Du + Ich - Wir Zwei, 2
verleihen und zu verhindern, dass er ein Flop wird. Millionen von Dollar und Euro stehen auf dem Spiel.
Unsere Karrieren vielleicht auch …
Wir haben nur sehr wenig Zeit. Die Vorpremiere findet in knapp zehn Tagen statt und in zwei Wochen kommt der Film in die Kinos. Keine Panik. Zum Glück trägt unser Brainstorming dann doch noch seine Früchte: Wir arbeiten einen Plan aus, der die Aufmerksamkeit der Medien und Zuschauer erregen soll: eine Reihe an Spots mit den Hauptdarstellern zu drehen und sie in den nächsten 48 Stunden auszustrahlen. Der besagte Ausschnitt wird dann einer unter vielen sein und wird als eine „Kampagne zur Absatzförderung“ in letzter Minute hinzugefügt werden. Als ob wir es schon immer vorgehabt hatten.
Vadim und Kate stimmten unserem Vorschlag sofort zu. Das Klarmachen zum Gefecht hat begonnen. Regie, Produktion, Verleih, Kommunikation, Technik: Diese Spots wurden für jeden zur Priorität und ich trage für die ganze Mannschaft die Verantwortung. Ich darf es nicht versauen.
Sophie, Clarence, Bertrand, Simon und ich haben uns im Besprechungsraum im ersten Stock verschanzt. Kaffee, Tee und Energydrinks nach Belieben. Das Projekt muss in zwei Tagen fertig sein und vor allem muss es top secret bleiben. Wir müssen um jeden Preis einen weiteren Rückschlag verhindern. Ich habe jedem einzelnen der anwesenden Leiter eine genaue Aufgabe zugeteilt und sie gebeten, mich nicht zu enttäuschen. Ich muss mich zusammenreißen, damit ich mich nicht wie ein Tyrann aufführe – wie eine gewisse Kate M. Ich erwarte von ihnen eine Glanzleistung. Um ihre Haut, aber auch meine zu retten.
Sophie Adam, die Produktionsleiterin, gibt mir die Liste für das Casting von
Pretty Little Murders
zurück. Ich muss die Schauspieler – oder ihre Agenten – kontaktieren, damit einige von ihnen heute in unsere Studios nach L.A. kommen. Es ist 18:30 Uhr. Drüben ist es 9:30 Uhr. Zeit zu handeln. Ihnen die Situation sowie die Szene erklären, die sie spielen müssen, ihre Verfügbarkeit prüfen, ihren Launen nicht nachgeben, ihnen zu verstehen geben, dass der Erfolg des Films von ihrer Reaktionsfähigkeit abhängt. Ich gehe gerade die Liste von A bis Z durch, als ich plötzlich fast ersticke. Im Abschnitt Gastauftritte und weitere Nebenrollen stoße ich auf den Namen von … Grace Montgomery. Bestürzung … Zittern!
Wie konnte ich das übersehen?!
Ich bin zu spät zur Vorführung gekommen …
Ich war zu kaputt, um mir die Namen im Abspann durchzulesen …
Anfängerfehler!
Ich frage sofort meine Kollegen. Sie antworten mir im Chor und bestätigen meine Befürchtungen. Das Filmsternchen spielt tatsächlich in der ersten halben Stunde im Film mit. Nur ein paar Minuten. Ihre Figur wird sofort würdig niedergemetzelt.
Wenn das nur wahr wäre …
Du schweifst ab, Alma!
Sie ist die zwölfte, die ich anrufen muss. Bis dahin lief alles gut. Alles scheint problemlos zu laufen, damit die Dreharbeiten schnellstmöglich beginnen können. Seltsamerweise aber sagt mir eine leise Stimme, dass Fräulein Barbie mir zu schaffen machen wird … Ich wähle ihre Nummer – wobei ich hoffe, die Stimme des automatischen Anrufbeantworters zu hören – und kritzle Kreise auf meinen Block. Dabei zerdrücke ich die Spitze meines Bleistifts auf dem Papier.
Bleib professionell, bleib professionell, bleib professionell …
„Ich bin’s!“, plärrt sie auf Englisch ins Telefon, wo andere sich mit einem einfachen „Hallo?“ zufriedengeben würden.
„Hallo Grace. Hier ist Alma Lancaster von King Productions“, sage ich kurz.
„Oh … Was wollen Sie?“, seufzt sie, unzufrieden mit dieser Überraschung.
„Ich rufe Sie an, um mit Ihnen über ein Projekt zu sprechen, das
Pretty Little Murders
betrifft.“
„Ach, das. Ich weiß, April hat mich benachrichtigt“, schneidet sie mir barsch das Wort ab.
April, die Hauptdarstellerin des Films …
„Sind Sie gerade in L.A.?“
„Ja. Wollen Sie, dass ich in Ihrem Spot mitspiele?“, fragt sie mit einer nicht geheuchelten Geringschätzung.
„Es ist keine Pflicht. Wie Sie wissen, haben Sie ja nur eine Nebenrolle, aber wenn Sie Zeit haben …“, verdeutliche ich, um sie an einem wunden Punkt zu treffen.
„Wird es bezahlt?“
„Entschuldigung?“
„Jede Arbeit verdient ein Gehalt, oder nicht?“
„Zunächst einmal muss das Image des Films wiederhergestellt werden und sein Erfolg gewährleistet sein. Im Interesse aller … Aber ja, Sie bekommen eine
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