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Du bist zu schnell

Titel: Du bist zu schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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ja.
    —    Spinnst du völlig?
    —    Ich wollte wissen, wie sie wirken.
    Sie sah mich an, als ob ich ein Vollidiot wäre.
    —    Meine Pillen? Aus meinem ...
    Sie rannte ins Bad, kam mit der Pillenpackung zurück.
    —    Zwei! Du hast zwei genommen?
    —    Das habe ich doch gesagt.
    —    Du nimmst zwei von meinen Pillen? Spinnst du völlig?
    —    Mach doch nicht so ein Ding daraus, ich wollte doch nur wissen, wie sie wirken. Ich wollte dich verstehen.
    —    Scheiße, niemand hat gesagt, daß du mich verstehen sollst. Bist du mein Therapeut? Los, raus mit dir!
    -Was?
    —Verschwinde aus meiner Wohnung. Das klappt nicht mit uns, ich will dich nicht mehr sehen, los, geh endlich!
    Sie wandte sich ab, stand mit dem Rücken zu mir, ihre Schultern hoben und senkten sich unter schweren Atemzügen.
    -Val, hör mal, mach keinen Quatsch.
    Ich legte meine Hände auf ihre Schultern, sie hörte auf zu atmen.
    -    Hör mal, es tut mir leid.
    -Wie konntest du nur?
    -    Ich mach es auch nicht wieder.
    -    Das sind meine Pillen, Marek, das sind nicht deine Pillen.
    -    Ich weiß.
    -    Zwei Stück, du spinnst völlig. Ich ...
    Sie drehte sich um. Ihr Blick war kalt und voller Wut, als sie sagte:
    -    Ich will dich erst mal nicht sehen. Ich muß über alles nachdenken. Verlaß bitte meine Wohnung.
    Ich ging zur Tür und zog mir die Schuhe an.
    -    Ich ruf dich an, ja?
    -    Es tut mir leid
    Sie hatte sich wieder abgewandt. Ich stand vor der Wöh-nungstür und wartete, sie drehte sich nicht um, also ging ich. Zehn Minuten später war ich wieder da, schloß die Tür auf und trat ein.
    -    Es tut mir leid, Val, ich kann so nicht gehen, ich kann einfach nicht.
    Keine Reaktion. Ich stand im Flur und hatte das Gefühl, daß Val gar nicht mehr in der Wohnung war.
    -Hallo? Es...
    Sie saß auf dem Boden vor dem Fernseher und schaute eine Sitcom. Auf ihrem Gesicht war ein nettes Lächeln, sie hatte Spaß an den Gags.
    -    He? sagte ich.
    Val sah mich an, und ihr Lächeln wurde breiter. Sie freute sich eindeutig, mich zu sehen. Ich ging in die Knie und schloß sie in die Arme.
    -    Es tut mir leid, Val.
    -    Mach das nie wieder, sagte sie in mein Ohr.
    -    Nie wieder, sagte ich.
    -    Geschworen?
    -    Geschworen.
    Sie strich mir über den Nacken, und ich war so erleichtert, daß ich für eine Weile nicht mehr versuchte, hinter ihr Geheimnis zu kommen.
    Das Haus liegt in Zehlendorf zwischen einer Kirche und einem Koloß von einem Bungalow. Es hat zwei Stockwerke, grüne Fensterläden und ein ausgebautes Dachgeschoß. Aus dem ersten Stock blinkt einer dieser Weihnachtssterne, die der Alptraum eines jeden Epileptikers sind. Das bunte Licht reflektiert sich flackernd in den nahestehenden Bäumen.
    Ich parke auf der gegenüberliegenden Straßenseite und höre auf das Ticken des abkühlenden Motors. Ich will nicht, daß Val wach wird und sieht, wohin ich sie gebracht habe. Dennoch zögere ich den Moment hinaus und lausche in die Stille. Schließlich gebe ich mir einen Ruck und steige aus, nehme meinen Mantel aus dem Kofferraum und überquere die Straße.
    Das Gartentor ist nicht verschlossen, eine Lampe über der Tür geht an, als ich über die Steinplatten laufe und vom Bewegungsmelder erfaßt werde.
    Das erste Mal zögere ich beim Klingeln, das zweite Mal klingle ich entschlossen und ein drittes Mal bringe ich einfach nicht über mich. Ich sage mir, entweder kommt jetzt jemand oder---Was auch immer.
    Es dauert vielleicht eine Minute, bevor im Erdgeschoß ein Licht angeht. Als sich die Haustür öffnet, versuche ich zu lächeln.
    -Ja, bitte?
    Die Frau trägt einen Pullover über ihrem Schlafanzug, die Füße stecken in Wollsocken, ihr Haar ist durcheinander. Eine rote Falte zieht sich über ihre linke Wange. Sie muß Mitte vierzig sein. Es ist offensichtlich, daß ich sie geweckt habe.
    —    Entschuldigen Sie, daß ich so spät hier auftauche. Ich bin Marek.
    Die Frau sieht nervös an mir vorbei, dann fixiert sie mich wieder.
    —    Und ich habe ein Problem, wegen dem---
    —    Wer sind Sie? unterbricht sie mich.
    —    Marek. Marek Wolters. Ich ... ich bin wegen Val hier,
    sie---
    —Wegen wem?
    —Val, Valerie. Sie steckt in einer Krise, und ich dachte---
    —    Ich kenne keine Valerie.
    Sie hat mich jetzt zum dritten Mal unterbrochen, ihre Stirn gerunzelt und dabei immer ruhig gesprochen und kein einziges Mal geblinzelt. Ich spüre, wie

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