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093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Dorian Hunter schrie in Todesangst. Er klammerte sich instinktiv an den Ys-Spiegel, den er wie ein Amulett um den Hals trug; er klammerte sich daran wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm, denn er war seine letzte Rettung. Wenn er diesem Inferno überhaupt noch entrinnen konnte, dann nur mit Hilfe des Spiegels. Hatte er damit nicht auch Luguri in die Flucht gejagt? Diesen Erzdämon aus ferner Vergangenheit, der in der Gestalt eines zottigen Scheusals das „Atlantic Palace Hotel" in seine Gewalt gebracht hatte?
    Dorian vermutete, daß die Macht des Spiegels Luguris Einfluß gebrochen hatte. Dennoch glaubte er in diesen Sekunden an den sicheren Tod. Er schrie seine Angst hinaus, und der Laut brach sich an der Spiegelfläche und kam als vielfaches Echo zurück. Dabei sah er vor sich die Reflexion seines verzerrten Antlitzes, unter dessen Haut es rot und blau zu glühen begann.
    Plötzlich war seine Gesichtstätowierung zu sehen. Er schrie wieder - diesmal vor Entsetzen -, als er das Spiegelbild seiner eigenen entstellten Fratze sah. Die magischen Ornamente, die schon etliche Dämonen gebannt hatten, verschmolzen mit den unbekannten Symbolen auf der leicht erhabenen Spiegelfläche. Und während Dorian im Ys-Spiegel sein Abbild sah, konnte er gleichzeitig hindurch blicken.
    Hinter der Spiegelfläche lag eine andere Welt. Er sah einen Raum, der in einem grünlichen Licht strahlte. Die Wände, der Boden und die Decke bestanden aus Steinquadern. Dieser Ort versprach ihm Ruhe und Geborgenheit. Er konnte die Rettung sein.
    Fort von hier! dachte der Dämonenkiller. Und der Spiegel übersetzte seine Gedanken in jene unbekannte Sprache, die nur der Besitzer des Ys-Spiegels beherrschte, wenn er sie auch nicht verstand. Wir müssen von hier weg, bevor wir unter den Trümmern des einstürzenden Hochhauses begraben werden.
    Das dachte er, und er sagte etwas in der vergessenen Sprache.
    Die Decke bekam plötzlich Sprünge. Ein Betonträger neigte sich zur Seite. Und dann begannen Trümmer herabzuregnen.
    Eine blutüberströmte Gestalt in der Kleidung eines Zimmermädchens versuchte verzweifelt, zu entkommen, aber ein Betonklotz begrub sie unter sich.
    Dorian sah durch die Spiegelfläche wieder das Bild des grün leuchtenden Raumes. Dorthin müssen wir! war sein einziger Gedanke.
    Aber schon im nächsten Augenblick befand er sich erneut unter der sich neigenden Betondecke. Irgendwo tauchte kurz und schemenhaft die Gestalt Magnus Gunnarssons auf. Er schrie etwas, das Dorian aber wegen des Lärms nicht verstehen konnte. Unga lag mit gebrochenen Gliedern in der Tiefe. Gunnarsson, verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau haltend, versuchte, einem einstürzenden Betonpfeiler auszuweichen.
    Auf einmal hörte sich Dorian wieder in der fremden Sprache sprechen. Es war ein Hilferuf an die unerklärlichen Mächte, die in dem Spiegel wohnten. Und er hielt sich den Ys-Spiegel vors Gesicht. Er sah darin die Tätowierung, aber das Stigma erschreckte ihn nicht mehr.
    Die Tätowierung verblaßte.
    Der Lärm verstummte.
    Stille kehrte ein.
    Das Chaos war vorbei.
    Eingekeilt in die Trümmer des Hochhauses, aber unverletzt, ließ der Dämonenkiller die Ruhe auf sich einwirken.
    Er war gerettet.

    „Hunter?"
    Das war die Stimme von Magnus Gunnarsson.
    „Hier!" sagte Dorian apathisch. Er fühlte sich schwach. „Helfen Sie mir, Magnus!"
    Die schlanke Gestalt des Isländers tauchte vor ihm auf. Er rutschte eine Schutthalde herunter und reichte Dorian die Hand.
    „Sind Sie unverletzt?" erkundigte sich Gunnarsson mehr interessiert als mitfühlend. Er war schon ein eiskalter Bursche.
    „Das wird sich gleich herausstellen", erwiderte Dorian.
    Mit der Hilfe des Isländers kam er frei. Er verspürte nur ein leichtes Stechen in der Leistengegend. „Ich bin soweit in Ordnung", stellte Dorian fest und schüttelte ungläubig den Kopf. „Daß wir das überlebt haben!"
    Gunnarsson verzog spöttisch den Mund.
    „Sie glauben doch nicht an ein Wunder, Dorian?" Er deutete auf den Ys-Spiegel, der um Dorians Hals baumelte. „Danken Sie lieber Ihrem Amulett. Für mich besteht kein Zweifel, daß uns der Spiegel gerettet hat. Er hat uns aus dem gefährlichen Gebiet gebracht."
    Dorian blickte sich ungläubig um. „Liegen wir denn nicht unter den Trümmern des eingestürzten Hochhauses?"
    Soviel er sehen konnte, waren das die Betonplatten und -träger des Hotels. Vereinzelt sah er Teile zertrümmerter Möbelstücke. Dort lag eine zerbrochene Puppe, daneben

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