Du + Ich = Wir Zwei, 1
Hintern geht es ausgezeichnet, vielen Dank. Und wer sagt dir, dass ich wen auch immer zurückerobern will? Das Singleleben gefällt mir sehr“, sage ich bösgläubig.
„Gute Antwort, Alma! Vadim Arcadi war bereits kein Geschenk, aber dieser Vadim King erst … Ich kann ihn nicht leiden!“, erwidert Clémentine, die sichtlich verärgert über Niels Bemerkung ist.
„Sie liebt ihn noch immer, das sieht doch ein Blinder! Hör mit deiner scharfen Wortwahl auf, Clém. Wenn Alma dir zuhören würde, würde sie zur Nonne werden! Oder wäre mit einem Finanzexperten verheiratet, der sich brennend für Genealogie interessiert…!“, erwidert er, um sie wütend zu machen.
„Scher dich doch zum Teufel, Niels! Du kannst dich selber verarschen, aber bis dahin habe ich einen Mann, der zu Hause auf mich wartet!“
„Immer mit der Ruhe! Ihr beide müsstet eine Paartherapie machen …Gut, und wie wäre es, wenn wir wieder auf das Gesprächsthema des Tages zurückkommen …: Vadim Arcadi, King oder weiß nicht wer!“
Ich suche mein Spiegelbild im winzigen Spiegel in meinem Badezimmer. Anmerkung für später: Ich muss mir einen Spiegel kaufen, der seines Namens auch würdig ist. Und ich muss aufhören, morgens zwei Stunden länger zu schlafen. Ich sehe nur meinen äußerst blassen Teint, mein mittellanges Haar, das ein wenig platt gedrückt ist, meine Lippen, die aufgrund der Müdigkeit geschwollen sind und meine Augenringe, die das Gebiet unterhalb meiner grünen Augen beherrschen. Mich so zu betrachten, gehört nicht zu meinen Morgenritualen, bei Weitem nicht. Ich mag es nicht besonders, mich im Detail zu betrachten, aber die Vorstellung, Vadim im Laufe des Tages zu begegnen, jagt mir ein wenig Angst ein. Sehr sogar. Auch wenn ich keine Hintergedanken oder besonderen Erwartungen habe. Ich möchte mich ihm, wenn möglich, im besten Licht präsentieren. Damals fand er mich hübsch. Er war nicht einer, der es mit Komplimenten übertrieb, aber er war immer ehrlich zu mir: Jedes Wort, das aus seinem Mund kam, war ehrlich. Das machte sie nur noch kostbarer. Ich mochte es, wenn ich durch ihn hindurchsehen konnte, ich liebte das Bild von mir, wenn sein Blick mich widerspiegelte. Die anderen konnten mir noch so oft sagen, wie hübsch, schlank, spritzig, verführerisch ich war. Nur seine Meinung zählte. 12 Jahre sind vergangen, aber noch heute will ich dieses Gefühl wieder spüren. Vadim King muss mich hübsch finden. Das ist lebenswichtig. Oberflächlich, kindisch, überheblich, aber lebenswichtig.
Ich benutze so gut wie nie Make-up. Und auch das üppige Auftragen ist nicht meine Art. Nur, weil ich es diesen Morgen einmal mache, wird es nicht zur Gewohnheit. Ich sehe mich nämlich gezwungen, eine Ausnahme zu machen. Nachdem ich mein Gesicht gewaschen habe, entscheide ich mich für ein anthrazitfarbenes Kleid, das schlicht, aber dennoch eng anliegend ist. Einfach nur, um meine paar Reize zu zeigen, die ich habe. Nebenbei denke ich ein wenig an Joseph Wilson, der mit Sicherheit mehr Freude daran haben wird als Vadim, aber egal. Das wäre nicht der erste 40-jährige Tölpel, der versucht, mich nur für eine Nacht ins Bett zu kriegen. Das ist verlorene Liebesmühe. Keiner von ihnen hat sein Ziel erreicht und das wird sich wohl auch kaum ändern. Neuer Vorsatz des Tages: Aufhören, bei deplatzierten Bemerkungen blöd zu lächeln und stattdessen lieber reagieren, bevor sich die Dinge zuspitzen.
Mein Terminkalender für diesen Tag ist proppenvoll. Nachdem ich einen Regisseur kontaktiert, ein Casting angesetzt und Termine vor den jeweiligen Premieren bestätigt habe, gehe ich in den Besprechungsraum, um mit Sophie und Clarence eine Zwischenbilanz zu ziehen. Ich bin ein wenig zu früh, sie ein wenig zu spät dran. Wie immer. Ich habe schnell noch Zeit, meine Gedanken in den Fortsetzungsroman schweifen zu lassen, der sich in meinem Kopf abspielt: Wann werde ich Vadim wieder über den Weg laufen? Wird er ein paar Wort zu mir sagen? Werde ich wieder dahinschmelzen?
„Hier, ein Kaffee, damit du mir mein Zuspätkommen verzeihst …“, sagt Sophie mit einem reizenden und reuevollen Lächeln auf den Lippen.
Es ist einfach nicht möglich, ihr böse zu sein. Dieses Mädchen ist zu gewieft …
Clarence wiederum kommt völlig außer Atem, schlampig gekleidet und mit seinen losen Akten an. Dieser Quasidoppelgänger von Will Smith erklärt uns, dass sein neunmonatiges „kleines Monster“ zahne und dass es jetzt beschlossene Sache sei: Er
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