DS003 - Der blaue Meteor
begegnete.« Er bemerkte Johnnys fragenden Blick und wiederholte seinen Bericht.
»Der blaue, pfeifende Flugkörper, der durch das Tal jagte, hat – wie ich hoffe, nur vorübergehend – ihren Verstand zum Stillstand gebracht«, schloß er. »Ich wurde nicht davon betroffen, weil ich weiter weg war und eine Felswand zwischen mich und die unheimliche Erscheinung bringen konnte.«
Johnny deutete auf einen der Tibeter. »Der Halunke, der dein Flugzeug in Flammen aufgehen ließ, gehörte zur selben Rasse«, sagte er bedeutungsvoll.
»Aber warum hat jemand ein Interesse daran, unser Flugzeug zu vernichten?« fragte Renny kopfschüttelnd.
»Es gibt zwei logische Gründe«, erwiderte Doc. »Entweder legt jemand Wert darauf, daß wir noch hier in Chile bleiben, oder er will, daß wir uns eines anderen Verkehrsmittels bedienen.«
»Um nach Norden zu gelangen, hieße es, ein Schiff benutzen zu müssen«, sagte Renny nachdenklich.
Doc ging zum Telefon und ließ sich mit einem Reisebüro verbinden. Nach kurzer Unterhaltung legte er den Hörer auf.
»Das nächste nach Norden auslaufende Schiff, das auf die Mitnahme von Fahrgästen eingerichtet ist, ist ein kleiner, aber schneller Dampfer mit dem Namen ›Chilenische Señorita‹«, verkündete er. »Renny, ein Auftrag für dich. Kümmere dich um die ›Chilenische Señorita‹ und stelle fest, was es mit ihr für eine Bewandtnis hat.«
Der Mann mit dem waschechten Londoner Akzent hätte sich bei diesen Worten gewundert, denn er wäre nie auf den Gedanken verfallen, sein Plan, Doc zum Buchen einer Passage auf der ›Chilenischen Señorita‹ zu veranlassen, könne irgendwelchen Verdacht erregen.
»Auch für dich habe ich eine Aufgabe, Long Tom«, sagte Doc, nachdem Renny den Raum verlassen hatte. »Ich möchte, daß du das Zentralbüro des amerikanischen Physikerverbandes anrufst. Stelle fest, wo sich Professor Elmont Stanley zur Zeit aufhält. Versuche herauszufinden, ob es in seiner Laufbahn irgendwo einen dunklen Punkt gibt. Versuche auch, soviel wie möglich über seine Tochter Rae in Erfahrung zu bringen.«
»Wer ist Professor Stanley?«
»Ein Astrophysiker, einer der bedeutendsten Männer der Gegenwart auf diesem Gebiet. Ich kenne seine Werke, habe ihn persönlich aber nicht kennengelernt.«
»Meinst du, er habe mit unserem Fall zu tun?«
»Vergiß nicht, daß es seine Tochter Rae war, die den Kontakt mit Ham und Monk aufnahm.«
Bei dieser Erklärung sahen Long Tom und Johnny einander verblüfft an.
»Kennst du das Mädchen denn vom Ansehen?« fragte Long Tom, verbesserte sich dann aber. »Ich meine, kanntest du sie?«
Doc schüttelte den Kopf. Statt einer Antwort fischte er sein winziges, aber ungeheuer starkes Fernglas aus der Tasche und hielt es den beiden entgegen. Weitere Erklärungen waren unnötig. Doc war ein Meister in der Kunst, Worte von den Lippen abzulesen. Von seinem Beobachtungsposten am Fenster des Krankenhausbaues hatte Doc wahrscheinlich jedes Wort verstanden, das sie mit Ham und Monk gewechselt hatte.
»Sie erwähnte Ham und Monk gegenüber, daß ihr Vater Professor Stanley sei«, sagte Doc.
Long Tom nickte befriedigt und verließ den Raum, um Docs Auftrag auszuführen.
Der Bronzemann setzte seine Untersuchung Hams und Monks fort. Aber trotz aller Medikamente, die er ihnen mittels Spritzen zuführte, blieben seine Bemühungen fruchtlos.
Keine der ihm bekannten Behandlungsmethoden vermochte die Gehirnfunktionen der beiden Freunde wieder in Bewegung zu setzen.
Das Telefon schlug an, und der hagere Johnny nahm den Hörer ab.
»Ein Mann namens John Mark Shrops will dich sprechen, Doc.«
Doc verhielt sich sekundenlang völlig reglos, dann sagte er: »Shrops ist der Name des Mannes, bei dessen Anblick Rae Stanley Ham und Monk davonlief.«
Johnny starrte den Bronzemann an und begann: »Wie zum …«
»Das Mädchen rief seinen Namen, als es ihn sah«, erklärte Doc.
»Dann hat der Gauner Nerven, uns hier aufzusuchen.«
»Sag ihnen, sie sollen ihn heraufschicken«, befahl Doc grimmig.
John Mark Shrops erschien wenige Sekunden später. Die teure Kleidung des Londoners und sein frisches rosiges Gesicht, in dem ein breites Grinsen stand, verliehen ihm den Anstrich eines erfolgreichen Geschäftsmannes.
»Nett von Ihnen, daß Sie mich heraufbaten«, sagte er zur Begrüßung. »Ich kenne Dutzende von Leuten, die weniger berühmt als Sie sind und es doch für unter ihrer Würde gehalten hätten, einen Mann wie mich zu empfangen.«
Doc nickte
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