Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DS008 - Die unsichtbare Legion

DS008 - Die unsichtbare Legion

Titel: DS008 - Die unsichtbare Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Robeson
Vom Netzwerk:
griff der Kopilot zu und nahm ihm die Waffe aus der Hand.
    »Sie hätten jemanden verletzen können«, erklärte er ärgerlich.
    Der Dicke verdrehte die Augen und starrte auf den leeren Sitz neben sich. Schweißtropfen waren ihm auf die Stirn getreten.
    »Das waren nur Platzpatronen«, sagte er.
    Der Kopilot leerte die Trommel des Revolvers. Drei leere Patronenhülsen und zwei scharfe Patronen fielen ihm in die hohle Hand. Er hielt die beiden scharfen Patronen hoch. »Was soll das sein?«
    »Die ersten drei waren Platzpatronen«, erwiderte der Dicke und schluckte.
    »So?« Der Kopilot runzelte die Stirn. »Das werden wir gleich sehen. Irgendwo hier drinnen müssen die Dinger ja zu finden sein.« Er beugte sich über den leeren Sitz, um ihn auf Einschußlöcher zu untersuchen.
    In diesem Augenblick tat der Dicke etwas sehr Merkwürdiges. Er stellte sich in Positur, streckte dramatisch die eine Hand aus und begann laut zu deklamieren.
    »Der Todesmond hat seine Bahn vollendet, und klägliche Auguren bespötteln ihre eigene Ahnung. Das Ungewisse krönt sich selbst zur Wahrheit. Der Friede, der so …«
    Der Kopilot schnitt ihm das Wort ab. »Was, zum Teufel, soll das?«
    »Shakespeare«, erklärte der Dicke. »Der größte Dramatiker überhaupt. Er und ich, wir hatten damals vieles gemeinsam.«
    Der Kopilot mußte unwillkürlich grinsen. Er zwinkerte den anderen Passagieren zu und legte dem Dicken den Arm um die Schulter.
    »So, Sie und Shakespeare waren also Kumpel?« sagte er in jenem beschwichtigenden Ton, den man Geisteskranken gegenüber anwendet. »Davon müssen Sie mir mehr erzählen, Mister. Ich wollte schon immer jemanden kennenlernen, der Shakespeare kannte.«
    »Und ob ich ihn kannte«, sagte der Dicke. »Es war ein einmaliges Erlebnis, mit ihm …«
    »Ja, gewiß doch«, beschwichtigte ihn der Copilot und drückte ihn auf seinen Sitz zurück. Er kauerte sich auf die Seitenlehne und ließ sich von dem Dicken, während die Maschine zur Landung ansetzte, von dessen Begegnung mit Shakespeare berichten, der vor ein paar hundert Jahren gestorben war.
    Neugierig traten mehrere Passagiere näher, darunter war auch der Große, Breitschultrige, der wie ein Boxer aussah. Er sah sich sehr genau den leeren Sitz an, in den der Revolver abgefeuert worden war.
    Nicht die geringste Spur von Einschußlöchern war zu erkennen.
    Der Boxer ging zu seinem Platz zurück. Dort setzte er sich so hin, daß niemand beobachten konnte, was er in der Hand hielt. Es war das Taschentuch des Dicken, das er über die Mündung des Revolvers gewickelt hatte. Mit der Geschicklichkeit eines Taschendiebs hatte der Boxer es an sich gebracht.
    In dem Taschentuch waren Löcher, die eindeutig von hindurchgeschossenen Bleikugeln stammten.
    Die Maschine landete ohne weiteren Zwischenfall, und der Dicke stand auf, um sein Handgepäck aus dem Netz zu nehmen und mit den übrigen Passagieren auszusteigen. Aber der Kopilot faßte ihn am Arm und hielt ihn zurück. »Warten Sie, bitte.«
    Die nächsten Worte des Dicken wirkten längst nicht mehr so unsinnig wie das, was er vorher von sich gegeben hatte.
    »Warum? Was wollen Sie noch?« fragte er.
    »Shakespeare möchte mit Ihnen sprechen«, sagte der Copilot.
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als ob der Dicke einen Wutanfall bekommen würde. Aber dann sagte er nur: »Reden Sie keinen solchen Unsinn, Mann. Shakespeare ist seit langem tot.«
    »Nun, dann reden Sie eben mit dem, der da behauptet, Shakespeare zu sein«, sagte der Kopilot.
    Er hatte mit dem Dicken inzwischen die Gangway verlassen, ließ ihn stehen und ging zu dem Chef vom Abfertigungsdienst hinüber, den er per Funk auf die Rollbahn bestellt hatte.
    »Der Kerl hat ‘nen Knick in der Gondel«, sagte der Kopilot zu ihm. »Wenn der weiter frei herumläuft, legt der glatt jemanden um.«
    »Setzen wir ihn in einen Wagen und schaffen wir ihn zur nächsten Polizeistation«, schlug der Manager vom Abfertigungsdienst vor.
    »In Ordnung«, erwiderte der Kopilot zustimmend.
    »Der Pilot kann Ihnen dabei helfen«, fügte der Manager hinzu.
    Zwei Männer beobachteten diese Szene, aber keiner war nahe genug herangekommen, um zu verstehen, was da verhandelt wurde. Der eine war der Dicke selbst, der am Fuß der Gangway stand und an seinem schwarzen Filzhut herumfingerte. Der andere war der Preisboxer, aber der tat es unauffällig. Er hatte sich über seinen Koffer gebückt, als ob er mit dem Schwierigkeiten hätte.
    Auch die letzten Passagiere hatten die

Weitere Kostenlose Bücher