Gestalten, ein Dutzend mindestens. Sie trugen eine gefesselte Gestalt.
Monk hatte seine eigene Lauftechnik entwickelt. Wie bei einem Gorilla spielten dabei seine ungewöhnlich langen Arme eine wichtige Rolle. In großen, federnden Sprüngen bewegte er sich vorwärts und stützte sich mit den Händen ab, wenn er einmal stolperte. Auf diese Weise entwickelte er eine unglaubliche Schnelligkeit.
Auch jetzt bewegte er sich so schnell wie möglich. Er erkannte die rotfingrigen Krieger und dann auch das Gesicht des Mannes, den sie trugen.
Johnny! Sie hatten Johnny in ihrer Gewalt!
Monk wußte natürlich nicht, daß die heimtückischen Krieger bereits Long Tom und Ham in den Opferbrunnen geworfen hatten, sonst wäre sein Entsetzen noch größer gewesen.
Aber dann
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