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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Schreibtischen saßen, misstraute er grundsätzlich. Das hatte ihn seine Erfahrung im Institut gelehrt. Er hing dem Glauben an das kreative Chaos an und vertraute der Ordnung in Form von Ablagerungen, die ihm eine hinlänglich stratigrafische historische Orientierung boten.
    Maurya war staunend stehen geblieben und sah sich um. »Was für wunderbare Hölzer«, sagte sie mit begeisterter Stimme. »Wo wächst so etwas?«
    Â»Im Haar«, erwiderte der Kommandant.
    Â»Im Haar?«, fragte Ailif. »Was ist das? Der Pilot gebrauchte das Wort, als wir das Marunga-Massiv überflogen.«
    Â»Sehen Sie selbst.« Cayley drückte einen kleinen Touchscreen auf seinem Schreibtisch. Plötzlich erfüllte das Rauschen von Wasser den Raum, und auf den Monitoren an den Wänden waren hohe Bäume zu sehen, deren Wipfel in Nebel gehüllt waren. Zwischen ihnen brach schäumendes Wasser hervor und stürzte in die Tiefe hinab. »Das ist die Südseite des Marunga-Massivs, wo das Gletscherwasser in Millionen Strähnen und Wasserfällen über Tausende von Metern durch dichte Wälder herabströmt. Es sind die Quellflüsse des Ontos. Eine düstere nebelige Landschaft.« Der Kommandant verzog leicht angewidert das Gesicht. »Wolken, durch die nur selten die Sonne bricht. Aber nicht ohne Reiz. Zumindest für manche Siedler auf dieser Welt.« Er nickte und berührte erneut den Touchscreen. Jetzt zeigten die Bildschirme die Orbitalstation. »Bitte nehmen Sie doch Platz.«
    Maurya und Ailif setzten sich auf die lederbespannten Stühle vor dem Schreibtisch. Es sah wie Schlangenleder aus. War es Dongohaut?
    Ein halbes Dutzend mannshoher Topfpflanzen mit mehr als kopfgroßen Blüten stand im Raum verteilt. Sie waren pinkfarben mit roten Punkten und einem violetten Rand und sahen aus wie eine Kreuzung zwischen Orchideen und Sonnenblumen. Allerdings ziemlich erschlafft und vergammelt – eine Rafflesia war eine Schönheit dagegen.
    Wie kann man einen so schönen, mit erlesenem Holz getäfelten Raum nur mit so scheußlichen Pflanzen vollstellen?, fragte sich Maurya. Das Wort »Muhme« kam ihr in den Sinn. Ja, sie sahen aus wie alte Weiber mit dunkelbraunen Kopftüchern, die eingefallenen, abgehärmten Gesichter mit schlaffem Mund und runzeligen Hängebacken übertrieben geschminkt. Sie sahen grausig aus. Maurya glaubte Fäulnis zu riechen.
    Die Wände dagegen waren mit prächtigen Trophäen behängt: schwarze, blaue und rote Schilde mit vielfältigen Mustern wie von Riesenschildkröten. Rückenpanzer von Dongos, mutmaßte Ailif.
    Dazwischen die großen Monitore, die Cayley mit seinem Touchscreen steuerte. Sie zeigten, dass die Ballymena , mit der Maurya und Ailif angereist waren, immer noch an der Station angedockt war und ihre Ladung löschte. Netze voller Container hingen an ihren Flanken wie Laich am Körper eines tropischen Fisches. Das Schiff würde seine lokale Tour absolvieren, St. Tomé, St. Jeronimo und St. Lazare, die größeren Monde von Hot Edge, ansteuern und nach sechsundzwanzig Tagen wieder hierher zurückkehren. Bis dahin musste ihre Untersuchung abgeschlossen sein, damit sie wieder an Bord gehen und nach Hause fliegen konnten.
    Das andere Schiff, die TS Guglielmo Marchese Marconi , traf gerade seine Startvorbereitungen, um das System zu verlassen und auf interstellare Fahrt zu gehen. Es hatte sich aus der Ekliptik herausbewegt und steuerte den Nadir an. Das Schiff sah mit seinen zahllosen Antennen und peitschenförmigen Fortsätzen aus wie ein bizarres Krustentier aus der Tiefsee. Es war dabei, ein DE-Feld aufzubauen, das es binnen Tagen auf relativistische Geschwindigkeit beschleunigen würde. Es war von einer diffusen veilchenfarbenen Aura umgeben, die sich bereits auf einen Durchmesser von einer halben Lichtsekunde ausgedehnt hatte. In dieser Blase würde es durch die Raumzeit gleiten.
    Â»Dongos?«, fragte Ailif und deutete mit einem Nicken auf die Rückenpanzer und Kopfschilde an den Wänden. »Jagdtrophäen?«
    Â»Die eine oder andere vielleicht«, erwiderte Cayley, »aber die meisten dieser Cuticulae wurden abgeworfen. Die Dongos häuten sich alle zwei bis drei Jahre. Man findet diese Dinger überall.«
    Â»Toll!« Ein besonders schönes Exemplar weckte Ailifs Aufmerksamkeit: zwei ockerfarbene Rückenpanzer, rostbraun gemustert, die zusammengewachsen zu

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