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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Pfiff aus. »Nur gut, dass
ich
hier die Bücher führe.«
    Mike warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. »Du hättest ihr doch auch einen Sonderpreis gemacht.«
    »Ja klar.«
    »Warum reitest du dann darauf rum?«
    »Weil ich wissen möchte, wie ihr Date gelaufen ist.«
    »Was hat das, was ich ihr für die Autoreparatur berechne, mit ihrem Date zu tun?«
    Henry lächelte. »Keine Ahnung, Brüderchen. Was meinst du?«
    »Ich meine, du hast heute Morgen schon zu viel Kaffee intus und denkst nicht mehr ganz klar.«
    Henry trank seinen Kaffee aus. »Vermutlich hast du Recht. Julies Date interessiert dich eben einfach nicht.«
    »Genau.«
    Henry nahm die Kaffeekanne vom Tisch und schenkte sich noch einen Becher voll ein. »Dann interessiert dich wohl auch nicht, was Mabel denkt.«
    Mike hob den Blick. »Mabel?«
    Henry fügte gelassen Milch und Zucker hinzu. »Ja, Mabel. Sie hat die beiden Samstagabend gesehen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich gestern nach der Kirche mit ihr gesprochen habe und sie mir davon erzählt hat.«
    »Ach ja?«
    Henry kehrte Mike den Rücken zu und entfernte sich Richtung Büro, ein breites Grinsen im Gesicht. »Aber es interessiert dich ja nicht, also halt ich meinen Mund.«
    Aus Erfahrung wusste Henry, dass Mike noch wie vom Donner gerührt vor der Tür stand, als er schon längst am Schreibtisch Platz genommen hatte.

Kapitel 3
    A ndrea Radley hatte zwar ein Jahr zuvor ihr Diplom als Kosmetikerin gemacht und arbeitete seit neun Monaten für Mabel, aber sie war keine besonders zuverlässige Angestellte. Sie neigte nicht nur dazu, sich ohne Vorankündigung »frei« zu nehmen, sondern kam auch nur selten pünktlich. Mit ihren Styling- und Haarschneidekünsten war es ebenfalls nicht sonderlich weit her, zumindest hielt sie sich nie an die Wünsche der Kunden. Ob diese ihr Bilder mitbrachten oder ihr ausführlich erklärten, was sie gern wollten, machte keinen Unterschied: Andrea verpasste allen den gleichen Haarschnitt. Allerdings war das nicht besonders schlimm. Andrea hatte bereits fast ebenso viele Kunden wie Julie, jedoch, was wenig verwunderlich war, ausschließlich Männer.
    Andrea war dreiundzwanzig, eine langbeinige, stets braun gebrannte Blondine, die eher so wirkte, als käme sie direkt von den Stränden Kaliforniens als aus dem kleinen Bergstädtchen Boone, North Carolina, wo sie aufgewachsen war. Sie kleidete sich auch dementsprechend – wie kalt es auch sein mochte, im Salon trug sie Miniröcke. Im Sommer ergänzten knappe Spaghettiträgertops das Outfit, im Winter hohe Lederstiefel. Sie nannte jeden Kunden »Schätzchen«, klimperte mit den langen, dick getuschten Wimpern und kaute permanent Kaugummi. Julie und Mabel kicherten immer über die verträumten Blicke der Männer, die Andrea im Spiegel anstarrten. Andrea, so mutmaßten sie, hätte einem Kunden auch versehentlich eine Glatze verpassen können, er wäre trotzdem wiedergekommen.
    Trotz ihres aufreizenden Äußeren war Andrea ein wenig naiv, was Männer betraf. Natürlich glaubte sie zu wissen, worauf die Männer aus waren, und da lag sie auch zumeist richtig. Doch wie man einen Mann dauerhaft hielt, darauf verstand sich Andrea nicht. Dass ihre Erscheinung einen bestimmten Männertyp anlockte, andere aber eher abschreckte, auf den Gedanken kam sie nie. Andrea bandelte mühelos mit tätowierten Harley-Fahrern an oder mit Schluckspechten, die im Clipper abhingen, oder mit Burschen, die auf Bewährung draußen waren, aber es gelang ihr nie, sich mit einem Mann zu verabreden, der einer geregelten Beschäftigung nachging. Zumindest redete sie sich das ein, wenn sie mal wieder in Selbstmitleid schwelgte. In Wahrheit wurde Andrea regelmäßig von grundsoliden Männern mit festen Jobs um ein Date gebeten, doch an denen verlor sie rasch das Interesse und vergaß dann prompt, dass sie überhaupt gefragt hatten.
    In den vergangenen drei Monaten war Andrea mit sieben verschiedenen Männern ausgegangen, die insgesamt einunddreißig Tätowierungen, sechs Harleys, zwei Verstöße gegen Bewährungsauflagen und keinen einzigen Job aufwiesen, und momentan bedauerte sie sich wieder einmal ein wenig. Am Samstag hatte sie fürs Essen und das Kino aufkommen müssen, weil ihr Begleiter kein Geld hatte, aber hatte er heute Morgen angerufen? Nein. Natürlich nicht. Würde ihm nie einfallen, sich heute mal bei ihr zu melden. Ihre Bekanntschaften meldeten sich nie, es sei denn, sie brauchten Geld oder fühlten sich »ein bisschen einsam«, wie

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