Du Durchschaust Mich Nicht
staunen und selbst ältere Menschen wieder zu Kindern werden. Ich finde, diese magischen Momente sind Gold wert. Schau dir bei einem Einkauf oder einem Spaziergang doch mal bewusst die Leute um dich herum an. Wie viele hetzen durch ihr Leben, sind gestresst? Da schimpft einer auf dem Parkplatz, weil ihm ein anderer die letzte freie Parkbucht weggeschnappt hat; ein Vater rollt mit hochrotem Kopf den vollbepackten Einkaufswagen mit integriertem Kindersitz in Form eines Autos durch die engen Supermarktgänge, während das Kind fröhlich eine Hupe nachahmt; und selbst im Park beim Entenfüttern hört man über dem lauten Geschnatter der Enten noch die verärgerten Rufe eines Radfahrers, weil zwei alte Leutchen mit einer Tüte Brotkrumen das Federvieh mitten auf den Radweg gelotst haben. Ich persönlich liebe es, in dieses pralle Leben hineinzuspringen, die Leute aus ihrem Alltag in die Welt der Magie zu entführen und ihnen ein verblüfftes Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Aber was genau steckt hinter der Illusionskunst – der Magie? Warum kann man sich noch so konzentrieren und kommt einfach nicht dahinter, wie der Magier es schafft, etwas verschwinden und wieder erscheinen zu lassen?
Magier lassen sich eben nicht gern durchschauen. Oder hast du schon einmal im Internet nachgesehen, wie ein bestimmter Zaubertrick funktioniert? Ich kann mir gut vorstellen, dass du enttäuscht warst, weil du dich so einfach hinters Licht führen hast lassen. Vielleicht aber warst du überrascht, wie ausgebufft die Umsetzung einer Illusion sein kann?
Egal, wie simpel oder kompliziert ein Zauberkunststück ist, die Leute fallen immer wieder darauf herein. Obwohl es inzwischen unzählige Bücher und Videos gibt, in denen Tricks Schritt für Schritt erklärt werden. Eigentlich könnte mich jeder durchschauen, aber die Magie – oder was wir für Magie halten – ist zu faszinierend, als dass wir den Glauben daran aufgeben wollen. Ich kann mich nicht beschweren, die Leute kommen immer noch in Scharen in meine Shows.
Manche Leute hören nicht auf zu wettern, Magie sei Lug und Betrug. Und in gewisser Weise haben sie recht, denn wir Magier täuschen sie. Aber nicht, um sie zu ärgern oder ihnen Schaden zuzufügen oder um sie neidisch zu machen – »Ich kann was, was du nicht kannst« –, sondern um sie zu unterhalten, zu überraschen, ihnen Freude zu bereiten und Ablenkung zu verschaffen. Wie hoch soll die Strafe für solch ein Vergehen sein?
Ich möchte dich im Folgenden in meine Welt der Magie entführen, dich hinter die Kulissen blicken lassen und dir verwandte – und nicht immer seriöse – andere Meister der Täuschung und Ablenkung vorstellen. Von allen können wir etwas lernen, ohne gleich selbst zum Betrüger oder Hochstapler zu werden. Das Leben wird leichter, wenn wir ihm hin und wieder einen Schuss Magie verpassen. Und manchmal kann Unmögliches auf magische Weise Wirklichkeit werden!
Doch bevor ich dich hinter das Geheimnis der Magie schauen lasse, erzähle ich dir noch, wie ich überhaupt dazu gekommen bin, den etwas ungewöhnlichen Beruf des Magiers zu ergreifen.
Ich wollte schon als Kind unbedingt Zauberer werden. Andere Jungs hätten wohl »Feuerwehrmann« oder »Fußballprofi« geantwortet, auf die Frage, was sie einmal werden wollen. Bei mir war eben der Zauberer das erklärte Berufsziel. Damit erntete ich auf Familienfesten oder bei Verwandtenbesuchen regelmäßig schmunzelnde Blicke. Und später, als ich dann bereits volljährig war, ungläubiges Stirnrunzeln.
Und obwohl ich heute bewiesen habe, dass auch aus einem Zauberer was werden kann, können sich die meisten nicht vorstellen, wie mein Leben wirklich aussieht. »Kann man damit denn Geld verdienen?«; »Und was machen Sie hauptberuflich?«; »Sie stammen also aus einer Zirkusfamilie?« – Diese Dinge bekomme ich ständig zu hören, auch wenn viele mich mittlerweile aus dem Fernsehen kennen.
Magier werden zu wollen, das ist also nichts Gewöhnliches. Aber daran haben meine Eltern ganz bestimmt nicht gedacht, als sie den persischen Namen Farid für mich wählten, der so viel bedeutet wie »etwas Besonderes, etwas Einzigartiges«. Und doch haben sie mir das Wichtigste mitgegeben, um diesen Weg überhaupt beschreiten zu können: Ihre Liebe und Erziehung haben in mir die Kraft wachsen lassen, an mich und meine Ideen zu glauben, und seien sie auch noch so verrückt. Die beste Voraussetzung für meinen Beruf.
Und weil ich immer wieder gefragt werde,
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