DS003 - Der blaue Meteor
Señorita‹?«
»Die ›Chilenische Señorita?‹« wiederholte der Tibeter verdutzt. »Welches Schiff ist das, Meister?«
»Der Name ›Chilenische Señorita‹ wurde erst heute Nacht an Bug und Heck angebracht«, erklärte Shrops trocken. »Doc wird annehmen, es sei dasselbe Schiff, auf dem er herreiste.« Er lächelte verschlagen. »Es ist nicht ungewöhnlich, daß die Besatzung eines im Pazifik verkehrenden Schiffes aus Chinesen oder anderen Asiaten besteht. Die Papiere des Schiffes sind in Ordnung, und es ist sehr schnell. Dieser Punkt wird Doc vor allem veranlassen, an Bord zu gehen.«
Etwa zehn Minuten später fand sich wieder ein Tibeter in der
posada
am Straßenrand ein. Seine Augen waren weit vor Erregung, und sein Atem ging keuchend von dem schnellen Lauf, der hinter ihm lag.
»Ich bringe schlechte Nachrichten, Meister«, jammerte er laut.
»Betreffen sie den blauen Meteor?« fragte Shrops scharf.
»Den Bronzemann! Er hatte sich im Kofferraum des Wagens versteckt, der die beiden Gefangenen transportierte. Im Tal sprang er aus seinem Versteck. Ich schäme mich, es zu gestehen, aber er hatte keine Mühe, alle Insassen des Wagens zu überwältigen.«
»Hast du nicht zu helfen versucht?« knurrte Shrops drohend.
»Ich war zu weit entfernt, Meister – als Beobachtungsposten auf einem fernen Hügel. Aber ich tat, was mir am klügsten schien – ich forderte den blauen Meteor an.«
»Darum also ist das verdammte Ding in Erscheinung getreten.«
»Der blaue Meteor durchlief das Tal, aber die Ahnen des Bronzemannes standen ihm bei. Ihm geschah nichts, weil er sich weit genug entfernen konnte, um der Macht des Meteors nicht ausgesetzt zu werden.«
»Wo ist dieser Halunke aus Bronze jetzt?«
»Er fuhr mit dem Wagen, in den er seine beiden Freunde und meine Landsleute verladen hatte, in Richtung Antofagasta.«
Shrops begann zu fluchen. Er stieß seine Verwünschungen in der tibetischen Sprache aus und wechselte ins Cockney über, als ihm die Schimpfworte ausgingen. Danach grübelte er lange mit düsterer Miene, bis er zu einem Entschluß gelangte.
»Ich werde ihm persönlich einen Besuch abstatten«, erklärte er. »Ich glaube, einen guten Plan zu haben.«
6.
Das Hotel Taberna Frio, das Doc Savage zu seinem Hauptquartier gewählt hatte, zählte nicht zu den stattlichsten Gebäuden der Stadt. Aber es hatte dicke Mauern, die Zimmer waren kühl und wiesen einen gewissen Komfort auf, der das höllische Klima ertragen ließ – laufendes eiskaltes Wasser und elektrisch betriebene Ventilatoren.
Auf der Rückseite des Hauses führte eine enge Gasse zum Lieferanteneingang. Durch diesen Eingang brachte Doc seine immer noch bewußtlosen Freunde und das Schwein nach oben. Der Bronzemann stieß die Tür zu der von ihnen bewohnten Zimmerflucht auf und trat mit seiner Last ein.
Die beiden Männer, die sich im Wohnraum aufhielten, sprangen auf. »Heiliger Bimbam!« ließ der eine von ihnen seine dröhnende Löwenstimme erklingen.
Der Sprecher war groß, breitschultrig und mochte an die zweihundertfünfzig Pfund wiegen. Am auffallendsten jedoch waren seine riesigen Fäuste. Er hatte ein langes Gesicht mit düsterer Leichenbittermiene. Sein Name war ›Renny‹ – Colonel John Renwick, ein Ingenieur, dessen Rat und Mitarbeit man auf der ganzen Welt zu schätzen wußte, obendrein ein Gentleman, der sich rühmen konnte, mit seinen Fäusten dicke Türfüllungen aus Eiche zertrümmern zu können.
»Was ist geschehen, Doc?« fragte der Mann an Rennys Seite.
Dieser Mann wirkte im Gegensatz zu Renny blaß und fast kränklich, und niemand wäre auf den Gedanken verfallen, in ihm ein Genie auf dem Gebiet der Elektronik zu vermuten. Sein Name war »Long Tom« – Major Thomas J. Roberts.
Renny und Long Tom gehörten ebenfalls zu der Gruppe um Doc Savage.
Doc trug seine Bürde in einen der Schlaf räume.
»Meine Instrumente«, sagte er scharf.
Eine schwarze Tasche wurde ihm gebracht, die alles enthielt, was ein Arzt notfalls brauchte. Doc begann mit seiner gründlichen Untersuchung, um festzustellen, welche geheimnisvolle Kraft seine beiden Freunde in diesen unerklärlichen Zustand versetzt hatte.
»Am Lieferanteneingang wartet ein Wagen«, erklärte er, ohne aufzublicken. »Er ist voller gefesselter Männer. Bringt sie herauf, aber löst ihre Fesseln nicht.«
Renny und Long Tom marschierten verdutzt hinaus. Minuten später brachten sie die bewußtlosen Tibeter herein. Die Verblüffung in den Mienen von
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