DS064 - Der Maskenmann
ihn auf drei, vier Meter weg.
Währenddessen drehte sich der Mini-Rennwagen wie verrückt im Kreise, machte zwei volle Umdrehungen, dann noch eine halbe und schoß rückwärts die staubige Sandbahn entlang.
J. Henry Mason schrie entsetzt auf und sprang zurück. Im nächsten Moment, schätzte er, würde sich der Wagen überschlagen und Tink O’Neil zermalmt werden. Denn in diesem Mini-Rennwagen war nicht der mindeste Platz, daß sich der Fahrer in den Schutz der Karosserie ducken konnte.
Aber wunderbarerweise überschlug sich der Wagen nicht. Er landete vielmehr mit dem Heck krachend an dem Zaun. Ölqualm und Staub hüllten ihn sekundenlang ein. J. Henry Mason hielt den Atem an. Vielleicht ...
Dann trieb die Staubwolke ab, und er sah, wie Tink sich taumelnd aus dem kleinen Wagen herauszwängte. Die Schutzbrille in seinem staub- und ölverschmiertem Gesicht hatte sich hochgeschoben, und dort, wo sie gesessen hatte, zeichneten sich rund um seine Augen eulenhafte weiße Ringe ab.
»Hören Sie, Mr. Mason«, sagte Tink O’Neil verbittert, »dieser T-3, unser neuer Stahl, sollte doch angeblich zäher und härter sein als alles, was bisher an Stahl produziert worden ist. Aus ihm sollen doch die Hinterachse und die Bremstrommel bestehen, nicht wahr?«
Mason nickte. »Sicher. Ich habe den Einbau selbst überwacht.«
»Ja, ich weiß«, sagte Tink. »Aber wissen Sie auch, was passiert ist?«
»Was?«
»Ich hörte ganz deutlich, wie die Achse brach. Mit einem knirschenden Geräusch, als sei sie morsch. Mitten durch.«
»Aber ...«
»Und mit den Bremstrommeln war es das gleiche. Warten Sie, ich zeige es Ihnen ...« Tink war bereits auf dem Boden und kroch rücklings unter das Heck des abseits der Piste stehenden Rennwagens.
»Ich verstehe es auch nicht, Mr. Mason«, fuhr er von unter dem Wagen her fort. »Jede einzelne Bremstrommel ist geplatzt, und dabei hatte ich eben, als ich spürte, daß sich das Hinterrad zu lösen begann, das erste Mal wirklich voll gebremst. Die Trommeln sind aufgerissen, als ob sie aus dünnem Blech bestünden.«
Mason hatte einen roten Kopf bekommen. »Aber T-3 ist der härteste Stahl der jemals produziert wurde«, schnappte er. »Er wird die Stahlindustrie revolutionieren, er wird ...«
Von unterhalb des Wagens fragte Tink O’Neil: »Was meinen Sie, wird er, Sir?«
Aber er bekam keine Antwort. Tink runzelte die Stirn, weil es sonst nicht des Stahlkönigs Art war, mitten im Satz abzubrechen.
»Was wollten Sie sagen?« fragte er noch einmal.
Er bekam wiederum keine Antwort. Unter dem Wagen, wo er lag, konnte Tink den Riesen von einem Mann nicht sehen, der aus den hohen Büschen am Rande der Rennpiste getreten war und J. Henry Mason gepackt hatte.
Zuerst glaubte Tink O’Neil, als er von Mason keine Antwort bekam, daß er vielleicht dorthin gegangen war, wo das Hinterrad mit dem Stück Achse lag.
Daher fuhr er zunächst fort, unter dem Wagen liegend die geplatzten Bremstrommeln zu untersuchen. Ein Stück einer der Trommeln hatte er fast los. Er wollte es J. Henry Mason zeigen.
Wie Mason gesagt hatte, war T-3 die jüngste Erfindung in seinen großen Stahlwerken. Es war eine Formel, die den Schiffs- und Flugzeugbau revolutionieren würde. Denn der nach ihr gegossene Stahl war nicht nur der härteste und zäheste, den es bisher gegeben hatte, sondern auch der leichteste.
Ebenso hatte Mason etwas davon gesagt, daß seine hübsche Tochter an diesem Vormittag mit jemand namens Pat Savage ihr neues Sportflugzeug ausprobieren wollte. Das heißt, Tink hatte Molly auch selbst davon sprechen hören. Denn Tink O’Neil kannte Molly Mason recht gut. Er hielt sie für ein tolles Mädchen. Er hegte sogar Hoffnungen, sie eines Tages ...
Zur Zeit traf er sich jedenfalls häufig mit ihr.
Und Molly Mason hatte Tink O’Neil von ihrem neuen Sportflugzeug erzählt, das heute geliefert werden sollte. Mit einem Mädchen namens Pat Savage würde sie zu einem Probeflug aufsteigen. Molly hatte das andere Mädchen in einem exklusiven Schönheitssalon in New York kennengelernt. Pat Savage managte diesen Schönheitssalon, der ihr auch gehörte. Aber nach Mollys Meinung war Pat Savage ein Mädchen, das viel lieber mit Flugzeugen geflogen wäre und alle möglichen Abenteuer bestanden hätte, statt in New York zu bleiben.
Diese Dinge gingen Tink O’Neil durch den Kopf, als er unter dem kleinen Rennwagen hervorgekrochen kam. Aber sie gewannen plötzlich eine neue schreckliche Bedeutung, als Tink auf das
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