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DU HÖRST VON MIR

DU HÖRST VON MIR

Titel: DU HÖRST VON MIR Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luis Algorri
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denn?«
    »Nichts. Rauchen. Warten, dass das Feuer ausgeht.«
    »Komm.«
    Er nahm mich bei der Hand und zog mich ins Zelt. Er hieß mich hinlegen und ließ mich meinen Arm auf dem Schlafsack ausstrecken. Dann legte er sich, mit dem Rücken zu mir, auf die Seite und kuschelte sich an mich, seinen Kopf auf meine Schulter gebettet, meine Lippen, meine kleinen Küsse, die Feuchtigkeit, die unaufhörlich aus meinen Augen quoll und von seinem schwarzen strubbeligen Haar aufgesogen wurde.
    Dann fasste er in der Dunkelheit nach meinem anderen Arm und schlang ihn um sich, legte meine Hand auf seine kalte Brust. Er presste mir seinen zitternden Hintern in den Schoß.
    Mit der Kälte seiner Füße, suchte er die Wärme der meinen.
    »Was machen deine Wunden?«, fragte er.
    »Alles ist gut, Liebster«, sagte ich. »Aber... warum tust du das? Warum kuschelst du dich so doll an mich?«
    »Weil ich auch besser schlafe, wenn ich umarmt werde«, sagte er, fast schon im Schlaf.

Dritter Teil
    »S ind dir die Beine schwer?«
    »Ja, ein wenig«, lächelte er.
    Die Cuesta del Tombo, die wir zwei Tage zuvor mit den Händen in den Hosentaschen leichten Fußes bergab gewandert waren, war nun in entgegengesetzter Richtung furchtbar anstrengend. Der schlecht asphaltierte Weg schlängelte sich vor unseren Augen, vor unseren Beinen, unseren staubigen Stiefeln grausam, Meter um Meter nach oben, ohne Ende.
    José war an diesem Morgen vor mir erwacht. Wir waren beide nackt und hatten ineinander verknotet, eng ineinander verschlungen, einander zugewendet geschlafen. Er hatte sein Gesicht an meine Wange gedrückt, seine Hände lagen auf meinem Rücken, meine Arme unter seinen Achseln, seine Beine die meinen umfangend. Ich wurde kurz wach, als er sich aus unserer Umarmung löste und, ohne etwas zu sagen, zum Fluss ging, um sich zu waschen. Ich sank sogleich wieder ruhig und glücklich in den Schlaf. Aber José kam bald zurück und rüttelte mich wach. Ich sah ihn an, noch völlig verschlafen. Wir hatten beide Augenringe und waren völlig übernächtigt. Ich raffte mich binnen zehn Minuten auf und nach einem Kaffee in der Bar von Caín (der alte Pedro verabschiedete uns gerührt und wünschte wie immer mit großer Geste, wir mögen so bald wie möglich wiederkommen),  machten wir uns auf den Weg. José war ernst. Armer, was für ein Kater. Ich hatte dennoch ein nicht enden wollendes Lächeln auf den Lippen.
    »Sag mal, Javier, bis wohin gehen wir heute eigentlich?«
    »Zum Essen? Wir schaffen es bis Cordiñanes. Da schlagen wir das Zelt auf und ruhen uns am Nachmittag einfach aus, das kann uns in unserem Zustand nur gut tun, oder?«
    »Und... warum legen wir nicht einen Zahn zu... und gehen bis Santa Marina?«
    »Bis Santa Marina? Bis zum Ende? Bist du verrückt? Warum sollen wir uns das antun?«
    »Keine Ahnung. Um Zeit zu gewinnen, oder?«
    »Aber José, das ist eine tierische Strecke. So beladen wie wir sind. Außerdem, wenn wir heute schon bis Santa Marina kommen, dann werden es statt fünf Tagen nur vier gewesen sein. Das war nicht, was wir uns...«
    »Lass uns bis Santa Marina gehen. Ich schaffe das schon.
    Was meinst du?«
    Ich blieb stehen.
    »Das heißt, du möchtest, dass wir morgen wieder nach Hause fahren?«
    »Ich weiß nicht. Ja. Wir haben doch alles gesehen, oder?«
    Einen Tag weniger. Einen Tag weniger mit ihm. Aber eigentlich hatte er Recht. Wir hatten ja bereits alles gesehen.
    Wir gingen weiter.
    Ich hatte gerade mal drei Stunden geschlafen. José sah man den Kater im Gesicht an: Er war fix und fertig. Dennoch ließ er in seinem Schritt nicht nach. Die letzten beiden Kilometer der Cuesta del Tombo ließen uns Wasser und Blut schwitzen, aber José biss die Zähne zusammen und lief mit einer Geschwindigkeit, als wäre der Teufel hinter ihm her. Ich begriff  nichts. In Cordiñanes, es war bereits Nachmittag, machten wir Rast und aßen ein Sandwich. Es war dieselbe Bar, in der wir auf dem Hinweg Rast gemacht hatten. Ich ging mit meinem Bier raus auf die Terrasse. Vor uns lag das beeindruckende Panorama des Westmassivs der Picos, blaugrau, mit seinen unerreichbaren Gipfeln. José kam auch heraus und stellte sich neben mich, betrachtete die schweigenden Berge.
    »Was denkst du?«
    »Es ist wunderschön. Wirklich.«
    Die ersten Wolken des Nachmittags begannen, sich in der Ferne um die Bergspitzen herum zusammenzuziehen. Ich schwieg eine Weile. Aber er war bei mir.
    »Weißt du was?«, sagte ich unvermittelt.
    »Was?«
    »Ich werde diese

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