DS051 - Der gefleckte Hai
Begleiter«, sagte Doc. »Er steht Schmiere.«
»Gut«, sagte Dee.
»Horst und seine Männer haben Tex Haven gefangen und mit einem Boot abtransportiert«, sagte Doc. »Haben Sie eine Vermutung, wohin er verschleppt werden soll?«
»Wahrscheinlich auf die Insel«, entgegnete Dee prompt. »In das verfluchte Höllenloch!«
»Wo ist die Insel?«
Dees Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an, offensichtlich hatte er nicht die Absicht, diese Frage zu beantworten. Er dachte nach.
»Arbeiten Sie nicht mit Rhoda Haven zusammen?« erkundigte er sich schließlich.
»Sie war bei mir und hat mich um Hilfe gebeten«, erwiderte Doc diplomatisch.
»Ich werde ihr sagen, wo die Insel ist. Sie kann dann entscheiden, ob Sie eingeweiht werden sollen.«
»Aber Sie ...«
»Ich rede nur mit Rhoda!« entschied Dee. »Sie brauchen sich keine Mühe zu geben, von mir erfahren Sie nichts.«
»Okay«, sagte Doc, »Gehen wir also zu Rhoda.«
Steel löste sich vom Fenster und öffnete die Tür. Doc führte Dee aus dem Haus und zum Strand, Steel bildete die Nachhut. Wieder erwog Doc, das Versteckspiel zu beenden und sich als Henry Peace zu erkennen zu geben, denn sobald Rhoda und Steel zusammentrafen, mußte die Maskerade kompliziert werden, zumal Rhoda sich anscheinend entschlossen hatte, nur Henry Peace und sonst niemandem zu vertrauen.
Aber er kam nicht mehr dazu, seine vage Überlegung zu realisieren. Sie waren nicht mehr weit von der Stelle entfernt, wo er das Mädchen, Monk und Johnny deponiert hatte, als ihnen Monk entgegenkam. Er schien es sehr eilig zu haben.
»Horst war da!« brüllte er schon von weitem. »Er hat Rhoda und Johnny mitgenommen! Ich habe eben noch flüchten können!«
15.
Doc begriff, daß er einen Fehler gemacht hatte. Er hätte das Mädchen nicht so lang allein lassen dürfen, und er hätte ihr seine Männer nicht ausliefern dürfen. Was zunächst nicht viel mehr als ein Trick oder auch ein kleiner Scherz war, konnte unangenehme Folgen haben, wenn es ihm, Doc, nicht gelang, nun doch Jep Dee zu überreden, mit der Wahrheit herauszurücken und sich nicht länger auf Rhoda Haven zu versteifen.
Monk berichtete, was geschehen war: Plötzlich waren in der Dunkelheit Männer aufgetaucht und hatten sich auf Rhoda geworfen und sie entwaffnet. Monk hatte zu dieser Zeit schon seine Fesseln gelockert, sonst wäre ihm die Flucht nicht leichtgefallen.
Doc bat Jep Dee, einen Augenblick zu warten und sich nicht von der Stelle zu rühren, dann liefen er, Monk und Steel dorthin, wo Rhoda und Johnny überrumpelt worden waren. Im weichen Sand waren Reifenspuren, sie führten in die Richtung zur Straße. Der Boden war zertrampelt, Rhoda schien Horsts Kumpanen erbittert Widerstand geleistet zu haben.
Monk zeigte auf Steel.
»Wer ist das?« wollte er wissen.
Steel stellte sich vor, er teilte auch Monk mit, daß die Havens und Horst und Jep Dee einander in den Haaren lagen, weil sie sich über die Verteilung des Geldes, das sie Bianca Grande gestohlen hatten, und über den Besitz der Geiseln, von denen sie sich Lösegeld erhofften, nicht einigen konnten.
»Wenigstens haben wir noch diesen Jep Dee!« grollte Monk. »Wir werden ihn verhauen, bis er uns alles sagt, was wir wissen wollen.«
»Er soll das Gefühl haben, daß wir auf seiner Seite stehen«, wandte Doc ein. »Vielleicht verrät er uns dann freiwillig, wo diese Insel liegt.«
Sie gingen zurück zu Dee. Er saß ergeben auf der Erde und hatte den Kopf erhoben wie ein Blinder. Einstweilen blieb ihm nichts anderes übrig, als sich nach Geräuschen zu orientieren.
»Hat Horst wirklich Rhoda mitgenommen?« fragte er besorgt.
»Leider«, sagte Doc.
»Wenn wir ein Flugzeug hätten, wären wir sehr schnell auf der Insel«, meinte Dee.
»Wir haben eins«, sagte Doc.
»Auf dem Stück Haifischleder ist die Insel eingezeichnet«, erklärte Dee. »Sie können sie gar nicht verfehlen. Auch die Stelle, wo das Geld ist, hab ich eingezeichnet.«
»Welch ein Unsinn!« Monk brauste auf. »Das Haifischleder ist gepunktet und gefleckt, aber von einer Landkarte kann keine Rede sein!«
»Wer ist das?« Dee lauschte. »Wer hat da eben geredet?«
»Das ist der Mann, der bei Rhoda war«, erläuterte Doc. »Er als einziger ist nicht gefangen worden.«
»Natürlich«, sagte Dee. »Ich hab ihn ja vorhin schreien hören, aber wenn er spricht, klingt seine Stimme ganz anders.«
»Das geht den meisten Leuten so«, bemerkte Monk unfreundlich. Er hatte eine zarte
Weitere Kostenlose Bücher