DS003 - Der blaue Meteor
einer Karawane in die Wüste aufbrach. Seitdem hörte man nichts mehr von ihnen.«
Doc benutzte sein Periskop, um sicher zu gehen, daß Shrops inzwischen nicht verschwunden war.
»Bedeutet das, daß der blaue Meteor in der Wüste in Erscheinung getreten ist?«
Long Tom nickte. »Genau. Die Gesellschaft in New York, die übrigens erwogen hatte, dich um Mithilfe zu bitten und darum meinen Anruf als einen Wink des Himmels betrachtete, konnte allerdings keine genauen Angaben zu diesem Punkt machen. Amtliche Bestätigungen gab es nicht, man hielt das meiste für Gerücht. Der Meteor soll vor mehreren Jahren Teile Tibets überquert und einen riesigen Einschlag verursacht haben. Phantastische Berichte über den Meteor und seine Auswirkungen sind seitdem an der Tagesordnung gewesen. Immer wieder hieß es, Menschen, die in den Bereich des Meteors gelangt seien, hätten den Verstand verloren.«
»Harns und Monks Zustand beweisen, daß es sich kaum um leichtfertiges Gerücht handelt«, sagte Doc grimmig.
»Die abergläubischen Eingeborenen ließen sich nicht davon abbringen, daß der Meteor ein großer blauer Teufel gewesen sei, der sich auf der Erde niederlassen wollte«, schloß Long Tom seinen Bericht.
Doc blickte wieder durch sein Nachtfernrohr. Er erkannte, daß Shrops Anstalten traf, seinen Beobachtungsposten zu verlassen.
»Ich hoffe, noch weitere Einzelheiten über diesen Meteor zu erfahren«, sagte Doc. »Zumindest wissen wir mit Bestimmtheit, was Ham und Monk zugestoßen ist. Es hat mit dem geheimnisvollen blauen Meteor zu tun.«
»Es ist die unheimlichste Geschichte, mit der ich je zu tun hatte«, stellte Long Tom unbehaglich fest.
»Geh ins Hotel zurück«, wies Doc seinen Freund an. »Dieser Shrops ist im Begriff, weiterzuziehen. Beachte ihn nicht, wenn du an ihm vorübergehst. Ich möchte nicht, daß er mißtrauisch wird.«
Long Tom zögerte. Er ließ sich nicht gern etwas Aufregendes entgehen. »Doc, könnte ich dir nicht helfen, indem ich …«, begann er, aber der Bronzemann winkte ab.
»Du hilfst mir am besten, wenn du dich mit Johnny bemühst, Ham und Monk wieder ins Bewußtsein zurückzurufen. Ein Mann genügt nicht für diese Aufgabe.«
»Okay«, erwiderte Long Tom, dem das Wohlergeben seiner Freunde über alles ging. »Nur eine Frage noch, Doc: Glaubst du, daß dieser waschechte Londoner etwas mit Hams und Monks Zustand zu tun hat?«
»Es sieht ganz so aus«, gab Doc zu.
»Warum greifst du ihn dir dann nicht?«
»Er gehört zu der Sorte, die kaum zum Sprechen zu bringen ist«, erklärte Doc. »Wenn er eine Therapie gegen die Folgen des blauen Meteors kennt, so wird er sie nie verraten. Bleibe ich ihm aber auf den Fersen, bringt es mich vielleicht doch der Lösung des Rätsels näher.«
»Das ist logisch«, stimmte Long Tom zu. »Ist Renny schon mit dem Ergebnis seiner Nachforschungen über die ›Chilenische Señorita‹ zurück?«
»Nicht, solange ich im Hotel war. Und nun beeile dich. Der gute Shrops macht sich auf die Socken.« Doc hatte das Nachtglas wieder am Auge.
Long Tom nickte dem Bronzemann zu und setzte den Weg fort.
Shrops entfernte sich mit schnellen Schritten. Er bemühte sich, im Schatten zu bleiben und sah sich öfter nach eventuellen Verfolgern um. Inzwischen benutzte er alle Tricks und Kniffe, deren man sich bedient, um einen Schatten loszuwerden, aber es gelang ihm nicht, den Bronzemann abzuschütteln, der auch kein Anfänger auf diesem Gebiet war.
Antofagasta war eine moderne Stadt, ausgerüstet mit allen technischen Erfindungen der Neuzeit. Dazu gehörten auch die zahlreichen öffentlichen Telefonzellen, die in Hotels, Lokalen und auf den großen Straßen installiert waren.
Shrops betrat eine dieser Zellen am Rand einer Grünanlage. Er nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer. Um sicher zu gehen, daß er dabei nicht belauscht wurde, stellte er sich so, daß er durch die Glastür hinausblicken konnte.
Eine helle Peitschenlampe warf ihren Schein über die Telefonzelle und ermöglichte es dem Bronzemann, mit Hilfe seines Nachtglases die Worte von Shrops’ Lippen zu lesen.
»Ich muß ›Saturday‹ Loo sprechen«, sagte der Londoner.
Offensichtlich dauerte es nicht lange, bis sein Gesprächspartner sich meldete, denn er fuhr fort: »Was hat es Neues seit meinem Fortgang gegeben?«
Er lauschte Interessiert, und sein rundes Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.
»Du sagst, der verdammte Bursche mit den mächtigen Fäusten, der sich Renny nennt, hätte
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