DS003 - Der blaue Meteor
höflich, übersah aber die Hand, die Shrops ihm entgegenstreckte. Um den anderen nicht zu kränken, tat er so, als wischte er Chemikalien mit dem Taschentuch von seinen Handflächen.
»Womit kann ich Ihnen dienen?« fragte er.
»Ich habe gehört, daß es Ihre Lebensaufgabe ist, anderen Leuten aus Schwierigkeiten zu helfen, in die sie ohne ihr Zutun geraten sind. Habe ich recht vernommen?«
»Möglicherweise«, gab Doc zu. »Sind Sie in Schwierigkeiten?«
»Bis über den Kragen.« Shrops nickte. »Und nicht nur ich allein. Auch andere haben schwer zu leiden.«
»Ich wünschte, Sie drückten sich etwas konkreter aus«, schlug Doc vor.
»Haben Sie je von Mo-Gwei gehört?« fragte Shrops.
»Mo-Gwei?« wiederholte Doc, als hätte er den Namen nicht richtig verstanden.
»Mo-Gwei, der mit dem Teufelsgesicht«, erläuterte Shrops.
»Nie von ihm gehört«, sagte Doc.
»Er ist ein übler Bursche«, murmelte Shrops. »Hat Tausende von armen Teufeln auf dem Gewissen, aber die Welt weiß nichts davon, weil er sein Unwesen im fernen Tibet treibt. Die Welt erfährt nur selten, was dort vorgeht. Aber sie wird von ihm sprechen, wenn ihm nicht das Handwerk gelegt wird.«
»Wer ist dieser Mo-Gwei?« wollte Doc wissen.
»Der gemeinste Verbrecher, der je seinen Fuß auf die Erde setzte, darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte Shrops ernst. »Aber das ist nicht alles. Er gebietet über ein Teufelswerk, das ihm unheimliche Macht verleiht. Niemand weiß genau, um was es sich dabei handelt, aber es wird der blaue Meteor genannt.«
Johnny, der dürre Archäologe, nahm die Brille ab und putzte geistesabwesend die Gläser.
Doc ging schnell zur Schlafzimmertür, öffnete sie und deutete mit dem Arm in den Raum. »Sehen so die Opfer des blauen Meteors aus?« fragte er hart.
Shrops trat an die Tür und blickte in den Raum. Er tat, als versetzte ihm der Anblick einen gewaltigen Schock.
»Großer Gott!« stieß er heiser hervor. »Mo-Gwei ist hier in Chile!«
»Hinterläßt die Begegnung mit dem blauen Meteor eine völlige Lähmung der Gehirnfunktion, wie wir sie hier sehen?« fragte Doc.
Shrops nickte düster. »Sie sagen es.«
»Gesunden die Betroffenen wieder?«
»Manchmal ja, manchmal nein. Es hängt davon ab, wie dicht sie sich an dem verdammten Ding befunden haben.«
Doc Savage überlegte lange. Endlich sagte er: »Sie sind von Tibet hergereist, damit ich diesen Mo-Gwei bekämpfe?« fragte er scharf.
»So ist es. Gewissermaßen können Sie mich als Sprecher und Beauftragten der tibetischen Regierung betrachten. Als rechte Hand des Dalai Lamas obendrein, der das Land zwar nicht mehr beherrscht, aber von Indien aus immer wieder seinen Einfluß zur Geltung bringt.«
Doc musterte den verschlagenen Mann, der so harmlos wirkte, lange. Dann beschloß er, den Stier bei den Hörnern zu packen.
»Wer ist Rae Stanley, das Mädchen?« fragte er.
Shrops gab sich überrascht, war aber zungenfertig genug, eine Erklärung bei der Hand zu haben. »Eine junge Frau aus Tibet, die hierhergefahren ist, um Ihre Hilfe zu erbitten.«
Dies war kaum die Antwort, die der Bronzemann erwartet hatte.
»In welcher Hinsicht braucht sie meine Hilfe?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Warum fürchtet sich Rae Stanley vor Ihnen?« beharrte Doc.
Die Antwort erfolgte wie aus der Pistole geschossen. »Sie weiß, daß ich auch aus Tibet hergereist bin und nimmt an, Mo-Gwei hätte mich geschickt, um sie an der Verwirklichung ihrer Absichten zu hindern.«
Wer Docs Gesicht flüchtig beobachtete, mußte annehmen, daß er Shrops jedes Wort glaubte. Tatsächlich wurde ihm klar, daß er sich einem aalglatten Burschen gegenüberbefand, dessen Lügen nicht leicht von halben Wahrheiten zu unterscheiden waren.
»Warum schickt die tibetische Regierung nicht eine Kompanie Soldaten aus, um dieses Mo-Gwei habhaft zu werden? Das ist doch die Art, in der man dort sonst verfährt.«
»Niemand hat bisher Mo-Gweis Gesicht gesehen«, erklärte Shrops, ohne mit der Wimper zu zucken. »Es ist wie mit den Flöhen der Iren, die sich nicht fangen lassen. Darum zählen wir auf Ihre Hilfe in Tibet.«
Doc Savage nickte, als wäre ein derartiger Vorschlag etwas durchaus Alltägliches für ihn, über das er kein Wort zu verlieren brauchte.
»Ich werde mir die Sache überlegen«, sagte er. »Wenn Sie mir verraten, wo ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen kann …«
»Wie lange wird es dauern, bis Sie sich entschieden haben?«
fragte Shrops. Docs Blick ging zum Fenster.
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