Du + Ich - Wir Zwei, 3
und bin frustriert über diese Antwort. Vor einer Woche haben wir uns nach einem heftigen Krach getrennt. Das Letzte, worüber ich jetzt reden möchte, ist sein mit Silikon aufgespritztes Alibi.
„Du hast mir gefehlt“, flüstert er und küsst mich zärtlich.
„Dann sprich aber bitte ihren Namen nicht mehr aus.“
„Schalte nicht immer auf stur … Wenn ich dir von ihr erzähle, will ich dir damit zeigen, dass ich dir nichts verheimliche.“
„Dass du mir nichts verheimlichst?“, frage ich nach.
„Müssen wir das wirklich wieder zur Sprache bringen?“, fragt er und seufzt.
„Vadim, ich muss es wissen. Nicht alles, nur … das Wichtigste.“
Er hat einen ernsten Gesichtsausdruck. Ein paar Sekunden lang sagt er nichts. Er holt tief Luft und lässt sich dann schließlich doch auf das Gespräch ein.
„Mein Vater wurde in Russland geboren. Er stammte aus einer Arbeiterfamilie. Er ist in die USA ausgewandert, um dem Elend zu entkommen und den
American Dream
zu leben. Er hat als Model angefangen, bevor er Schauspieler wurde. Bei Dreharbeiten hat er meine Mutter kennengelernt, eine junge, idealistische Schauspielerin, die auf der großen Leinwand den Durchbruch schaffen wollte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie haben sofort geheiratet und kurze Zeit später kam ich auf die Welt. Drei Jahre später waren sie dann tot. Es war eine standrechtliche Hinrichtung auf offener Straße. Mein Vater hatte mich auf dem Arm, als es passierte. Den Rest kennst du. Die Heime, meine rebellische Jugend, den Mist, den ich gebaut habe, bis ich dich traf.“
„Eine … standrechtliche Hinrichtung?“
„Ja. Der Fall wurde nie gelöst. Die Polizei hat kläglich versagt. In der Anfangszeit hat sie mehrere Mitglieder der russischen Mafia verdächtigt, aber sie hat den Fall sehr schnell zu den Akten gelegt. Ich war noch so jung. Alles ist so schnell gegangen, ich kann mich an nichts mehr erinnern … Das macht mich wahnsinnig. Ich war doch dabei! Ich müsste dieses Arschloch doch finden“, murrt er und beißt die Zähne zusammen.
„Und was ist mit deinen Ermittlungen?“
„Im Laufe der Jahre habe ich tonnenweise Informationen gesammelt. Ich habe Privatdetektive, ehemalige Polizisten und Bundesagenten kontaktiert. Ich komme der Wahrheit allmählich näher. Ich werde nicht aufgeben, Alma. Ich muss es wissen, ich schulde es meinen Eltern“, sagt er mit gebrochener Stimme.
Ich unterdrücke meine Tränen. Ich bin zutiefst gerührt, aber auch entschlossen, nicht schwach zu werden. Zärtlich streichle ich das seidenweiche Haar meines Geliebten, während er nach und nach sein wahres Gesicht zeigt. Es läuft mir kalt den Rücken hinunter, wenn ich ihn darüber reden höre. Ich glaube, ich habe ihn noch nie so sehr geliebt wie in diesem Moment.
„Ich weiß, das klingt bescheuert, aber ich versuche, es als Herausforderung zu sehen, damit es mich nicht zerfrisst. Es scheint, als ob das Glück seinen Preis hat …“
„Also, lass uns glücklich sein. Zu zweit … Und jetzt …“, flüstere ich, während ich seine Strickjacke aufknöpfe.
Ein wenig neugierig und auch ein wenig amüsiert sieht mir Vadim zu, wie ich mich an den Knöpfen seines Pullovers zu schaffen mache … Einen nach dem anderen, ganz langsam. Ich höre, wie er leise lacht, als ich den letzten nicht aufbekomme.
„Sie sind so ungeschickt, Fräulein Lancaster …“
„Tut mir leid“, murmle ich und versuche, ernst zu bleiben.
„Entschuldige dich nicht. Ich finde das bezaubernd, rührend sogar.“
„Ein Baby, ein Welpe, ein altes Ehepaar, das Händchen hält und den Sonnenuntergang bewundert … das ist rührend. Ich bin mir nicht sicher, ob das das richtige Wort ist, um die Frau zu beschreiben, mit der du gleich … schläfst.“
„Was sagt dir, dass ich das vorhabe?“, fragt er mich provozierend.
Ich kann auch Spielchen spielen, Mr. King …
„Umso besser … Der Sex mit dir ist sowieso so langweilig!“, sage ich ironisch. „Wir haben also jetzt noch Folgendes zur Auswahl: die Wände streichen, Geschirr spülen oder …“
„Halt den Mund und küss mich!“
Seine Lippen stürzen sich auf meine und ersticken mein Lachen. Diesmal ergreift mein Geliebter die Initiative und zieht im Nu seine Strickjacke aus. Unser Kuss wird intensiver, unsere Zungen finden sich, verschlingen sich, stoßen gegeneinander. Der Pfefferminzgeruch aus seinem Mund macht Lust auf mehr. Schnell verliere ich den Boden unter den Füßen, bin von dieser Umarmung verzaubert,
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