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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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wirklich von ihr und der Dachkante weg wollte, empfand ich einen winzigen undefinierbaren Stich. Ich kannte mich damit aus, traurig zu sein und allein und dass das Leben zur Hölle werden kann. Als ich sie so betrachtete, wirbelten mir tausend wirre Dinge durch den Kopf.
    Wut und Hass natürlich. Angst. Aber auch noch etwas anderes.
    »Arme Miranda. Du bist so verkorkst, oder?«
    Augenblicklich fuhr sie zu mir herum, rasend vor Zorn. »Wage es nur nicht, das zu sagen! Niemals!«, knurrte sie. Blind schleuderte sie ihren Arm vor, um mich wegzuschubsen.
    Zuerst hatte ich das seltsame Gefühl, dass das Dach unter mir wegkippte. Dann kapierte ich, was passierte.
    Ich stürzte .
    Nach etwas zu packen, wenn man fällt, ist ein automatischer Vorgang. Einer jener Reflexe. Aber als ich nach Miranda griff, als ich vom Dach fiel, spürte ich auch eine Absicht.
    Als ob ich denken würde: Wenn ich falle, fällst du mit.

FÜNFUNDZWANZIG
    Hat eine von uns geschrien? Ich bin nicht sicher. Vielleicht war dazu gar keine Zeit. Dann knallte die Oberfläche des Swimmingpools gegen uns, leistete uns einen winzigen Moment Widerstand, bis wir untertauchten.
    Kalt. Es war so kalt. Aber in dem Moment, als ich im Wasser war, fühlte ich, wie sich die ganze Anspannung meines Körpers löste. Ich kann mich erinnern, wie Miranda aussah, glaube ich. Ihre Haare wirbelten um ihren Kopf, aus ihrer Nase stiegen Blasen auf. Diese weit aufgerissenen, ängstlichen Augen. Aber wie konnte ich so viele Details sehen? Es war wahnsinnig und chaotisch im Wasser. Aber an eine Sache kann ich mich mit Sicherheit erinnern – das Gefühl von Mirandas Fingern, die sich wie Tentakel um meinen Hals wanden.
    Tritt . Die plötzliche Kraft kam aus dem Nirgendwo und ich trat immer weiter, bis ich es zur Oberfläche geschafft hatte, Miranda immer noch um meinen Hals geklammert. Ich schnappte einmal tief Luft, vielleicht zweimal, bevor ihr panisches Zappeln uns wieder in die Tiefe zog.
    Ein Tritt, dann noch ein Tritt, dann noch einer. Hoch, hoch, hoch. Es war kaum Zeit zum Luftschnappen, bevor sie mich wieder nach unten zog. Mach dich von ihr los oder ihr ertrinkt beide . Während ich noch Luft in der Lunge hatte, packte ich Mirandas Hände und zerrte sie von meinem Hals weg. Ich erwartete natürlich, dass sie mich bekämpfen oder sich mit allem, was sie hatte, festklammern würde. Aber sie tat es nicht. Miranda ließ es zu, dass ich mich befreite, und plötzlich war ich frei. Ich begann, nach oben zu schwimmen. Hoch, hoch, hoch und weg.
    Zuerst konnte ich an nichts anderes denken als zu atmen. Ich tauchte auf und schluckte die süße, unglaubliche Luft, meine geschwächten Arme klammerten sich an den Kieselsteinen am Swimmingpoolrand fest. Sobald ich konnte, sah ich mich um und erwartete, Miranda neben mir zu sehen und auch gierig zu inhalieren wie ich. Aber sie war nicht da. Ich fasste allen Mut und steckte den Kopf noch einmal unter die Wasseroberfläche. Genau unter mir sah ich eine dunkle Gestalt treiben.
    Ich nehme an, es gibt Leute, die aus dem Pool geklettert wären und Miranda da gelassen hätten, wo sie war. Es gibt sicher auch Leute, die sagen würden, es wäre besser so gewesen. Aber das kam mir nicht einmal in den Sinn, und ich bin froh darüber. Denn wenn ich sie dort zurückgelassen hätte, was für eine Person hätte das aus mir gemacht? Jemand, der genau so schlecht wäre wie Miranda. Vielleicht sogar schlechter. Jedenfalls sehe ich das so.
    Also füllte ich meine Lunge und tauchte auf den dunklen Schatten zu. Ich hakte meine Arme unter ihre und versuchte, sie hochzuziehen. Es war schwierig, so viel schwerer als ich gedacht hatte, und ich wollte schon wieder auftauchen um Luft zu schnappen, als jemand in den Pool tauchte und auf uns zuglitt. Eine schlanke Gestalt – schnell und stark. Zum zweiten Mal an diesem Abend umfasste mich Lachlans Arm. Er hielt mich und ich hielt Miranda und zusammen schafften wir es an die Oberfläche.
    Lachlan nahm mir Miranda ab und hob sie aus dem Pool, als ich hinauskletterte. Ich warf mich auf den Boden. Wie gut er sich anfühlte. Wie stark. Ich rollte weiter und beobachtete, wie Lachlan Miranda auf die Seite drehte und das Wasser aus ihrer Lunge pumpte. Sie hustete und schnappte nach Luft, und ihre Augen öffneten sich einen Moment. Dann schloss sie sie wieder.
    »Ist sie okay?«, fragte ich.
    »Jedenfalls atmet sie«, sagte Lachlan. »Der Krankenwagen sollte jeden Moment hier sein. Ich habe sofort einen gerufen, als ich

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