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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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er irgendetwas furchtbar Langweiliges sei.
    Am liebsten hätte ich sie geschüttelt. »Er ist verletzt!«
    Miranda rollte die Augen nach oben. »Er ist nur besoffen. Wie immer. Er muss nur seinen Rausch ausschlafen.«
    Ich hätte natürlich gar nicht schockiert sein müssen. Ich hatte schon seit Längerem vermutet, dass ihr Interesse an Dallas nur dazu diente, mich zu erreichen. Also ergab es einen brutal logischen Sinn, dass sie ihre Vorspiegelung just in dem Moment aufgab, als sie erkannte, dass ich für Dallas keine Gefühle hatte. Jedenfalls keine romantischen Gefühle. Ich machte mir aber immer noch etwas aus ihm. Viel.
    Ich fühlte, wie mich die Wut übermannte, als ich zur Zimmertür lief. Es war eindeutig, dass Miranda mir ihr Handy nicht geben würde. Ich würde den Festnetzapparat suchen müssen. »Großer Gott, Miranda. Warum bist du nur so ?«
    Ich erwartete keine Antwort.
    »Du weißt, warum ich so bin«, sagte sie. Miranda klang ruhig. »Du hast es immer gewusst. Du hast dich nur von allen überzeugen lassen, dass du unrecht hattest.«
    Ich stand da, meine Hand verharrte über dem Türgriff, als Miranda herbeikam und sich neben mich stellte. Ich ertappte mich dabei, dass ich ihren Mund betrachtete und genau wusste, was sie sagen würde, sogar als ihre Lippen die Worte bildeten.
    »Ich bin ein Shapeshifter.«
    Früher – ich war noch ein Kind – hatte ich einmal etwas gewusst, das sonst niemand wusste. Es war einer dieser blöden Informationsbrocken, die man als Kind irgendwo aufschnappt. Fliegen starten ihren Flug rückwärts. Ich hatte diese tolle Neuigkeit in der Schule im Morgenkreis erzählt. Niemand hatte sie mir geglaubt – nicht einmal die Lehrerin –, und schließlich hatte ich selbst angefangen, sie anzuzweifeln.
    Aber am nächsten Morgen stand die Lehrerin vor der Klasse und machte eine Mitteilung. »Olive hatte vollkommen recht«, sagte sie. »Ich habe nachgesehen, und Fliegen starten tatsächlich rückwärts.« Dann entschuldigte sie sich bei mir, dass sie mir nicht geglaubt hatte, und alle anderen mussten sich auch entschuldigen.
    Als Miranda sagte, dass sie ein Shapeshifter sei, verspürte ich dasselbe Triumphgefühl. Am liebsten hätte ich Doktor Richter angerufen. Sehen Sie? Ich hatte recht. Jetzt können Sie sich entschuldigen.
    Aber das Gefühl verging auf der Stelle. Sprach Miranda die Wahrheit? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Denn nach all diesen Monaten, die ich mit Miranda abgehangen hatte, gab es nur zwei Dinge, die ich sicher wusste. Zwei Dinge, die alles andere infrage stellten.
    »Du«, sagte ich, »bist eine Lügnerin. Und ein manipulierendes Biest.«
    Ich wusste, dass Miranda das wohl nicht durchgehen lassen würde. Aber als sie mich schlug, ihre Hand wie eine Peitsche auf mein Gesicht traf, war ich schockiert.
    »Du bist die Lügnerin!«, fauchte sie. »Du hast mich mit deinen Gefühlen für Dallas hereingelegt!«
    Ich beobachtete ihr Gesicht, wie es sich vor Wut verzerrte. Ich hörte, wie armselig sie klang, und war verblüfft, wie sie je Gewalt über mich hatte haben können. Ich streckte wieder eine Hand nach dem Türknopf aus, und dieses Mal drehte ich ihn und stieß die Tür auf. Mein Gesicht kribbelte von dem Schlag, und ich stellte mir die Abdrücke ihrer Finger wie glühende Spuren vor. »Ich gehe und suche ein Telefon«, sagte ich. »Dallas braucht einen Notarzt.«
    Der Korridor war stockfinster, und ich spürte eine plötzliche Welle der Hoffnungslosigkeit. Das Telefon konnte überall sein. Das heißt, wenn solche Bazillenfreaks überhaupt Telefone besaßen.
    »Warte. Bitte, Olive. Mein Telefon ist nicht hier drinnen. Ich bring dich hin.«
    Vielleicht drehte ich mich um, weil etwas in ihrer Stimme sich verändert hatte. Weicher geworden war. Oder ich drehte mich um, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte.
    Miranda glitt an mir vorbei, aus ihrem Zimmer und in die Diele. »Hier entlang.«
    Wir gingen nach oben. Es ist schwer vorstellbar, dass es noch dunkler werden konnte als unten, aber so war es. Und stickiger. Ich versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen, konnte jedoch nirgendwo ein Telefon entdecken. Miranda streckte eine Hand aus und zog an einer Kette, die vom Dach hing. Ein graues Rechteck erschien über uns im Dach – eine Falltür. Etwas rastete hörbar ein, und dann glitt eine Treppe herunter, die auf das Dach führte.
    »Dort oben? «, fragte ich. Warum kiekste meine Stimme auf einmal so? Ich bildete mir ein, dass dies nur an

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