DS010 - Die Stadt im Meer
die beiden Kerle ausgerechnet hierherzubringen«, meinte der eine. »Woanders hätten wir sie in aller Ruhe ausquetschen können.«
»Was verstehst du schon davon!« flüsterte Käpt’n Flamingo. »Natürlich war das ein bißchen riskant. Aber ich wollte Doc Savage auf die Spur dieser Tropic-Seas-Bande hetzen. Darum machte ich das.«
In diesem Augenblick kam aus der Richtung des Werfttors ein lauter und sehr erstaunter Ausruf herüber. Er stammte von Monk. Doc Savage erkannte sofort was Monk so überrascht hatte.
Über die Gangway der ›Tropic Seas‹ war das Diamantenmädchen an Land gekommen und trieb die bewaffneten Matrosen zur Suche an. Bei ihr war der Mann, den sie bei ihrem Besuch in Doc Savages Büro mit »Seaworthy« angeredet hatte.
Käpt’n Flamingos sonore Stimme ertönte: »Jetzt werd’ ich Diamanten-Eva gleich mal eine Lektion verpassen.«
Doc Savage hatte im selben Augenblick eine Taschenlampe in der Hand, deren enggebündelten Strahl er mitten in Käpt’n Flamingos Gesicht richtete. Der hatte einen schweren Revolver auf das Mädchen in Anschlag gebracht. Auf den Lichtschein hin, der ihn so unerwartet blendete, ließ er das Mädchen Mädchen sein, lenkte den Lauf der Waffe herum und drückte auf Doc Savage ab. Aber bis dahin hatte Doc die Taschenlampe längst wieder verlöschen und sich flach auf den Boden fallen lassen. Die Kugel fuhr in den Bretterstapel, hinter dem er lag.
Gewehrschüsse krachten, und die Kugeln pfiffen über ihre Köpfe hinweg; die Mannschaft der ›Tropic Seas‹ hatte das Feuer eröffnet.
Käpt’n Flamingo begann wild und anhaltend zu fluchen.
Er konnte mit seinen beiden Männern nicht bleiben, wo er war. Die Angreifer von der ›Tropic Seas‹ waren ausgeschwärmt und würden sie bald wie bei einer Kesseljagd eingekreist haben.
Man hörte sein Kommando: »Los, durch den Fluß!«
Geduckt rannte er zum Kai hinunter. Seine Männer hasteten hinter ihm her. Die Dunkelheit half ihnen. Sie erreichten unbeschadet das Wasser.
Überraschenderweise stürzten sie sich aber nicht kopfüber hinein. Sie duckten sich vielmehr hinter ein Arbeitsfloß, das aufs Ufer heraufgezogen worden war, und taten dort etwas. Was das war, konnte Doc Savage nicht erkennen. Der Bronzemann war zudem auch damit beschäftigt, sich selber nach rückwärts abzusetzen.
Eigentlich war zu erwarten, daß Flamingo und die beiden anderen einen Teil ihrer Kleidung ablegen würden, damit sie leichter schwimmen konnten. Aber als sie sich wieder aufrichteten, hatten sie nichts dergleichen getan. Voll angekleidet warfen sie sich ins Wasser und tauchten darin unter. Sie kamen nicht gleich wieder hoch, was nicht weiter überraschte, da sie ja damit rechnen mußten, in dem Augenblick, wo sie auftauchten, unter Feuer genommen zu werden.
Was dann jedoch weiter geschah, war höchst überraschend, beinahe unglaublich, und es ließ eine erste Ahnung auf das zu, was im Laufe der phantastischen Ereignisse noch alles kommen sollte.
Die Männer, die im Wasser untergetaucht waren, kamen überhaupt nicht mehr an die Oberfläche!
Daß sie nicht mehr auftauchten, stand einwandfrei fest. Die Matrosen der ›Tropic Seas‹ leuchteten mit ihren Lampen das ganze Ufer ab. Andere ließen an der Bordwand des alten rostigen Trampdampfers zwei Motorbarkassen herab und kreuzten auf dem Wasser. Die Barkassen waren mit starken Suchscheinwerfern ausgerüstet.
Die junge Frau mit den Diamanten leitete die ganze Operation, und sie tat es sehr umsichtig und energisch. Der Mann namens Seaworthy schien dabei als ihr Adjutant zu fungieren.
Es vergingen dreißig Minuten, ehe Doc Savage in der Nähe des Werfttors wieder mit Monk und Ham zusammentraf. Sie waren allein und konnten sich ungestört unterhalten.
»Käpt’n Flamingo und die anderen beiden müssen Tauchausrüstungen gehabt haben«, murmelte Monk.
»Nein«, erklärte Doc Savage. »Ich hab’ sie deutlich gesehen, als sie ins Wasser gingen, und sie hatten weder Sporttauchgeräte noch sonst etwas bei sich.«
»Dann sind sie ertrunken«, bemerkte Ham trocken.
»Es war ganz merkwürdig«, sagte Doc Savage zögernd. »Sie wirkten so ruhig und gelassen, als ob sie nicht in naßkaltes Wasser, sondern in sonst was hineingingen.«
Monk schnaubte unwillig. »Jedenfalls ist das eine völlig verrückte Sache, und wir haben bisher nicht die leiseste Ahnung, um was es dabei eigentlich geht.«
»Als einziger Ansatzpunkt bleibt uns das, was uns der Sterbende auf den Teppich gemalt hat«,
Weitere Kostenlose Bücher